D.Johann Kanolds Anhang Von einigen heut zu Tage noch berühmten Bi- bliothequen und deren Memorabilibus.
OHngeachtet ich gesonnen gewesen, der vorstehenden Recension de- rer Bibliothequen, so wie bey der von Kunst- und Naturalien- Kammern, auch einige Scholia und Illustrationes unten anzufügen; so habe ich doch solches unterlassen müssen, vornemlich weil hie- durch das Werck alsdenn viel stärcker worden wäre, als es die Absicht des Hrn. Verlegers, dessen Maß ich, so viel möglich gewesen, besolgen müssen, intendiret hat. Damit ich aber gleichwol diesen Theil nicht gantz unbe- rührt lassen möge, so will ich bloß pro Appendice noch kürtzlich einige Nachrichten anhängen, die mir von einem und dem andern gelehrten Freun- de hierüber communiciret worden, derer noch viel mehrere ich einzuziehen bereit gewesen, wenn mich nicht die Grentzen der desiderirten Engigkeit zu- rück gehalten hätten. Solchemnach vermelde ich zuerst von
Altdorff,
Was mir ein berühmter Professor allda von dem itzigen Zustande der dasigen Bibliothequen in folgendem zugeschrieben: Unsere Universi- tät hat eine Zahl-reiche Bibliothecam publicam, welche theils aus dona- tionibus privatarum Bibliothecarum Anfangs entstanden, theils aus den jährlichen Revenuen von milden dazu gemachten Stifftungen nach und nach angeschaffet worden. Sie stehet unter der Aufsicht des Hrn Joan. Dav. KölersHistor. & Politic. Pr. P. als Bibliothecarii. Der iedes mal ab- gehende Rectot empfänget die Interessen von den Capitalien, und schaffet dafür neue Bücher an; daher dieselben nach den 4. Facultäten gleichmäßi- ge Incrementa hat. Die Fundi dieser publiquen Bibliothecae tragen in allen itzt so viel, daß jährlich über 100. fl. können aufgewendet werden. Als ein considerables Stück derselben ist des sel. Hrn. D. Wagenseiles mühsam auf vielen und langen Reisen gesammlete Bibliotheca Rabbinica, die ein
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D. Johann Kanolds Anhang
D.Johann Kanolds Anhang Von einigen heut zu Tage noch beruͤhmten Bi- bliothequen und deren Memorabilibus.
OHngeachtet ich geſonnen geweſen, der vorſtehenden Recenſion de- rer Bibliothequen, ſo wie bey der von Kunſt- und Naturalien- Kam̃ern, auch einige Scholia und Illuſtrationes unten anzufuͤgen; ſo habe ich doch ſolches unterlaſſen muͤſſen, vornemlich weil hie- durch das Werck alsdenn viel ſtaͤrcker worden waͤre, als es die Abſicht des Hrn. Verlegers, deſſen Maß ich, ſo viel moͤglich geweſen, beſolgen muͤſſen, intendiret hat. Damit ich aber gleichwol dieſen Theil nicht gantz unbe- ruͤhrt laſſen moͤge, ſo will ich bloß pro Appendice noch kuͤrtzlich einige Nachrichten anhaͤngen, die mir von einem und dem andern gelehrten Freun- de hieruͤber communiciret worden, derer noch viel mehrere ich einzuziehen bereit geweſen, wenn mich nicht die Grentzen der deſiderirten Engigkeit zu- ruͤck gehalten haͤtten. Solchemnach vermelde ich zuerſt von
Altdorff,
Was mir ein beruͤhmter Profeſſor allda von dem itzigen Zuſtande der daſigen Bibliothequen in folgendem zugeſchrieben: Unſere Univerſi- tät hat eine Zahl-reiche Bibliothecam publicam, welche theils aus dona- tionibus privatarum Bibliothecarum Anfangs entſtanden, theils aus den jaͤhrlichen Revenuen von milden dazu gemachten Stifftungen nach und nach angeſchaffet worden. Sie ſtehet unter der Aufſicht des Hrn Joan. Dav. KoͤlersHiſtor. & Politic. Pr. P. als Bibliothecarii. Der iedes mal ab- gehende Rectot empfaͤnget die Intereſſen von den Capitalien, und ſchaffet dafuͤr neue Buͤcher an; daher dieſelben nach den 4. Facultäten gleichmaͤßi- ge Incrementa hat. Die Fundi dieſer publiquen Bibliothecæ tragen in allen itzt ſo viel, daß jaͤhrlich uͤber 100. fl. koͤnnen aufgewendet werden. Als ein conſiderables Stuͤck derſelben iſt des ſel. Hrn. D. Wagenſeiles muͤhſam auf vielen und langen Reiſen geſammlete Bibliotheca Rabbinica, die ein
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D. Johann Kanolds Anhang
D. Johann Kanolds
Anhang
Von einigen heut zu Tage noch beruͤhmten Bi-
bliothequen und deren Memorabilibus.
OHngeachtet ich geſonnen geweſen, der vorſtehenden Recenſion de-
rer Bibliothequen, ſo wie bey der von Kunſt- und Naturalien-
Kam̃ern, auch einige Scholia und Illuſtrationes unten anzufuͤgen;
ſo habe ich doch ſolches unterlaſſen muͤſſen, vornemlich weil hie-
durch das Werck alsdenn viel ſtaͤrcker worden waͤre, als es die Abſicht des
Hrn. Verlegers, deſſen Maß ich, ſo viel moͤglich geweſen, beſolgen muͤſſen,
intendiret hat. Damit ich aber gleichwol dieſen Theil nicht gantz unbe-
ruͤhrt laſſen moͤge, ſo will ich bloß pro Appendice noch kuͤrtzlich einige
Nachrichten anhaͤngen, die mir von einem und dem andern gelehrten Freun-
de hieruͤber communiciret worden, derer noch viel mehrere ich einzuziehen
bereit geweſen, wenn mich nicht die Grentzen der deſiderirten Engigkeit zu-
ruͤck gehalten haͤtten. Solchemnach vermelde ich zuerſt von
Altdorff,
Was mir ein beruͤhmter Profeſſor allda von dem itzigen Zuſtande
der daſigen Bibliothequen in folgendem zugeſchrieben: Unſere Univerſi-
tät hat eine Zahl-reiche Bibliothecam publicam, welche theils aus dona-
tionibus privatarum Bibliothecarum Anfangs entſtanden, theils aus den
jaͤhrlichen Revenuen von milden dazu gemachten Stifftungen nach und
nach angeſchaffet worden. Sie ſtehet unter der Aufſicht des Hrn Joan. Dav.
Koͤlers Hiſtor. & Politic. Pr. P. als Bibliothecarii. Der iedes mal ab-
gehende Rectot empfaͤnget die Intereſſen von den Capitalien, und ſchaffet
dafuͤr neue Buͤcher an; daher dieſelben nach den 4. Facultäten gleichmaͤßi-
ge Incrementa hat. Die Fundi dieſer publiquen Bibliothecæ tragen in
allen itzt ſo viel, daß jaͤhrlich uͤber 100. fl. koͤnnen aufgewendet werden. Als
ein conſiderables Stuͤck derſelben iſt des ſel. Hrn. D. Wagenſeiles muͤhſam
auf vielen und langen Reiſen geſammlete Bibliotheca Rabbinica, die ein
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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/410>, abgerufen am 07.07.2024.
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