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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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Das V. Capitel.
Wunder-Gewächse angeführet werden. Jm übrigen siehet man in dieser
Kayserl. Schatz-Kammer eine unzählige Menge von allerley Arten raren
Curiosis, die weitläufftig von mehrgedachtem Lambecio in seinem I. Tomo
der Comment. de Biblioth. Vindobonensi hin und wieder beschrieben werden.
Der Kayserl. Lust- und Thier-Garten zeiget curieusen Augen viele solche
Objecta, die man sonst in dicken Wäldern und weit entlegenen Oertern su-
chen müste. Mit nicht weniger Admiration und Vergnügen ist das Hoch-
Gräfl. Trauthsonische, Herrn Doct. Bocks, und Herrn Doct. Alprun-
ners
vortreffliches Cabinet zu besehen. Was übrigens in dieser Stadt
von Curiosis admiriret wird, bestehet vornemlich in folgenden Gebäuen,
als unter den Kirchen behält die Bischöfliche Haupt-Kirche S. Stephans
mit ihrem ansehnlichen Thurm den Vorzug vor denen andern; doch sind die
3. Jesuiter-Kirchen auch von keinem geringen Splendeur. Die Pyramide
der Heil. Dreyfaltigkeit, von Leopoldo aufgerichtet, die Seule der Em-
pfängniß, die Seule, welche dem H. Joseph auf dem hohen Marckt gewid-
met ist, des Printzen Eugenii und des Fürsten von Fondi prächtige Palläste,
die Kayserl. alte und neue Burg, allwo über dem Thore die 5. Vocales zu
sehen, die Universitaet von Friderico II. gestifftet, wo die Magistri Philo-
sophiae
auch zugleich geadelt werden, das Arsenal, die Clöster der Domini-
can
er, Capucciner etc. die Jesuiten-Collegia, das heil. Grab in der Vor-
Stadt, Herrnals genannt, nach der Gestalt und Masse des Palaestinischen
gebauet, wohin vom Kayserl. Hofe öffters Wallfahrten vorgenommen wer-
den, und mehr dergleichen Merckwürdigkeiten verdienen in billige Conside-
ration
gezogen zu werden, welche zu eines ieden selbst eigener Admiration zu
besehen überlassen werden. (u) Wir schreiten also hiermit aus Wien, und
wenden uns nach einer Universitaet des Hertzogthums Sachsen, nemlich

Wittenberg.

Allwo uns Hr. Gottfr. Nicolai, Stadt-Richter und Apotheker da-
selbst, sein Naturalien-Cabinet besehen lässet; worinnen vor andern remar-
quable
und sonst sehr selten zu finden seyn: Ein Stein, so im Testiculo ei-

nes
(u) Weil der Hr. Aut. in dieser Erzehlung abermals hin und wieder weitläufftiger ge-
wesen, als es nöthig, so mag ich auch weiter nichts hinzu setzen, ausser daß ich noch
beyfüge, daß unter andern auch diese Kunst-Kammer beschrieben Thom. Browne in
seiner Reise-Beschreib.
it. der Hr. A. in dem so genannten Edelmann pag.
663. seq.
Eine besondere Beschreibung kam An. 1680. in 8. unter folgendem Ti-
tul heraus: Beschreibung der Kays. geist- und weltlichen Schatz-Kammer
in Wien, von denen vornehmsten Stücken, so allda denckwürdig zu se-
hen sind.
R 2

Das V. Capitel.
Wunder-Gewaͤchſe angefuͤhret werden. Jm uͤbrigen ſiehet man in dieſer
Kayſerl. Schatz-Kammer eine unzaͤhlige Menge von allerley Arten raren
Curioſis, die weitlaͤufftig von mehrgedachtem Lambecio in ſeinem I. Tomo
der Comment. de Biblioth. Vindobonenſi hin und wieder beſchrieben werden.
Der Kayſerl. Luſt- und Thier-Garten zeiget curieuſen Augen viele ſolche
Objecta, die man ſonſt in dicken Waͤldern und weit entlegenen Oertern ſu-
chen muͤſte. Mit nicht weniger Admiration und Vergnuͤgen iſt das Hoch-
Graͤfl. Trauthſoniſche, Herrn Doct. Bocks, und Herrn Doct. Alprun-
ners
vortreffliches Cabinet zu beſehen. Was uͤbrigens in dieſer Stadt
von Curioſis admiriret wird, beſtehet vornemlich in folgenden Gebaͤuen,
als unter den Kirchen behaͤlt die Biſchoͤfliche Haupt-Kirche S. Stephans
mit ihrem anſehnlichen Thurm den Vorzug vor denen andern; doch ſind die
3. Jeſuiter-Kirchen auch von keinem geringen Splendeur. Die Pyramide
der Heil. Dreyfaltigkeit, von Leopoldo aufgerichtet, die Seule der Em-
pfaͤngniß, die Seule, welche dem H. Joſeph auf dem hohen Marckt gewid-
met iſt, des Printzen Eugenii und des Fuͤrſten von Fondi praͤchtige Pallaͤſte,
die Kayſerl. alte und neue Burg, allwo uͤber dem Thore die 5. Vocales zu
ſehen, die Univerſitæt von Friderico II. geſtifftet, wo die Magiſtri Philo-
ſophiæ
auch zugleich geadelt werden, das Arſenal, die Cloͤſter der Domini-
can
er, Capucciner ꝛc. die Jeſuiten-Collegia, das heil. Grab in der Vor-
Stadt, Herrnals genannt, nach der Geſtalt und Maſſe des Palæſtiniſchen
gebauet, wohin vom Kayſerl. Hofe oͤffters Wallfahrten vorgenommen wer-
den, und mehr dergleichen Merckwuͤrdigkeiten verdienen in billige Conſide-
ration
gezogen zu werden, welche zu eines ieden ſelbſt eigener Admiration zu
beſehen uͤberlaſſen werden. (u) Wir ſchreiten alſo hiermit aus Wien, und
wenden uns nach einer Univerſitæt des Hertzogthums Sachſen, nemlich

Wittenberg.

Allwo uns Hr. Gottfr. Nicolai, Stadt-Richter und Apotheker da-
ſelbſt, ſein Naturalien-Cabinet beſehen laͤſſet; worinnen vor andern remar-
quable
und ſonſt ſehr ſelten zu finden ſeyn: Ein Stein, ſo im Teſticulo ei-

nes
(u) Weil der Hr. Aut. in dieſer Erzehlung abermals hin und wieder weitlaͤufftiger ge-
weſen, als es noͤthig, ſo mag ich auch weiter nichts hinzu ſetzen, auſſer daß ich noch
beyfuͤge, daß unter andern auch dieſe Kunſt-Kammer beſchrieben Thom. Browne in
ſeiner Reiſe-Beſchreib.
it. der Hr. A. in dem ſo genannten Edelmann pag.
663. ſeq.
Eine beſondere Beſchreibung kam An. 1680. in 8. unter folgendem Ti-
tul heraus: Beſchreibung der Kayſ. geiſt- und weltlichen Schatz-Kammer
in Wien, von denen vornehmſten Stuͤcken, ſo allda denckwuͤrdig zu ſe-
hen ſind.
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[131/0159] Das V. Capitel. Wunder-Gewaͤchſe angefuͤhret werden. Jm uͤbrigen ſiehet man in dieſer Kayſerl. Schatz-Kammer eine unzaͤhlige Menge von allerley Arten raren Curioſis, die weitlaͤufftig von mehrgedachtem Lambecio in ſeinem I. Tomo der Comment. de Biblioth. Vindobonenſi hin und wieder beſchrieben werden. Der Kayſerl. Luſt- und Thier-Garten zeiget curieuſen Augen viele ſolche Objecta, die man ſonſt in dicken Waͤldern und weit entlegenen Oertern ſu- chen muͤſte. Mit nicht weniger Admiration und Vergnuͤgen iſt das Hoch- Graͤfl. Trauthſoniſche, Herrn Doct. Bocks, und Herrn Doct. Alprun- ners vortreffliches Cabinet zu beſehen. Was uͤbrigens in dieſer Stadt von Curioſis admiriret wird, beſtehet vornemlich in folgenden Gebaͤuen, als unter den Kirchen behaͤlt die Biſchoͤfliche Haupt-Kirche S. Stephans mit ihrem anſehnlichen Thurm den Vorzug vor denen andern; doch ſind die 3. Jeſuiter-Kirchen auch von keinem geringen Splendeur. Die Pyramide der Heil. Dreyfaltigkeit, von Leopoldo aufgerichtet, die Seule der Em- pfaͤngniß, die Seule, welche dem H. Joſeph auf dem hohen Marckt gewid- met iſt, des Printzen Eugenii und des Fuͤrſten von Fondi praͤchtige Pallaͤſte, die Kayſerl. alte und neue Burg, allwo uͤber dem Thore die 5. Vocales zu ſehen, die Univerſitæt von Friderico II. geſtifftet, wo die Magiſtri Philo- ſophiæ auch zugleich geadelt werden, das Arſenal, die Cloͤſter der Domini- caner, Capucciner ꝛc. die Jeſuiten-Collegia, das heil. Grab in der Vor- Stadt, Herrnals genannt, nach der Geſtalt und Maſſe des Palæſtiniſchen gebauet, wohin vom Kayſerl. Hofe oͤffters Wallfahrten vorgenommen wer- den, und mehr dergleichen Merckwuͤrdigkeiten verdienen in billige Conſide- ration gezogen zu werden, welche zu eines ieden ſelbſt eigener Admiration zu beſehen uͤberlaſſen werden. (u) Wir ſchreiten alſo hiermit aus Wien, und wenden uns nach einer Univerſitæt des Hertzogthums Sachſen, nemlich Wittenberg. Allwo uns Hr. Gottfr. Nicolai, Stadt-Richter und Apotheker da- ſelbſt, ſein Naturalien-Cabinet beſehen laͤſſet; worinnen vor andern remar- quable und ſonſt ſehr ſelten zu finden ſeyn: Ein Stein, ſo im Teſticulo ei- nes (u) Weil der Hr. Aut. in dieſer Erzehlung abermals hin und wieder weitlaͤufftiger ge- weſen, als es noͤthig, ſo mag ich auch weiter nichts hinzu ſetzen, auſſer daß ich noch beyfuͤge, daß unter andern auch dieſe Kunſt-Kammer beſchrieben Thom. Browne in ſeiner Reiſe-Beſchreib. it. der Hr. A. in dem ſo genannten Edelmann pag. 663. ſeq. Eine beſondere Beſchreibung kam An. 1680. in 8. unter folgendem Ti- tul heraus: Beſchreibung der Kayſ. geiſt- und weltlichen Schatz-Kammer in Wien, von denen vornehmſten Stuͤcken, ſo allda denckwuͤrdig zu ſe- hen ſind. R 2

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/159>, abgerufen am 25.11.2024.