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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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III. Theil von Bibliothequen.
glücklich geschätzt, vertreibet die Zeit nicht mit Sylben zu messen, oder Pe-
riodos
zu schmieden, sondern sie leget sich auf nothwendigere und nützlichere
Sachen, nemlich die Erkänntniß der Natur, und der verborgenen Dinge.
Ein gelehrter Engeländer hat die Historie dieser Societaet weitläufftig be-
schrieben. Unterdessen aber kan ich nicht umhin, denjenigen, denen solche un-
bekandt, eine Idee von dieser hochlöbl. Gesellschafft zu geben. Anlangend
den Ursprung derselben, so hat diese wundersame Gesellschafft, wie die mei-
sten Sachen in der Welt, einen geringen Anfang gehabt. Unter der unbil-
ligen Herrschafft des blutdürstigen Englischen Tyrannen, der nicht würdig,
seines Namens Gedächtniß zu erneuren, haben sich 5. oder 6. Gelehrte in
dem Tempel, welches ein groß Haus ist, so vor diesem dem Orden der Tem-
pel-Herren gehöret, versammlet, darinn haben sie gewisse Sachen probiret,
und weil ihnen solches gelungen, hat es sie gelüstet, weiter zu gehen, und der
Natur ihre Geheimnisse abzufragen. Als der König von dieser kleinen Ver-
sammlung gehöret, hat er ein solch löblich Werck gebilliget, und um diese
Leute besser anzufrischen, hat er dieselbe mit seiner Autoritaet unterstützet,
ihnen Privilegia gegeben, und sich selbst zum Haupt derselben erkläret. Die-
ses war eine von den ersten Früchten des ersten Jahrs seiner Wiedereinsetzung,
nachgehends aber haben sich viele vornehme Leute zu dieser Societaet begeben,
und haben es für eine grosse Ehre gehalten, Glieder eines so herrlichen Lei-
bes zu seyn. Jhre Statuta anlangend, so sind dieselbigen mancherley, un-
ter welchen ich nur kürtzlich folgendes gedencken will: Daß keiner Anfangs
darein genommen wurde, ehe und bevor er eine Supplication übergeben, und
das 2/3 Theil der Versammlung darein bewilliget hatte, alsdann deputirte
man Commissarios ihn zu examiniren, und wann diese ihn für habil erkann-
ten, muste er eine Probe in Gegenwart der gantzen Gesellschafft ablegen.
Ein ieder gab zwey Jacobiner bey seinem Eintritt, und einen Schilling
alle Woche. Ehe der König diese Societaet autorisiret hatte, war der Rit-
ter Morey Praesident: Nachdem aber der König wieder ins Reich gekom-
men, hat der Königin Cantzler Mylord Broncker das Praesidat dieser hochlöb-
lichen Gesellschasst verwaltet. Die Herren Oldenburg und Wilkins waren
Secretarii, und trugen Sorge, alles was in der Societaet sowol passirte, als
auch alles dasjenige, was man aus unterschiedlichen Ländern empfing, ge-
nau aufzuzeichnen. Diese Secretarii unterzeichnen alle Acta, und verwah-
ren alle Schrifften der Societät; sie schreiben die Briefe und expediren die
Certificata denen von der Gesellschafft, welche vonnöthen haben zu bewei-
sen, daß sie von derselben seynd. Der Praesident hatte vor sich ein Viol-
braunen Sammet-Polster mit zween silbernen und vergöldeten Sceptern,

welche

III. Theil von Bibliothequen.
gluͤcklich geſchaͤtzt, vertreibet die Zeit nicht mit Sylben zu meſſen, oder Pe-
riodos
zu ſchmieden, ſondern ſie leget ſich auf nothwendigere und nuͤtzlichere
Sachen, nemlich die Erkaͤnntniß der Natur, und der verborgenen Dinge.
Ein gelehrter Engelaͤnder hat die Hiſtorie dieſer Societæt weitlaͤufftig be-
ſchrieben. Unterdeſſen aber kan ich nicht umhin, denjenigen, denen ſolche un-
bekandt, eine Idée von dieſer hochloͤbl. Geſellſchafft zu geben. Anlangend
den Urſprung derſelben, ſo hat dieſe wunderſame Geſellſchafft, wie die mei-
ſten Sachen in der Welt, einen geringen Anfang gehabt. Unter der unbil-
ligen Herrſchafft des blutduͤrſtigen Engliſchen Tyrannen, der nicht wuͤrdig,
ſeines Namens Gedaͤchtniß zu erneuren, haben ſich 5. oder 6. Gelehrte in
dem Tempel, welches ein groß Haus iſt, ſo vor dieſem dem Orden der Tem-
pel-Herren gehoͤret, verſammlet, darinn haben ſie gewiſſe Sachen probiret,
und weil ihnen ſolches gelungen, hat es ſie geluͤſtet, weiter zu gehen, und der
Natur ihre Geheimniſſe abzufragen. Als der Koͤnig von dieſer kleinen Ver-
ſammlung gehoͤret, hat er ein ſolch loͤblich Werck gebilliget, und um dieſe
Leute beſſer anzufriſchen, hat er dieſelbe mit ſeiner Autoritæt unterſtuͤtzet,
ihnen Privilegia gegeben, und ſich ſelbſt zum Haupt derſelben erklaͤret. Die-
ſes war eine von den erſten Fruͤchten des erſten Jahrs ſeiner Wiedereinſetzung,
nachgehends aber haben ſich viele vornehme Leute zu dieſer Societæt begeben,
und haben es fuͤr eine groſſe Ehre gehalten, Glieder eines ſo herrlichen Lei-
bes zu ſeyn. Jhre Statuta anlangend, ſo ſind dieſelbigen mancherley, un-
ter welchen ich nur kuͤrtzlich folgendes gedencken will: Daß keiner Anfangs
darein genommen wurde, ehe und bevor er eine Supplication uͤbergeben, und
das ⅔ Theil der Verſammlung darein bewilliget hatte, alsdann deputirte
man Commiſſarios ihn zu examiniren, und wann dieſe ihn fuͤr habil erkann-
ten, muſte er eine Probe in Gegenwart der gantzen Geſellſchafft ablegen.
Ein ieder gab zwey Jacobiner bey ſeinem Eintritt, und einen Schilling
alle Woche. Ehe der Koͤnig dieſe Societæt autoriſiret hatte, war der Rit-
ter Morey Præſident: Nachdem aber der Koͤnig wieder ins Reich gekom-
men, hat der Koͤnigin Cantzler Mylord Broncker das Præſidat dieſer hochloͤb-
lichen Geſellſchaſſt verwaltet. Die Herren Oldenburg und Wilkins waren
Secretarii, und trugen Sorge, alles was in der Societæt ſowol paſſirte, als
auch alles dasjenige, was man aus unterſchiedlichen Laͤndern empfing, ge-
nau aufzuzeichnen. Dieſe Secretarii unterzeichnen alle Acta, und verwah-
ren alle Schrifften der Societät; ſie ſchreiben die Briefe und expediren die
Certificata denen von der Geſellſchafft, welche vonnoͤthen haben zu bewei-
ſen, daß ſie von derſelben ſeynd. Der Præſident hatte vor ſich ein Viol-
braunen Sammet-Polſter mit zween ſilbernen und vergoͤldeten Sceptern,

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[300/0328] III. Theil von Bibliothequen. gluͤcklich geſchaͤtzt, vertreibet die Zeit nicht mit Sylben zu meſſen, oder Pe- riodos zu ſchmieden, ſondern ſie leget ſich auf nothwendigere und nuͤtzlichere Sachen, nemlich die Erkaͤnntniß der Natur, und der verborgenen Dinge. Ein gelehrter Engelaͤnder hat die Hiſtorie dieſer Societæt weitlaͤufftig be- ſchrieben. Unterdeſſen aber kan ich nicht umhin, denjenigen, denen ſolche un- bekandt, eine Idée von dieſer hochloͤbl. Geſellſchafft zu geben. Anlangend den Urſprung derſelben, ſo hat dieſe wunderſame Geſellſchafft, wie die mei- ſten Sachen in der Welt, einen geringen Anfang gehabt. Unter der unbil- ligen Herrſchafft des blutduͤrſtigen Engliſchen Tyrannen, der nicht wuͤrdig, ſeines Namens Gedaͤchtniß zu erneuren, haben ſich 5. oder 6. Gelehrte in dem Tempel, welches ein groß Haus iſt, ſo vor dieſem dem Orden der Tem- pel-Herren gehoͤret, verſammlet, darinn haben ſie gewiſſe Sachen probiret, und weil ihnen ſolches gelungen, hat es ſie geluͤſtet, weiter zu gehen, und der Natur ihre Geheimniſſe abzufragen. Als der Koͤnig von dieſer kleinen Ver- ſammlung gehoͤret, hat er ein ſolch loͤblich Werck gebilliget, und um dieſe Leute beſſer anzufriſchen, hat er dieſelbe mit ſeiner Autoritæt unterſtuͤtzet, ihnen Privilegia gegeben, und ſich ſelbſt zum Haupt derſelben erklaͤret. Die- ſes war eine von den erſten Fruͤchten des erſten Jahrs ſeiner Wiedereinſetzung, nachgehends aber haben ſich viele vornehme Leute zu dieſer Societæt begeben, und haben es fuͤr eine groſſe Ehre gehalten, Glieder eines ſo herrlichen Lei- bes zu ſeyn. Jhre Statuta anlangend, ſo ſind dieſelbigen mancherley, un- ter welchen ich nur kuͤrtzlich folgendes gedencken will: Daß keiner Anfangs darein genommen wurde, ehe und bevor er eine Supplication uͤbergeben, und das ⅔ Theil der Verſammlung darein bewilliget hatte, alsdann deputirte man Commiſſarios ihn zu examiniren, und wann dieſe ihn fuͤr habil erkann- ten, muſte er eine Probe in Gegenwart der gantzen Geſellſchafft ablegen. Ein ieder gab zwey Jacobiner bey ſeinem Eintritt, und einen Schilling alle Woche. Ehe der Koͤnig dieſe Societæt autoriſiret hatte, war der Rit- ter Morey Præſident: Nachdem aber der Koͤnig wieder ins Reich gekom- men, hat der Koͤnigin Cantzler Mylord Broncker das Præſidat dieſer hochloͤb- lichen Geſellſchaſſt verwaltet. Die Herren Oldenburg und Wilkins waren Secretarii, und trugen Sorge, alles was in der Societæt ſowol paſſirte, als auch alles dasjenige, was man aus unterſchiedlichen Laͤndern empfing, ge- nau aufzuzeichnen. Dieſe Secretarii unterzeichnen alle Acta, und verwah- ren alle Schrifften der Societät; ſie ſchreiben die Briefe und expediren die Certificata denen von der Geſellſchafft, welche vonnoͤthen haben zu bewei- ſen, daß ſie von derſelben ſeynd. Der Præſident hatte vor ſich ein Viol- braunen Sammet-Polſter mit zween ſilbernen und vergoͤldeten Sceptern, welche

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/328>, abgerufen am 25.11.2024.