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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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Von Museis II. Theil.
Darunter auch zwar Holtz und Bein,
Doch viel von Gold und Edelstein.

Jn der dritten Kammer findet man Schatz-Kästlein und Kunst-Gemähl-
de; das kostbarste unter solchen ist das crystallene, so mitten in dieser Kam-
mer auf einer grossen runden Tafel von Tamarinden-Holtz stehet; in dem-
selbigen Kasten lieget ein göldener Ring, darauf ein Castel, dessen aufgesetz-
tes Thürnlein von Rubinen und Diamanten seyn soll. Die Gemählde in
dieser, wie auch in den andern Kammern, sind von berühmten Meistern, als
von Albrecht Dürer, Luca von Leyden, Luca Cranachen, Tindoret, Ti-
tian, Rubens & c.

Die Augen hält uns auf ein Bild, das vorgesetzt,
Als wie Gesang und Klang die Ohren sonst ergötzt.

Jn der vierten Kammer werden mathematische Kunst-Sachen aufbehalten;
unter solchen sind viele gedruckte und geschriebene mathematische Bücher,
Instrumenta, eine gantz gläserne Orgel und andere musicalische Instru-
menta,
ein Tubus 10. Fuß lang, mit 6. Gläsern etc.

Nun heben wir erkühnt die Augen auch gen Himmel,
Zu sehn, wie sich bewegt das Stern-und Welt-Getümmel,
Und was Mathesis nutzt Gelehrt, und iederman
Zu Wasser und zu Land, wird allhier kund gethan.

Jn der fünfften Kunst-Kammer siehet man vielerley Kunst-Spiegel, als
hohle, gewölbte, geschliffene, brenn-und crystallene; item kostbare, als
von Gold, Silber und allerley Edelgesteinen verfertigte Spiegel, auch ausser
dem noch viele andere Pretiosa, als ein Einhorn an einer goldenen Kette, und
viele andere Sachen von Silber, kostbarem Holtz etc.

Als Marcell nu zum Wurff die Bogen schon gewandt,
Hat einen Spiegel bald des alten Greises Hand
Sechs-eckicht zugericht, auch kleine von vier Ecken
Nicht weit davon gesetzt, die hin und her zu trecken,
Durch Schnitz-Werck und durch Blech, hernach hat er gericht
Den Sonnen-Strahlen nach den grossen an das Licht
Der Sonnen überall; da nun die Strahlen brochen,
Kam Feuer in die Schiff, und dämpfft der Feinde Pochen.

Jn der sechsten Kammer werden allerley natürliche und köstliche rare Sa-
chen aufbehalten, als allerhand Orientalische und Occidentalische Stein-
Stuffen, unter welchen sonderlich rar eine kostbare Stuffe mit vielen Sma-
ragden, so darin hin und wieder als ein Hüner-Ey groß gewachsen. Etliche
Donner-Keile, und einige Stücke von Mosaischer Arbeit, allerhand Meer-

und
Von Muſeis II. Theil.
Darunter auch zwar Holtz und Bein,
Doch viel von Gold und Edelſtein.

Jn der dritten Kammer findet man Schatz-Kaͤſtlein und Kunſt-Gemaͤhl-
de; das koſtbarſte unter ſolchen iſt das cryſtallene, ſo mitten in dieſer Kam-
mer auf einer groſſen runden Tafel von Tamarinden-Holtz ſtehet; in dem-
ſelbigen Kaſten lieget ein goͤldener Ring, darauf ein Caſtel, deſſen aufgeſetz-
tes Thuͤrnlein von Rubinen und Diamanten ſeyn ſoll. Die Gemaͤhlde in
dieſer, wie auch in den andern Kammern, ſind von beruͤhmten Meiſtern, als
von Albrecht Duͤrer, Luca von Leyden, Luca Cranachen, Tindoret, Ti-
tian, Rubens & c.

Die Augen haͤlt uns auf ein Bild, das vorgeſetzt,
Als wie Geſang und Klang die Ohren ſonſt ergoͤtzt.

Jn der vierten Kammer werden mathematiſche Kunſt-Sachen aufbehalten;
unter ſolchen ſind viele gedruckte und geſchriebene mathematiſche Buͤcher,
Inſtrumenta, eine gantz glaͤſerne Orgel und andere muſicaliſche Inſtru-
menta,
ein Tubus 10. Fuß lang, mit 6. Glaͤſern ꝛc.

Nun heben wir erkuͤhnt die Augen auch gen Himmel,
Zu ſehn, wie ſich bewegt das Stern-und Welt-Getuͤmmel,
Und was Matheſis nutzt Gelehrt, und iederman
Zu Waſſer und zu Land, wird allhier kund gethan.

Jn der fuͤnfften Kunſt-Kammer ſiehet man vielerley Kunſt-Spiegel, als
hohle, gewoͤlbte, geſchliffene, brenn-und cryſtallene; item koſtbare, als
von Gold, Silber und allerley Edelgeſteinen verfertigte Spiegel, auch auſſer
dem noch viele andere Pretioſa, als ein Einhorn an einer goldenen Kette, und
viele andere Sachen von Silber, koſtbarem Holtz ꝛc.

Als Marcell nu zum Wurff die Bogen ſchon gewandt,
Hat einen Spiegel bald des alten Greiſes Hand
Sechs-eckicht zugericht, auch kleine von vier Ecken
Nicht weit davon geſetzt, die hin und her zu trecken,
Durch Schnitz-Werck und durch Blech, hernach hat er gericht
Den Sonnen-Strahlen nach den groſſen an das Licht
Der Sonnen uͤberall; da nun die Strahlen brochen,
Kam Feuer in die Schiff, und daͤmpfft der Feinde Pochen.

Jn der ſechſten Kammer werden allerley natuͤrliche und koͤſtliche rare Sa-
chen aufbehalten, als allerhand Orientaliſche und Occidentaliſche Stein-
Stuffen, unter welchen ſonderlich rar eine koſtbare Stuffe mit vielen Sma-
ragden, ſo darin hin und wieder als ein Huͤner-Ey groß gewachſen. Etliche
Donner-Keile, und einige Stuͤcke von Moſaiſcher Arbeit, allerhand Meer-

und
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[192/0220] Von Muſeis II. Theil. Darunter auch zwar Holtz und Bein, Doch viel von Gold und Edelſtein. Jn der dritten Kammer findet man Schatz-Kaͤſtlein und Kunſt-Gemaͤhl- de; das koſtbarſte unter ſolchen iſt das cryſtallene, ſo mitten in dieſer Kam- mer auf einer groſſen runden Tafel von Tamarinden-Holtz ſtehet; in dem- ſelbigen Kaſten lieget ein goͤldener Ring, darauf ein Caſtel, deſſen aufgeſetz- tes Thuͤrnlein von Rubinen und Diamanten ſeyn ſoll. Die Gemaͤhlde in dieſer, wie auch in den andern Kammern, ſind von beruͤhmten Meiſtern, als von Albrecht Duͤrer, Luca von Leyden, Luca Cranachen, Tindoret, Ti- tian, Rubens & c. Die Augen haͤlt uns auf ein Bild, das vorgeſetzt, Als wie Geſang und Klang die Ohren ſonſt ergoͤtzt. Jn der vierten Kammer werden mathematiſche Kunſt-Sachen aufbehalten; unter ſolchen ſind viele gedruckte und geſchriebene mathematiſche Buͤcher, Inſtrumenta, eine gantz glaͤſerne Orgel und andere muſicaliſche Inſtru- menta, ein Tubus 10. Fuß lang, mit 6. Glaͤſern ꝛc. Nun heben wir erkuͤhnt die Augen auch gen Himmel, Zu ſehn, wie ſich bewegt das Stern-und Welt-Getuͤmmel, Und was Matheſis nutzt Gelehrt, und iederman Zu Waſſer und zu Land, wird allhier kund gethan. Jn der fuͤnfften Kunſt-Kammer ſiehet man vielerley Kunſt-Spiegel, als hohle, gewoͤlbte, geſchliffene, brenn-und cryſtallene; item koſtbare, als von Gold, Silber und allerley Edelgeſteinen verfertigte Spiegel, auch auſſer dem noch viele andere Pretioſa, als ein Einhorn an einer goldenen Kette, und viele andere Sachen von Silber, koſtbarem Holtz ꝛc. Als Marcell nu zum Wurff die Bogen ſchon gewandt, Hat einen Spiegel bald des alten Greiſes Hand Sechs-eckicht zugericht, auch kleine von vier Ecken Nicht weit davon geſetzt, die hin und her zu trecken, Durch Schnitz-Werck und durch Blech, hernach hat er gericht Den Sonnen-Strahlen nach den groſſen an das Licht Der Sonnen uͤberall; da nun die Strahlen brochen, Kam Feuer in die Schiff, und daͤmpfft der Feinde Pochen. Jn der ſechſten Kammer werden allerley natuͤrliche und koͤſtliche rare Sa- chen aufbehalten, als allerhand Orientaliſche und Occidentaliſche Stein- Stuffen, unter welchen ſonderlich rar eine koſtbare Stuffe mit vielen Sma- ragden, ſo darin hin und wieder als ein Huͤner-Ey groß gewachſen. Etliche Donner-Keile, und einige Stuͤcke von Moſaiſcher Arbeit, allerhand Meer- und

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/220>, abgerufen am 26.11.2024.