Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

Bild:
<< vorherige Seite

Von Museis II. Theil.
Helffenbein, Muscheln, Perlen und Corallen-Zincken etc. fast mehr und bes-
ser, als man sich vorstellen mag. vid. loc. cit. pag. 263. Zu

Dantzig

Waren ehedem berühmt das Cabinet des Hrn. Breynii: Item Hrn.
de Noyens. Zu

Darmstadt

Haben die Landgrafen von Hessen eine Kunst-Kammer gehabt, ob
solche aber annoch in gutem Stande, laß ich ungesagt. Zu

Dreßden

Aber ist noch bis auf den heutigen Tag die vortreffliche Churfürstliche
Sächfische Kunst-Kammer durch gantz Europa in grossem Ruff. Jch ha-
be derselben schon im vorigen Theil, doch nur dem blossen Namen nach, ge-
dacht, und da ich zum andern mal von derselben Erwähnung thue, kan ich
nicht umhin, einen kurtzen Abriß von dieser vortrefflichen Kunst-Kammer
dem g. L. auf nachfolgende Art aus des Hrn. Tob. Beutels Cedreto zu geben:
Ao. 1560 ist demnach dieses herrliche Werck von dem Durchlauchtigsten
Chur-Fürst zu Sachsen, Hertzog Augusto, fundiret, und nachmals durch
den Fleiß der folgenden Chur-Fürstl. Durchlauchtigkeiten immer mehr und
mehr angewachsen, zumal Hertzog Johann Georg allein dieselbige mit mehr
als 1000. unterschiedenen kostbaren Stücken vermehret. Es bestehet aber
solche in 7. Kammern, deren Einhalt folgende Verse kürtzlich anzeigen. Die
erste Kammer begreifft mechanische Werckzeuge, als: Goldschmied,
Schlösser-Drechsler-Arbeit, Barbierer-oder chirurgische Instrumenta,
allerley Waag-Hebe- und Brech-Zeug, allerley Schreiner-Arbeit, ma-
themati
sche Instrumenten, auch einige rare Gemählde etc.

Es möchte mancher wol diß halten für geringe,
Bloß als nur Hand-Arbeit, da doch dergleichen Dinge
Durch Kräffte, Marck und Bein gantz schwere Arbeit machen,
Daß fast ein iedes Glied darüber möchte krachen:
Jn solchen Künsten hat die grosse Müh und Fleiß
Für ihren sauren Schweis auch ihren Ruhm und Preis.

Jn der andern Kammer siehet man 4. Repositoria, mit kostbaren Geschir-
ren, aus Gold, Silber, Crystall, Topas, Agat, Rubin, Smaragden etc.

Hie leuchtet, scheint und schimmerts gantz
Von gold-und silbern Bechern Glantz,
Von Becken, die hell auspoliret,
Und andern Dingen mehr gezieret,
Dar-

Von Muſeis II. Theil.
Helffenbein, Muſcheln, Perlen und Corallen-Zincken ꝛc. faſt mehr und beſ-
ſer, als man ſich vorſtellen mag. vid. loc. cit. pag. 263. Zu

Dantzig

Waren ehedem beruͤhmt das Cabinet des Hrn. Breynii: Item Hrn.
de Noyens. Zu

Darmſtadt

Haben die Landgrafen von Heſſen eine Kunſt-Kammer gehabt, ob
ſolche aber annoch in gutem Stande, laß ich ungeſagt. Zu

Dreßden

Aber iſt noch bis auf den heutigen Tag die vortreffliche Churfuͤrſtliche
Saͤchfiſche Kunſt-Kammer durch gantz Europa in groſſem Ruff. Jch ha-
be derſelben ſchon im vorigen Theil, doch nur dem bloſſen Namen nach, ge-
dacht, und da ich zum andern mal von derſelben Erwaͤhnung thue, kan ich
nicht umhin, einen kurtzen Abriß von dieſer vortrefflichen Kunſt-Kammer
dem g. L. auf nachfolgende Art aus des Hrn. Tob. Beutels Cedreto zu geben:
Ao. 1560 iſt demnach dieſes herrliche Werck von dem Durchlauchtigſten
Chur-Fuͤrſt zu Sachſen, Hertzog Auguſto, fundiret, und nachmals durch
den Fleiß der folgenden Chur-Fuͤrſtl. Durchlauchtigkeiten immer mehr und
mehr angewachſen, zumal Hertzog Johann Georg allein dieſelbige mit mehr
als 1000. unterſchiedenen koſtbaren Stuͤcken vermehret. Es beſtehet aber
ſolche in 7. Kammern, deren Einhalt folgende Verſe kuͤrtzlich anzeigen. Die
erſte Kammer begreifft mechaniſche Werckzeuge, als: Goldſchmied,
Schloͤſſer-Drechsler-Arbeit, Barbierer-oder chirurgiſche Inſtrumenta,
allerley Waag-Hebe- und Brech-Zeug, allerley Schreiner-Arbeit, ma-
themati
ſche Inſtrumenten, auch einige rare Gemaͤhlde ꝛc.

Es moͤchte mancher wol diß halten fuͤr geringe,
Bloß als nur Hand-Arbeit, da doch dergleichen Dinge
Durch Kraͤffte, Marck und Bein gantz ſchwere Arbeit machen,
Daß faſt ein iedes Glied daruͤber moͤchte krachen:
Jn ſolchen Kuͤnſten hat die groſſe Muͤh und Fleiß
Fuͤr ihren ſauren Schweis auch ihren Ruhm und Preis.

Jn der andern Kammer ſiehet man 4. Repoſitoria, mit koſtbaren Geſchir-
ren, aus Gold, Silber, Cryſtall, Topas, Agat, Rubin, Smaragden ꝛc.

Hie leuchtet, ſcheint und ſchimmerts gantz
Von gold-und ſilbern Bechern Glantz,
Von Becken, die hell auspoliret,
Und andern Dingen mehr gezieret,
Dar-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0219" n="191"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von <hi rendition="#aq">Mu&#x017F;eis II.</hi> Theil.</hi></fw><lb/>
Helffenbein, Mu&#x017F;cheln, Perlen und Corallen-Zincken &#xA75B;c. fa&#x017F;t mehr und be&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er, als man &#x017F;ich vor&#x017F;tellen mag. <hi rendition="#aq">vid. loc. cit. pag.</hi> 263. Zu</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Dantzig</hi> </head><lb/>
            <p>Waren ehedem beru&#x0364;hmt das <hi rendition="#aq">Cabinet</hi> des Hrn. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Breynii</hi>: Item</hi> Hrn.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">de Noyens.</hi></hi> Zu</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Darm&#x017F;tadt</hi> </head><lb/>
            <p>Haben die Landgrafen von <hi rendition="#fr">He&#x017F;&#x017F;en</hi> eine Kun&#x017F;t-Kammer gehabt, ob<lb/>
&#x017F;olche aber annoch in gutem Stande, laß ich unge&#x017F;agt. Zu</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Dreßden</hi> </head><lb/>
            <p>Aber i&#x017F;t noch bis auf den heutigen Tag die vortreffliche Churfu&#x0364;r&#x017F;tliche<lb/>
Sa&#x0364;chfi&#x017F;che Kun&#x017F;t-Kammer durch gantz <hi rendition="#aq">Europa</hi> in gro&#x017F;&#x017F;em Ruff. Jch ha-<lb/>
be der&#x017F;elben &#x017F;chon im vorigen Theil, doch nur dem blo&#x017F;&#x017F;en Namen nach, ge-<lb/>
dacht, und da ich zum andern mal von der&#x017F;elben Erwa&#x0364;hnung thue, kan ich<lb/>
nicht umhin, einen kurtzen Abriß von die&#x017F;er vortrefflichen Kun&#x017F;t-Kammer<lb/>
dem g. L. auf nachfolgende Art aus des Hrn. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Tob. Beutels Cedreto</hi></hi> zu geben:<lb/><hi rendition="#aq">Ao.</hi> 1560 i&#x017F;t demnach die&#x017F;es herrliche Werck von dem Durchlauchtig&#x017F;ten<lb/>
Chur-Fu&#x0364;r&#x017F;t zu Sach&#x017F;en, Hertzog <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Augu&#x017F;to,</hi> fundi</hi>ret, und nachmals durch<lb/>
den Fleiß der folgenden Chur-Fu&#x0364;r&#x017F;tl. Durchlauchtigkeiten immer mehr und<lb/>
mehr angewach&#x017F;en, zumal Hertzog <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Johann Georg</hi></hi> allein die&#x017F;elbige mit mehr<lb/>
als 1000. unter&#x017F;chiedenen ko&#x017F;tbaren Stu&#x0364;cken vermehret. Es be&#x017F;tehet aber<lb/>
&#x017F;olche in 7. Kammern, deren Einhalt folgende Ver&#x017F;e ku&#x0364;rtzlich anzeigen. Die<lb/>
er&#x017F;te Kammer begreifft <hi rendition="#aq">mechani</hi>&#x017F;che Werckzeuge, als: Gold&#x017F;chmied,<lb/>
Schlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;er-Drechsler-Arbeit, Barbierer-oder <hi rendition="#aq">chirurgi</hi>&#x017F;che <hi rendition="#aq">In&#x017F;trumenta,</hi><lb/>
allerley Waag-Hebe- und Brech-Zeug, allerley Schreiner-Arbeit, <hi rendition="#aq">ma-<lb/>
themati</hi>&#x017F;che <hi rendition="#aq">In&#x017F;trument</hi>en, auch einige rare Gema&#x0364;hlde &#xA75B;c.</p><lb/>
            <lg type="poem">
              <l>Es mo&#x0364;chte mancher wol diß halten fu&#x0364;r geringe,</l><lb/>
              <l>Bloß als nur Hand-Arbeit, da doch dergleichen Dinge</l><lb/>
              <l>Durch Kra&#x0364;ffte, Marck und Bein gantz &#x017F;chwere Arbeit machen,</l><lb/>
              <l>Daß fa&#x017F;t ein iedes Glied daru&#x0364;ber mo&#x0364;chte krachen:</l><lb/>
              <l>Jn &#x017F;olchen Ku&#x0364;n&#x017F;ten hat die gro&#x017F;&#x017F;e Mu&#x0364;h und Fleiß</l><lb/>
              <l>Fu&#x0364;r ihren &#x017F;auren Schweis auch ihren Ruhm und Preis.</l>
            </lg><lb/>
            <p>Jn der andern Kammer &#x017F;iehet man 4. <hi rendition="#aq">Repo&#x017F;itoria,</hi> mit ko&#x017F;tbaren Ge&#x017F;chir-<lb/>
ren, aus Gold, Silber, Cry&#x017F;tall, <hi rendition="#aq">Topas, Agat,</hi> Rubin, Smaragden &#xA75B;c.</p><lb/>
            <lg type="poem">
              <l>Hie leuchtet, &#x017F;cheint und &#x017F;chimmerts gantz</l><lb/>
              <l>Von gold-und &#x017F;ilbern Bechern Glantz,</l><lb/>
              <l>Von Becken, die hell aus<hi rendition="#aq">poli</hi>ret,</l><lb/>
              <l>Und andern Dingen mehr gezieret,</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Dar-</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[191/0219] Von Muſeis II. Theil. Helffenbein, Muſcheln, Perlen und Corallen-Zincken ꝛc. faſt mehr und beſ- ſer, als man ſich vorſtellen mag. vid. loc. cit. pag. 263. Zu Dantzig Waren ehedem beruͤhmt das Cabinet des Hrn. Breynii: Item Hrn. de Noyens. Zu Darmſtadt Haben die Landgrafen von Heſſen eine Kunſt-Kammer gehabt, ob ſolche aber annoch in gutem Stande, laß ich ungeſagt. Zu Dreßden Aber iſt noch bis auf den heutigen Tag die vortreffliche Churfuͤrſtliche Saͤchfiſche Kunſt-Kammer durch gantz Europa in groſſem Ruff. Jch ha- be derſelben ſchon im vorigen Theil, doch nur dem bloſſen Namen nach, ge- dacht, und da ich zum andern mal von derſelben Erwaͤhnung thue, kan ich nicht umhin, einen kurtzen Abriß von dieſer vortrefflichen Kunſt-Kammer dem g. L. auf nachfolgende Art aus des Hrn. Tob. Beutels Cedreto zu geben: Ao. 1560 iſt demnach dieſes herrliche Werck von dem Durchlauchtigſten Chur-Fuͤrſt zu Sachſen, Hertzog Auguſto, fundiret, und nachmals durch den Fleiß der folgenden Chur-Fuͤrſtl. Durchlauchtigkeiten immer mehr und mehr angewachſen, zumal Hertzog Johann Georg allein dieſelbige mit mehr als 1000. unterſchiedenen koſtbaren Stuͤcken vermehret. Es beſtehet aber ſolche in 7. Kammern, deren Einhalt folgende Verſe kuͤrtzlich anzeigen. Die erſte Kammer begreifft mechaniſche Werckzeuge, als: Goldſchmied, Schloͤſſer-Drechsler-Arbeit, Barbierer-oder chirurgiſche Inſtrumenta, allerley Waag-Hebe- und Brech-Zeug, allerley Schreiner-Arbeit, ma- thematiſche Inſtrumenten, auch einige rare Gemaͤhlde ꝛc. Es moͤchte mancher wol diß halten fuͤr geringe, Bloß als nur Hand-Arbeit, da doch dergleichen Dinge Durch Kraͤffte, Marck und Bein gantz ſchwere Arbeit machen, Daß faſt ein iedes Glied daruͤber moͤchte krachen: Jn ſolchen Kuͤnſten hat die groſſe Muͤh und Fleiß Fuͤr ihren ſauren Schweis auch ihren Ruhm und Preis. Jn der andern Kammer ſiehet man 4. Repoſitoria, mit koſtbaren Geſchir- ren, aus Gold, Silber, Cryſtall, Topas, Agat, Rubin, Smaragden ꝛc. Hie leuchtet, ſcheint und ſchimmerts gantz Von gold-und ſilbern Bechern Glantz, Von Becken, die hell auspoliret, Und andern Dingen mehr gezieret, Dar-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/219
Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/219>, abgerufen am 26.11.2024.