Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.III. Theil von Bibliothequen. Gabriel. Naudaeum fragen, und bleibet der g. L. zu dessen Dissert. de Instruend.Biblioth. verwiesen. Er wird ihm darinn zeigen: I. In erigendis & in- struendis Bibliothecis curiosi esse debemus & quare? II. Methodus sive ratio, juxta quam Bibliotheca aliqua rite instrui potest. III. Nu- merus Librorum, quantus esse debeat in aliqua Bibliotheca? IV. Qua- les libri comparandi? V. Quibus mediis comparari possint? VI. Quid considerandum sit circa locum, ubi reponere libros volumus? VII. de ordine librorum decenti, VIII. de eorundem ornatu. IX. Quis finis omnium praecipuus esse debeat in ejusmodi Bibliotheca instruenda? Dieser Autor hat alle nöthige Umstände zur Auf- und Einrichtung einer vollkommenen und wohlbestellten Bibliothec in gemeldter Dissertation an- geführet, und meines Erachtens kein geringes Licht darinn gegeben, auf was Art und Weise diese Sache also anzugreiffen, daß es zu einem gewünschten Ende glücklich gedeihen möge. Johann. Baptist. Cardona, Bischof zu Tortosa, hat zwar auch einen Anschlag zur Anlegung und Formirung einer Königli- chen Bibliothec geben wollen; allein er hat das Werck nur schlechter Dings und obenhin tractiret, da es doch an und vor sich kein geringes ist, sondern ei- nen gelehrten Kopff erfordert. Dieses machts, daß wir so wenig Unterricht von dieser Materie ans Licht haben. Mir fallen anitzo noch einige Worte bey, welche der weise Seneca gesprochen, und damit beweisen wollen, daß eine gros- se Bibliothec nicht allemal einen gelehrten Mann mache, seine eigne Worte sind diese: Quo mihi innumerabiles Libros & Bibliothecas, quarum dominus vix tota vita sua indices perlegit? libr. I. de Tranq. c. 9. Der Au- tor hat warlich darinn nicht Unrecht, sondern es finden sich dergleichen Art Leute mehr als zu viel, die ihre Gloire durch den Besitz einer zahlreichen Bibliothec suchen, ohne zu erwägen, daß ihre eigne Meriten und Studia den grösten Theil dazu beytragen müssen. Aber solcherley Besitzer der Biblio- thequen hat Ausonius mit diesem Epigrammate schon abgefertiget:
Darum gefallen mir wohl die Worte vorangeregten Autoris an einem an- lichen
III. Theil von Bibliothequen. Gabriel. Naudæum fragen, und bleibet der g. L. zu deſſen Diſſert. de Inſtruend.Biblioth. verwieſen. Er wird ihm darinn zeigen: I. In erigendis & in- ſtruendis Bibliothecis curioſi eſſe debemus & quare? II. Methodus ſive ratio, juxta quam Bibliotheca aliqua rite inſtrui poteſt. III. Nu- merus Librorum, quantus eſſe debeat in aliqua Bibliotheca? IV. Qua- les libri comparandi? V. Quibus mediis comparari poſſint? VI. Quid conſiderandum ſit circa locum, ubi reponere libros volumus? VII. de ordine librorum decenti, VIII. de eorundem ornatu. IX. Quis finis omnium præcipuus eſſe debeat in ejusmodi Bibliotheca inſtruenda? Dieſer Autor hat alle noͤthige Umſtaͤnde zur Auf- und Einrichtung einer vollkommenen und wohlbeſtellten Bibliothec in gemeldter Diſſertation an- gefuͤhret, und meines Erachtens kein geringes Licht darinn gegeben, auf was Art und Weiſe dieſe Sache alſo anzugreiffen, daß es zu einem gewuͤnſchten Ende gluͤcklich gedeihen moͤge. Johann. Baptiſt. Cardona, Biſchof zu Tortoſa, hat zwar auch einen Anſchlag zur Anlegung und Formirung einer Koͤnigli- chen Bibliothec geben wollen; allein er hat das Werck nur ſchlechter Dings und obenhin tractiret, da es doch an und vor ſich kein geringes iſt, ſondern ei- nen gelehrten Kopff erfordert. Dieſes machts, daß wir ſo wenig Unterricht von dieſer Materie ans Licht haben. Mir fallen anitzo noch einige Worte bey, welche der weiſe Seneca geſprochen, und damit beweiſen wollen, daß eine groſ- ſe Bibliothec nicht allemal einen gelehrten Mann mache, ſeine eigne Worte ſind dieſe: Quo mihi innumerabiles Libros & Bibliothecas, quarum dominus vix tota vita ſua indices perlegit? libr. I. de Tranq. c. 9. Der Au- tor hat warlich darinn nicht Unrecht, ſondern es finden ſich dergleichen Art Leute mehr als zu viel, die ihre Gloire durch den Beſitz einer zahlreichen Bibliothec ſuchen, ohne zu erwaͤgen, daß ihre eigne Meriten und Studia den groͤſten Theil dazu beytragen muͤſſen. Aber ſolcherley Beſitzer der Biblio- thequen hat Auſonius mit dieſem Epigrammate ſchon abgefertiget:
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III. Theil von Bibliothequen.
Gabriel. Naudæum fragen, und bleibet der g. L. zu deſſen Diſſert. de Inſtruend.
Biblioth. verwieſen. Er wird ihm darinn zeigen: I. In erigendis & in-
ſtruendis Bibliothecis curioſi eſſe debemus & quare? II. Methodus
ſive ratio, juxta quam Bibliotheca aliqua rite inſtrui poteſt. III. Nu-
merus Librorum, quantus eſſe debeat in aliqua Bibliotheca? IV. Qua-
les libri comparandi? V. Quibus mediis comparari poſſint? VI. Quid
conſiderandum ſit circa locum, ubi reponere libros volumus? VII. de
ordine librorum decenti, VIII. de eorundem ornatu. IX. Quis finis
omnium præcipuus eſſe debeat in ejusmodi Bibliotheca inſtruenda?
Dieſer Autor hat alle noͤthige Umſtaͤnde zur Auf- und Einrichtung einer
vollkommenen und wohlbeſtellten Bibliothec in gemeldter Diſſertation an-
gefuͤhret, und meines Erachtens kein geringes Licht darinn gegeben, auf was
Art und Weiſe dieſe Sache alſo anzugreiffen, daß es zu einem gewuͤnſchten
Ende gluͤcklich gedeihen moͤge. Johann. Baptiſt. Cardona, Biſchof zu Tortoſa,
hat zwar auch einen Anſchlag zur Anlegung und Formirung einer Koͤnigli-
chen Bibliothec geben wollen; allein er hat das Werck nur ſchlechter Dings
und obenhin tractiret, da es doch an und vor ſich kein geringes iſt, ſondern ei-
nen gelehrten Kopff erfordert. Dieſes machts, daß wir ſo wenig Unterricht von
dieſer Materie ans Licht haben. Mir fallen anitzo noch einige Worte bey,
welche der weiſe Seneca geſprochen, und damit beweiſen wollen, daß eine groſ-
ſe Bibliothec nicht allemal einen gelehrten Mann mache, ſeine eigne Worte
ſind dieſe: Quo mihi innumerabiles Libros & Bibliothecas, quarum
dominus vix tota vita ſua indices perlegit? libr. I. de Tranq. c. 9. Der Au-
tor hat warlich darinn nicht Unrecht, ſondern es finden ſich dergleichen Art
Leute mehr als zu viel, die ihre Gloire durch den Beſitz einer zahlreichen
Bibliothec ſuchen, ohne zu erwaͤgen, daß ihre eigne Meriten und Studia den
groͤſten Theil dazu beytragen muͤſſen. Aber ſolcherley Beſitzer der Biblio-
thequen hat Auſonius mit dieſem Epigrammate ſchon abgefertiget:
Emptis quod libris tibi Bibliotheca referta eſt,
Magnum & Grammaticum te, Philomuſe, putas;
Hoc genere & chordas & plectra & barbita conde,
Omnia mercatus cras Citharœdus eris.
Darum gefallen mir wohl die Worte vorangeregten Autoris an einem an-
dern Ort, da er ſpricht: Paretur librorum, quantum ſatis eſt, nihil in ap-
paratum, onerat diſcentem turba, non inſtruit, multoque ſatius eſt pau-
cis te Autoribus tradere, quam errare per multos, quum legere non pos-
ſit, quantum habeas, ſat eſt te habere quantum legas. Sen. Epiſt. 2. lib. 4.
& lib. 1. de Tranq. cap. 9. Merckwuͤrdig ſind die Exempel ſolcher vortref-
lichen
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