Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.von Museis insgemein. rieuser Sachen gesammlet und aufgehoben. Diese nennet man heutiges Ta-ges insgemein ein Cabinet. Und curieuse Reisende, wenn sie in eine Stadt kommen, fragen darnach, ob nicht hie und da ein Cabinet zu beschen. Der- gleichen Cabinetter aber haben unterschiedliche Beynamen. Zum Exempel. Ein Antiquitaeten-Cabinet hat lauter Sachen aus dem Alterthum. Ein Naturalien-Cabinet bestehet in einer Sammlung aus den 3 Reichen der Natur. Ein Muschel-Cabinet hat allerley Conchylien. Ein Mineralien-Cabinet hat allerley Bergwercks-Stuffen. Ein Materialien-Cabinet: Jn solchem werden von einigen Materia- listen, Droguisten und Apothekern allerley rare, ausländische Materialien, Specereyen und Aromata &c. gesammlet. Ein Kunst-Cabinet: Darinn siehet man lauter von klugen Köpffen ersonnene, und subtilen Händen verfertigte Artificialia, oder künstliche Din- ge, dergleichen auch zu Augspurg und anderswo bey künstlichen Handwer- ckern gefunden werden. Ein Mechanisch Cabinet: Jn dergleichen siehet man allerley mecha- nische Machines und künstliche ins kleine vorgestellte Modellen: Ein solches sieht man in einem gewissen Pallast zu Paris. Ein Porcellain-Cabinet wird bey vielen gefunden, doch bey einem schö- ner und kostbarer, als bey andern. Ein Müntz- und Medaillen-Cabinet ist bekandt genug. Ein Geographisches Cabinet: Wie solches einzurichten, darzu gibt der geöffnete Ritter-Platz im ersten Cap. des III. Theils Unterricht. Ein Mathematisches Cabinet: Vide ibid. Ein Chymisches Cabinet: Eines dergleichen hat der Abbe Dignan zu Paris. Ein Glas-Cabinet: Diese findet man gar wenig, weil anitzo kein sonderlicher Fleiß mehr an das mühsame Glas-Schleiffen gewandt wird. Mir aber ist noch kürtzlich ein dergleichen uraltes Cabinet zu Gesicht kommen, das man warlich für ein herrliches Cabinet sowol in Modellen, als Schleif- fung der Figuren in den gläsernen Geschirren, item in allerley von Glas ver- fertigten und geblasenen überaus künstlichen Sachen, hat passiren lassen müssen. Ein Stämpel-Cabinet: Dergleichen findet man wol am allerwe- nigsten in der Welt. Eines aber kan ich davon gewiß zu Paris anweisen, welches am Ende unter der grossen Gallerie des Louvre zu erfahren stehet. Ein F f f 2
von Muſeis insgemein. rieuſer Sachen geſammlet und aufgehoben. Dieſe nennet man heutiges Ta-ges insgemein ein Cabinet. Und curieuſe Reiſende, wenn ſie in eine Stadt kommen, fragen darnach, ob nicht hie und da ein Cabinet zu beſchen. Der- gleichen Cabinetter aber haben unterſchiedliche Beynamen. Zum Exempel. Ein Antiquitæten-Cabinet hat lauter Sachen aus dem Alterthum. Ein Naturalien-Cabinet beſtehet in einer Sammlung aus den 3 Reichen der Natur. Ein Muſchel-Cabinet hat allerley Conchylien. Ein Mineralien-Cabinet hat allerley Bergwercks-Stuffen. Ein Materialien-Cabinet: Jn ſolchem werden von einigen Materia- liſten, Droguiſten und Apothekern allerley rare, auslaͤndiſche Materialien, Specereyen und Aromata &c. geſammlet. Ein Kunſt-Cabinet: Darinn ſiehet man lauter von klugen Koͤpffen erſonnene, und ſubtilen Haͤnden verfertigte Artificialia, oder kuͤnſtliche Din- ge, dergleichen auch zu Augſpurg und anderswo bey kuͤnſtlichen Handwer- ckern gefunden werden. Ein Mechaniſch Cabinet: Jn dergleichen ſiehet man allerley mecha- niſche Machines und kuͤnſtliche ins kleine vorgeſtellte Modellen: Ein ſolches ſieht man in einem gewiſſen Pallaſt zu Paris. Ein Porcellain-Cabinet wird bey vielen gefunden, doch bey einem ſchoͤ- ner und koſtbarer, als bey andern. Ein Muͤntz- und Medaillen-Cabinet iſt bekandt genug. Ein Geographiſches Cabinet: Wie ſolches einzurichten, darzu gibt der geoͤffnete Ritter-Platz im erſten Cap. des III. Theils Unterricht. Ein Mathematiſches Cabinet: Vide ibid. Ein Chymiſches Cabinet: Eines dergleichen hat der Abbé Dignan zu Paris. Ein Glas-Cabinet: Dieſe findet man gar wenig, weil anitzo kein ſonderlicher Fleiß mehr an das muͤhſame Glas-Schleiffen gewandt wird. Mir aber iſt noch kuͤrtzlich ein dergleichen uraltes Cabinet zu Geſicht kom̃en, das man warlich fuͤr ein herrliches Cabinet ſowol in Modellen, als Schleif- fung der Figuren in den glaͤſernen Geſchirren, item in allerley von Glas ver- fertigten und geblaſenen uͤberaus kuͤnſtlichen Sachen, hat paſſiren laſſen muͤſſen. Ein Staͤmpel-Cabinet: Dergleichen findet man wol am allerwe- nigſten in der Welt. Eines aber kan ich davon gewiß zu Paris anweiſen, welches am Ende unter der groſſen Gallerie des Louvre zu erfahren ſtehet. Ein F f f 2
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kommen, fragen darnach, ob nicht hie und da ein Cabinet zu beſchen. Der-
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Ein Naturalien-Cabinet beſtehet in einer Sammlung aus den 3
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Ein Muſchel-Cabinet hat allerley Conchylien.
Ein Mineralien-Cabinet hat allerley Bergwercks-Stuffen.
Ein Materialien-Cabinet: Jn ſolchem werden von einigen Materia-
liſten, Droguiſten und Apothekern allerley rare, auslaͤndiſche Materialien,
Specereyen und Aromata &c. geſammlet.
Ein Kunſt-Cabinet: Darinn ſiehet man lauter von klugen Koͤpffen
erſonnene, und ſubtilen Haͤnden verfertigte Artificialia, oder kuͤnſtliche Din-
ge, dergleichen auch zu Augſpurg und anderswo bey kuͤnſtlichen Handwer-
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Ein Mechaniſch Cabinet: Jn dergleichen ſiehet man allerley mecha-
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ſieht man in einem gewiſſen Pallaſt zu Paris.
Ein Porcellain-Cabinet wird bey vielen gefunden, doch bey einem ſchoͤ-
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Ein Muͤntz- und Medaillen-Cabinet iſt bekandt genug.
Ein Geographiſches Cabinet: Wie ſolches einzurichten, darzu gibt
der geoͤffnete Ritter-Platz im erſten Cap. des III. Theils Unterricht.
Ein Mathematiſches Cabinet: Vide ibid.
Ein Chymiſches Cabinet: Eines dergleichen hat der Abbé Dignan zu
Paris.
Ein Glas-Cabinet: Dieſe findet man gar wenig, weil anitzo kein
ſonderlicher Fleiß mehr an das muͤhſame Glas-Schleiffen gewandt wird.
Mir aber iſt noch kuͤrtzlich ein dergleichen uraltes Cabinet zu Geſicht kom̃en,
das man warlich fuͤr ein herrliches Cabinet ſowol in Modellen, als Schleif-
fung der Figuren in den glaͤſernen Geſchirren, item in allerley von Glas ver-
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muͤſſen.
Ein Staͤmpel-Cabinet: Dergleichen findet man wol am allerwe-
nigſten in der Welt. Eines aber kan ich davon gewiß zu Paris anweiſen,
welches am Ende unter der groſſen Gallerie des Louvre zu erfahren ſtehet.
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