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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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III. Theil von Bibliothequen.
gewesen sowol Ferdinandus Nominus selber, als auch seine Bibliotheque, wel-
che er in Jtalien für grosses Geld gesammlet; absonderlich hat er viel auf
die Griechische Autores gehalten, und dieselben am ersten auf den Spani-
schen Academien introduciret. Er war erstlich in Salamantica, hernach
zu Alcala de Henares Professor, und lehrte die Lateinische und Griechi-
sche Sprache. Happel. ex Thuan. Histor. Lib. II. Bey Saragossa ist ein Klo-
ster, darinnen sich die Geistliche von S. Hieronymi Orden aufhalten, welche
eine vortreffliche Bibliotheque haben. Jn Spanien haben sich zu allen
Zeiten auch grosse Ministri und Königliche Staats-Bediente auf Samm-
lung herrlicher Bibliothequen geleget. Jch will nur des einigen Jacobi de
Mendoza
gedencken: Dieser gelehrte Mann, ob er gleich genugsam mit des
Königes Geschäfften beleget war, wie er denn nicht nur in Spanien, son-
dern auch zu Rom und Venedig die Stelle eines Königlich-Spanischen
Ambassadeurs bekleidet, so hat er dennoch genugsam gezeiget, wie groß und
unermüdet seine Begierde zu denen Studiis gewesen; allermassen er nicht al-
lein an vorbesagten Orten in Jtalien, sondern aus allen Enden und Oer-
tern in Europa allenthalben einen unglaublichen Vorrath der auserlesensten
und raresten Autorum zusammen gebracht: Aus Griechenland selber hat
dieser Mendoza viele Griechische Bücher kommen lassen, er hat sich allenthal-
ben viele Freunde und bey sehr vielen berühmten Männern in Jtalien etc.
durch seine Gelehrsamkeit solchen Ruhm und Gunst erworben, daß viele ihm
die Freyheit verstattet, rare Codices aus ihren Bibliothequen abzucopien
lassen, welches er mit grossen Kosten, und vornemlich aus der Bibliotheque
des Cardinals Nicaeni in Griechischen MSctis gethan. Ja er hat von dem
damals lebenden Türckischen Sultan ein gantz beladen Schiff voller Griechi-
scher, mit der Feder geschriebenen, Bücher erhalten. Diese unschätzbare
Bibliotheque ist zu der Königlichen im Escurial gebracht, nachdem dieser gros-
se gelehrte Freund die irdische Unvollkommenheit, in welcher er es gleichwol
am höchsten vor vielen andern gebracht, mit der einigen Vollkommenheit
verwechselt. Ein alter Autor gedencket auch der raren Bibliotheque eines
andern Spaniers und Kayserl Legaten, Don Diego Hurtado de Mendoza, dar-
innen unter andern folgende ungemeine mehrentheils Griechische Manuscri-
pta
vorhanden gewesen, als Nicetae Choniatae von den Königreichen Manuelis
Comnenii
38. Bücher: Euclidis Musica: Manuelis 3. Bücher von der Har-
monia: Velli Longi
lateinische Orthographie: Marcus Tullius, seine Ora-
tiones
und etliche Colloquia von der Ehre und seligem Leben: Ursini 5. hi-
storische Bücher: Symocati Historien von der gantzen Welt: Georgii Gemisti
Geographi
sche Historien: Oribasii, eines Artztes, Bücher: Palladii Com-

men-

III. Theil von Bibliothequen.
geweſen ſowol Ferdinandus Nominus ſelber, als auch ſeine Bibliotheque, wel-
che er in Jtalien fuͤr groſſes Geld geſammlet; abſonderlich hat er viel auf
die Griechiſche Autores gehalten, und dieſelben am erſten auf den Spani-
ſchen Academien introduciret. Er war erſtlich in Salamantica, hernach
zu Alcala de Henares Profeſſor, und lehrte die Lateiniſche und Griechi-
ſche Sprache. Happel. ex Thuan. Hiſtor. Lib. II. Bey Saragoſſa iſt ein Klo-
ſter, darinnen ſich die Geiſtliche von S. Hieronymi Orden aufhalten, welche
eine vortreffliche Bibliotheque haben. Jn Spanien haben ſich zu allen
Zeiten auch groſſe Miniſtri und Koͤnigliche Staats-Bediente auf Samm-
lung herrlicher Bibliothequen geleget. Jch will nur des einigen Jacobi de
Mendoza
gedencken: Dieſer gelehrte Mann, ob er gleich genugſam mit des
Koͤniges Geſchaͤfften beleget war, wie er denn nicht nur in Spanien, ſon-
dern auch zu Rom und Venedig die Stelle eines Koͤniglich-Spaniſchen
Ambaſſadeurs bekleidet, ſo hat er dennoch genugſam gezeiget, wie groß und
unermuͤdet ſeine Begierde zu denen Studiis geweſen; allermaſſen er nicht al-
lein an vorbeſagten Orten in Jtalien, ſondern aus allen Enden und Oer-
tern in Europa allenthalben einen unglaublichen Vorrath der auserleſenſten
und rareſten Autorum zuſammen gebracht: Aus Griechenland ſelber hat
dieſer Mendoza viele Griechiſche Buͤcher kommen laſſen, er hat ſich allenthal-
ben viele Freunde und bey ſehr vielen beruͤhmten Maͤnnern in Jtalien ꝛc.
durch ſeine Gelehrſamkeit ſolchen Ruhm und Gunſt erworben, daß viele ihm
die Freyheit verſtattet, rare Codices aus ihren Bibliothequen abzucopien
laſſen, welches er mit groſſen Koſten, und vornemlich aus der Bibliotheque
des Cardinals Nicæni in Griechiſchen MSctis gethan. Ja er hat von dem
damals lebenden Tuͤrckiſchen Sultan ein gantz beladen Schiff voller Griechi-
ſcher, mit der Feder geſchriebenen, Buͤcher erhalten. Dieſe unſchaͤtzbare
Bibliotheque iſt zu der Koͤniglichen im Eſcurial gebracht, nachdem dieſer groſ-
ſe gelehrte Freund die irdiſche Unvollkommenheit, in welcher er es gleichwol
am hoͤchſten vor vielen andern gebracht, mit der einigen Vollkommenheit
verwechſelt. Ein alter Autor gedencket auch der raren Bibliotheque eines
andern Spaniers und Kayſerl Legaten, Don Diego Hurtado de Mendoza, dar-
innen unter andern folgende ungemeine mehrentheils Griechiſche Manuſcri-
pta
vorhanden geweſen, als Nicetæ Choniatæ von den Koͤnigreichen Manuelis
Comnenii
38. Buͤcher: Euclidis Muſica: Manuëlis 3. Buͤcher von der Har-
monia: Velli Longi
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und etliche Colloquia von der Ehre und ſeligem Leben: Urſini 5. hi-
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[342/0370] III. Theil von Bibliothequen. geweſen ſowol Ferdinandus Nominus ſelber, als auch ſeine Bibliotheque, wel- che er in Jtalien fuͤr groſſes Geld geſammlet; abſonderlich hat er viel auf die Griechiſche Autores gehalten, und dieſelben am erſten auf den Spani- ſchen Academien introduciret. Er war erſtlich in Salamantica, hernach zu Alcala de Henares Profeſſor, und lehrte die Lateiniſche und Griechi- ſche Sprache. Happel. ex Thuan. Hiſtor. Lib. II. Bey Saragoſſa iſt ein Klo- ſter, darinnen ſich die Geiſtliche von S. Hieronymi Orden aufhalten, welche eine vortreffliche Bibliotheque haben. Jn Spanien haben ſich zu allen Zeiten auch groſſe Miniſtri und Koͤnigliche Staats-Bediente auf Samm- lung herrlicher Bibliothequen geleget. Jch will nur des einigen Jacobi de Mendoza gedencken: Dieſer gelehrte Mann, ob er gleich genugſam mit des Koͤniges Geſchaͤfften beleget war, wie er denn nicht nur in Spanien, ſon- dern auch zu Rom und Venedig die Stelle eines Koͤniglich-Spaniſchen Ambaſſadeurs bekleidet, ſo hat er dennoch genugſam gezeiget, wie groß und unermuͤdet ſeine Begierde zu denen Studiis geweſen; allermaſſen er nicht al- lein an vorbeſagten Orten in Jtalien, ſondern aus allen Enden und Oer- tern in Europa allenthalben einen unglaublichen Vorrath der auserleſenſten und rareſten Autorum zuſammen gebracht: Aus Griechenland ſelber hat dieſer Mendoza viele Griechiſche Buͤcher kommen laſſen, er hat ſich allenthal- ben viele Freunde und bey ſehr vielen beruͤhmten Maͤnnern in Jtalien ꝛc. durch ſeine Gelehrſamkeit ſolchen Ruhm und Gunſt erworben, daß viele ihm die Freyheit verſtattet, rare Codices aus ihren Bibliothequen abzucopien laſſen, welches er mit groſſen Koſten, und vornemlich aus der Bibliotheque des Cardinals Nicæni in Griechiſchen MSctis gethan. Ja er hat von dem damals lebenden Tuͤrckiſchen Sultan ein gantz beladen Schiff voller Griechi- ſcher, mit der Feder geſchriebenen, Buͤcher erhalten. Dieſe unſchaͤtzbare Bibliotheque iſt zu der Koͤniglichen im Eſcurial gebracht, nachdem dieſer groſ- ſe gelehrte Freund die irdiſche Unvollkommenheit, in welcher er es gleichwol am hoͤchſten vor vielen andern gebracht, mit der einigen Vollkommenheit verwechſelt. Ein alter Autor gedencket auch der raren Bibliotheque eines andern Spaniers und Kayſerl Legaten, Don Diego Hurtado de Mendoza, dar- innen unter andern folgende ungemeine mehrentheils Griechiſche Manuſcri- pta vorhanden geweſen, als Nicetæ Choniatæ von den Koͤnigreichen Manuelis Comnenii 38. Buͤcher: Euclidis Muſica: Manuëlis 3. Buͤcher von der Har- monia: Velli Longi lateiniſche Orthographie: Marcus Tullius, ſeine Ora- tiones und etliche Colloquia von der Ehre und ſeligem Leben: Urſini 5. hi- ſtoriſche Buͤcher: Symocati Hiſtorien von der gantzen Welt: Georgii Gemiſti Geographiſche Hiſtorien: Oribaſii, eines Artztes, Buͤcher: Palladii Com- men-

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/370>, abgerufen am 22.11.2024.