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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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III. Theil von Bibliothequen.
mien ihren Anfang von ohngefähr genommen, zum Exempel die Academie
der Humoristen soll ihren Anfang, wie diejenige, die davon geschrieben, sa-
gen, auf eine solche Weise genommen haben: Auf der Hochzeit eines Rö-
mischen von Adel, Lorenzo Mancini genannt, waren viele vornehme Männer
und Damen zugegen, die Männer haben um denen Damen Kurtzweil zu ma-
chen, und sie aufzumuntern, einige Sonnette und kurtzweilige Sachen auf
das Tapet gebracht; daher sie Belli Humori oder Leute von lustigem Gemüth
genannt worden. Durch das aber, daß sie allgemach und unvermerckt ihr
Wohlgefallen mehr und mehr darinn empfunden, so haben sich endlich solche
Bellihumori resolviret eine Compagnie oder gar eine Academie zu formiren,
und den Namen Belli Humori in Humoristi verwandelt, und erwählten zu ih-
rem Sinnbild eine Wolcke, welche, nachdem sie sich aus den gesaltzenen
Exhalationen des Meers formiret, sich in einen gelinden und dünnen Regen
auflöset, mit dieser Uberschrifft aus dem Poeten Lucretio: Redit agmine
dulci.
Eine iegliche hat auch ihre eigene Statuta gehabt, zum Exempel die
Intronati zu Siena hatten diese Fundamental-Reguln: 1. Beten, 1. studi-
ren, 3. lustig seyn, 4. niemand kein Leid thun, 5. nicht leichtlich glauben,
6. die Welt nicht achten. Ob nun gleich diese Academien von einigen ge-
lobet, von andern aber nicht sonderlich geachtet werden, so wird doch die zu
Flouenz della Crusca, als die älteste und berühmteste, sonderlich gelobet. Und
hiemit lasse ichs bewenden, ohne mich weitläufftiger in die Jtalienische Be-
schreibung einzulassen, weil aus diesem wenig angeführten dasjenige gnug-
sam erhellet, was zu unserer Materie vonnöthen. Wer aber weitere Um-
stände davon zu wissen begehret, der findet davon mehr als eine weitläuffti-
gere Beschreibung. Wir aber wollen uns in einer schnellen Flucht von de-
nen Jtalienischen nach einer Americanischen Landschafft begeben,

Jucatan

Genannt, von welcher uns Hornius de Orig. Gent. Amer. aus bereits und
offt angeführten Martyre, Gomara, Acosta und Herera beweiset, daß darinnen
von denen ankommenden Europäischen Nationen unzählich viele Bücher ge-
funden worden, welche von dem Ackerbau, Pflantzen und ihrer Vorfahren
Thaten gehandelt haben.

Jena.

Was vor Zeiten das Pauliner-Kloster gewesen, das ist anitzo die be-
rühmte Universität, welche Churfürst Johann Friderich von Sachsen
Anno 1548. gestifftet, sie hat 4. Auditoria, und eine ansehnliche Bibliothec,

welche

III. Theil von Bibliothequen.
mien ihren Anfang von ohngefaͤhr genommen, zum Exempel die Academie
der Humoriſten ſoll ihren Anfang, wie diejenige, die davon geſchrieben, ſa-
gen, auf eine ſolche Weiſe genommen haben: Auf der Hochzeit eines Roͤ-
miſchen von Adel, Lorenzo Mancini genannt, waren viele vornehme Maͤnner
und Damen zugegen, die Maͤnner haben um denen Damen Kurtzweil zu ma-
chen, und ſie aufzumuntern, einige Sonnette und kurtzweilige Sachen auf
das Tapet gebracht; daher ſie Belli Humori oder Leute von luſtigem Gemuͤth
genannt worden. Durch das aber, daß ſie allgemach und unvermerckt ihr
Wohlgefallen mehr und mehr darinn empfunden, ſo haben ſich endlich ſolche
Bellihumori reſolviret eine Compagnie oder gar eine Academie zu formiren,
und den Namen Belli Humori in Humoriſti verwandelt, und erwaͤhlten zu ih-
rem Sinnbild eine Wolcke, welche, nachdem ſie ſich aus den geſaltzenen
Exhalationen des Meers formiret, ſich in einen gelinden und duͤnnen Regen
aufloͤſet, mit dieſer Uberſchrifft aus dem Poeten Lucretio: Redit agmine
dulci.
Eine iegliche hat auch ihre eigene Statuta gehabt, zum Exempel die
Intronati zu Siena hatten dieſe Fundamental-Reguln: 1. Beten, 1. ſtudi-
ren, 3. luſtig ſeyn, 4. niemand kein Leid thun, 5. nicht leichtlich glauben,
6. die Welt nicht achten. Ob nun gleich dieſe Academien von einigen ge-
lobet, von andern aber nicht ſonderlich geachtet werden, ſo wird doch die zu
Flouenz della Cruſca, als die aͤlteſte und beruͤhmteſte, ſonderlich gelobet. Und
hiemit laſſe ichs bewenden, ohne mich weitlaͤufftiger in die Jtalieniſche Be-
ſchreibung einzulaſſen, weil aus dieſem wenig angefuͤhrten dasjenige gnug-
ſam erhellet, was zu unſerer Materie vonnoͤthen. Wer aber weitere Um-
ſtaͤnde davon zu wiſſen begehret, der findet davon mehr als eine weitlaͤuffti-
gere Beſchreibung. Wir aber wollen uns in einer ſchnellen Flucht von de-
nen Jtalieniſchen nach einer Americaniſchen Landſchafft begeben,

Jucatan

Genannt, von welcher uns Hornius de Orig. Gent. Amer. aus bereits und
offt angefuͤhrten Martyre, Gomara, Acoſta und Herera beweiſet, daß darinnen
von denen ankommenden Europaͤiſchen Nationen unzaͤhlich viele Buͤcher ge-
funden worden, welche von dem Ackerbau, Pflantzen und ihrer Vorfahren
Thaten gehandelt haben.

Jena.

Was vor Zeiten das Pauliner-Kloſter geweſen, das iſt anitzo die be-
ruͤhmte Univerſität, welche Churfuͤrſt Johann Friderich von Sachſen
Anno 1548. geſtifftet, ſie hat 4. Auditoria, und eine anſehnliche Bibliothec,

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[286/0314] III. Theil von Bibliothequen. mien ihren Anfang von ohngefaͤhr genommen, zum Exempel die Academie der Humoriſten ſoll ihren Anfang, wie diejenige, die davon geſchrieben, ſa- gen, auf eine ſolche Weiſe genommen haben: Auf der Hochzeit eines Roͤ- miſchen von Adel, Lorenzo Mancini genannt, waren viele vornehme Maͤnner und Damen zugegen, die Maͤnner haben um denen Damen Kurtzweil zu ma- chen, und ſie aufzumuntern, einige Sonnette und kurtzweilige Sachen auf das Tapet gebracht; daher ſie Belli Humori oder Leute von luſtigem Gemuͤth genannt worden. Durch das aber, daß ſie allgemach und unvermerckt ihr Wohlgefallen mehr und mehr darinn empfunden, ſo haben ſich endlich ſolche Bellihumori reſolviret eine Compagnie oder gar eine Academie zu formiren, und den Namen Belli Humori in Humoriſti verwandelt, und erwaͤhlten zu ih- rem Sinnbild eine Wolcke, welche, nachdem ſie ſich aus den geſaltzenen Exhalationen des Meers formiret, ſich in einen gelinden und duͤnnen Regen aufloͤſet, mit dieſer Uberſchrifft aus dem Poeten Lucretio: Redit agmine dulci. Eine iegliche hat auch ihre eigene Statuta gehabt, zum Exempel die Intronati zu Siena hatten dieſe Fundamental-Reguln: 1. Beten, 1. ſtudi- ren, 3. luſtig ſeyn, 4. niemand kein Leid thun, 5. nicht leichtlich glauben, 6. die Welt nicht achten. Ob nun gleich dieſe Academien von einigen ge- lobet, von andern aber nicht ſonderlich geachtet werden, ſo wird doch die zu Flouenz della Cruſca, als die aͤlteſte und beruͤhmteſte, ſonderlich gelobet. Und hiemit laſſe ichs bewenden, ohne mich weitlaͤufftiger in die Jtalieniſche Be- ſchreibung einzulaſſen, weil aus dieſem wenig angefuͤhrten dasjenige gnug- ſam erhellet, was zu unſerer Materie vonnoͤthen. Wer aber weitere Um- ſtaͤnde davon zu wiſſen begehret, der findet davon mehr als eine weitlaͤuffti- gere Beſchreibung. Wir aber wollen uns in einer ſchnellen Flucht von de- nen Jtalieniſchen nach einer Americaniſchen Landſchafft begeben, Jucatan Genannt, von welcher uns Hornius de Orig. Gent. Amer. aus bereits und offt angefuͤhrten Martyre, Gomara, Acoſta und Herera beweiſet, daß darinnen von denen ankommenden Europaͤiſchen Nationen unzaͤhlich viele Buͤcher ge- funden worden, welche von dem Ackerbau, Pflantzen und ihrer Vorfahren Thaten gehandelt haben. Jena. Was vor Zeiten das Pauliner-Kloſter geweſen, das iſt anitzo die be- ruͤhmte Univerſität, welche Churfuͤrſt Johann Friderich von Sachſen Anno 1548. geſtifftet, ſie hat 4. Auditoria, und eine anſehnliche Bibliothec, welche

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/314>, abgerufen am 26.11.2024.