Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.von Museis insgemein. sposition eines Raritäten-Gemaches eine Wissenschafft, die in omni Scibiligenugsam versirt ist, oder deutlicher zu reden, einen vollkommen gelehrten Mann, der in der Material-Disciplin oder einiger Polymathie, Pantoso- phie oder Encyclopaedie &c. wohl erfahren ist. Andere erfordern noch mehr, nemlich Physicam electivam und experimentalem, und aus der Mathesi Arithmeticam, Geometriam practicam, Astronomiam, Mecha- nicam, Opticam, Sciothericam, Architecturam militarem & civilem, Pyrobolicam & Mechanicam; ja er soll die Geographiam gar special durch Lesung der Topographien und Reise-Beschreibungen ins Ge- dächtniß gefasset haben. Ferner Sprachen zu verstehen, sey ihm hochnöthig, indem die meisten vorkommende Termini Griechisch, die Sachen aber in den besten Büchern Lateinisch, Frantzösisch, Jtalienisch oder Englisch vor- getragen sind. Endlich soll er auch wohl mahlen können, und allerley Ab- risse, sowol im Gehirn, als auf dem Papier zu machen geschickt seyn; auch zum Substituten einen tüchtigen Menschen haben, der das Tischer-Drechs- ler-Uhrmacher- und andere Kunst-Handwercker, Profession, fundamen- taliter verstehet. Diß sind alle schöne Umstände und herrliche Wissenschafften, und der- Nachdem ein ziemlicher Vorrath von allerhand Raritäten an einem dem- G g g 3
von Muſeis insgemein. ſpoſition eines Raritaͤten-Gemaches eine Wiſſenſchafft, die in omni Scibiligenugſam verſirt iſt, oder deutlicher zu reden, einen vollkommen gelehrten Mann, der in der Material-Diſciplin oder einiger Polymathie, Pantoſo- phie oder Encyclopædie &c. wohl erfahren iſt. Andere erfordern noch mehr, nemlich Phyſicam electivam und experimentalem, und aus der Matheſi Arithmeticam, Geometriam practicam, Aſtronomiam, Mecha- nicam, Opticam, Sciothericam, Architecturam militarem & civilem, Pyrobolicam & Mechanicam; ja er ſoll die Geographiam gar ſpecial durch Leſung der Topographien und Reiſe-Beſchreibungen ins Ge- daͤchtniß gefaſſet haben. Ferner Sprachen zu verſtehen, ſey ihm hochnoͤthig, indem die meiſten vorkommende Termini Griechiſch, die Sachen aber in den beſten Buͤchern Lateiniſch, Frantzoͤſiſch, Jtalieniſch oder Engliſch vor- getragen ſind. Endlich ſoll er auch wohl mahlen koͤnnen, und allerley Ab- riſſe, ſowol im Gehirn, als auf dem Papier zu machen geſchickt ſeyn; auch zum Subſtituten einen tuͤchtigen Menſchen haben, der das Tiſcher-Drechs- ler-Uhrmacher- und andere Kunſt-Handwercker, Profeſſion, fundamen- taliter verſtehet. Diß ſind alle ſchoͤne Umſtaͤnde und herrliche Wiſſenſchafften, und der- Nachdem ein ziemlicher Vorrath von allerhand Raritaͤten an einem dem- G g g 3
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von Muſeis insgemein.
ſpoſition eines Raritaͤten-Gemaches eine Wiſſenſchafft, die in omni Scibili
genugſam verſirt iſt, oder deutlicher zu reden, einen vollkommen gelehrten
Mann, der in der Material-Diſciplin oder einiger Polymathie, Pantoſo-
phie oder Encyclopædie &c. wohl erfahren iſt. Andere erfordern noch
mehr, nemlich Phyſicam electivam und experimentalem, und aus der
Matheſi Arithmeticam, Geometriam practicam, Aſtronomiam, Mecha-
nicam, Opticam, Sciothericam, Architecturam militarem & civilem,
Pyrobolicam & Mechanicam; ja er ſoll die Geographiam gar ſpecial
durch Leſung der Topographien und Reiſe-Beſchreibungen ins Ge-
daͤchtniß gefaſſet haben. Ferner Sprachen zu verſtehen, ſey ihm hochnoͤthig,
indem die meiſten vorkommende Termini Griechiſch, die Sachen aber in
den beſten Buͤchern Lateiniſch, Frantzoͤſiſch, Jtalieniſch oder Engliſch vor-
getragen ſind. Endlich ſoll er auch wohl mahlen koͤnnen, und allerley Ab-
riſſe, ſowol im Gehirn, als auf dem Papier zu machen geſchickt ſeyn; auch
zum Subſtituten einen tuͤchtigen Menſchen haben, der das Tiſcher-Drechs-
ler-Uhrmacher- und andere Kunſt-Handwercker, Profeſſion, fundamen-
taliter verſtehet.
Diß ſind alle ſchoͤne Umſtaͤnde und herrliche Wiſſenſchafften, und der-
jenige, welcher alle oberzehlte Qualitäten hat, mag wohl mit gutem Recht
ein capabler Mann genennt werden; ich will auch nicht der Abrede ſeyn, daß
dergleichen Wiſſenſchafften kein geringes zur weislichen Diſponirung eines
raren Vorraths beytragen. Wann aber nun dergleichen nicht bey allen
und ieden curiöſen Gemuͤthern gefunden, auch eben nicht koͤnnen erfordert
werden; ſo moͤchte ich gleichwol wiſſen, ob denn ſolchen gar nicht geziemen
ſolle, Raritaͤten zu ſammlen? Hievon ſoll zwar hiernaͤchſt gehandelt werden;
kuͤrtzlich aber davon zu reden, ſo kan keinem, der darzu incliniret, dieſe edle
Inclination unterſagt werden. Derohalben will ich darzu dieſen Vor-
ſchlag geben, worzu mehr ein gutes natuͤrliches Judicium, als groſſe Stu-
dia und Gelehrſamkeit erfordert wird.
Nachdem ein ziemlicher Vorrath von allerhand Raritaͤten an einem
Ort zuſammen gebracht worden, ſo erwaͤhle man darzu ein Gemach, welches
wegen der bequemen Lufft gegen Suͤd-Oſt gelegen, deſſen Mauren trocken,
der Boden gewoͤlbt, das Tages-Licht wohl ausgetheilet, und im uͤbrigen
vor allem Unfall wohl bewahret iſt. Den Waͤnden der Mauren und Ge-
woͤlbe gebe man keinen andern Zierath, als eine weiſſe helle Farbe. Dieſes
von mir in Gedancken vorgeſtellte Raritaͤten-Gemach iſt ungefaͤhr zweymal
ſo lang, als deſſen Breite iſt, und lieget gegen dem hellen Tag an, damit
auch das Kleinſte darinn mag wahrgenommen werden. Der Eingang zu
dem-
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