ewigen Namen zu erwerben gesucht; aber heutiges Tages siehet man nichts mehr als ihren Namen in den Büchern gedruckt, suchet man aber die wahre Originalia, so wird man kaum das geringste Zeichen mehr davon finden, daß also des Petrarchoe Ausspruch mehr denn zu wahr, wenn er spricht: Crede mi- hi aliis quam lapideis fundamentis eget gloria ut sit mansura: oder
Fürwahr ein andrer Grund muß seyn allhier geleget, Kein steinern ist es, der den Ruhm auf ewig träget.
Und wie Ausonius saget: Mors etiam saxis marmoribusque venit. Doch sind bis auf den heutigen Tag noch so viel Rudera der vorigen Römischen Merck- und Denckwürdigkeiten übrig, daß man dieselben (wann man alles recht und genau in Observantz nehmen will,) kaum in einem gantzen Jahr alle besehen kan. Misson redet bey der Beschreibung der Römischen Herr- lichkeiten gar artig, wenn er also schreibt: Du premier abord, a regarder Rome en general, on n'y trouve point de beaute surprenante sur tout, quand on a veau plusieurs autres Villes fameuses. Mais plus on y sejour- ne, & plus on y decouvre des choses, qui meritent d' estre considerer. On ne scauroit faire cinquante pas dans Rome, ni dans ses environs, sans y rencontrer quelques restes de son ancienne grandeur. An einem andern Ort redet er von der Besehenden mancherley Expressions über die Schönheit hie und da: Jay apris (dit il) plaisir a voir l' ambrassement & l' attention avec la quelle les gens (du mestier particulierement) en examinent toutes les bautez. Voyez-vous, disent-ils, dans cette figure, combien de grace, combien de force & combien de douceur, sont unies en sensible? Ne diroit-on pas, que cette autre est vivante? Ne croiroit-on pas qu' elle respire? Se peut-il voir plus de passion, une Atti- tude plus belle, une expression plus vive? Admire, dit un autre, la va- riete de touts Airs de teste, ces agremens, cette conduite d' ombres & de lumieres. Jamais Michel Ange a t't-il mieux designe? Y-a-t-il rien de plus charmant dans le Coloris du Titien? des Couleurs plus tendre- ment noyees? quelque chose en general de plus noble, & de plus exquis? Je ne vous diray pas tout, car se ne finirois pas d' aujourd'huy. Ob zwar der Autor hier nur alleine von Raphaels vortrefflichen Gemählde in des Pabsts Vaticano (die Historie von Attila der Hunnen König vorstellend,) redet; so kan man sich doch leicht vorstellen, daß die verwunderliche Expres- siones bey andern curösen Merckwürdigkeiten auch in Abondance hervor gebracht werden. Die Römer führen in ihrem Wappen die remarqua- blen Buchstaben:
S. P. Q. R.
O 2
Das V. Capitel.
ewigen Namen zu erwerben geſucht; aber heutiges Tages ſiehet man nichts mehr als ihren Namen in den Buͤchern gedruckt, ſuchet man aber die wahre Originalia, ſo wird man kaum das geringſte Zeichen mehr davon finden, daß alſo des Petrarchœ Ausſpruch mehr denn zu wahr, wenn er ſpricht: Crede mi- hi aliis quam lapideis fundamentis eget gloria ut ſit manſura: oder
Fuͤrwahr ein andrer Grund muß ſeyn allhier geleget, Kein ſteinern iſt es, der den Ruhm auf ewig traͤget.
Und wie Auſonius ſaget: Mors etiam ſaxis marmoribusque venit. Doch ſind bis auf den heutigen Tag noch ſo viel Rudera der vorigen Roͤmiſchen Merck- und Denckwuͤrdigkeiten uͤbrig, daß man dieſelben (wann man alles recht und genau in Obſervantz nehmen will,) kaum in einem gantzen Jahr alle beſehen kan. Miſſon redet bey der Beſchreibung der Roͤmiſchen Herr- lichkeiten gar artig, wenn er alſo ſchreibt: Du premier abord, à regarder Rome en general, on n’y trouve point de beauté ſurprenante ſur tout, quand on a veû pluſieurs autres Villes fameuſes. Mais plus on y ſejour- ne, & plus on y decouvre des choſes, qui méritent d’ eſtre conſiderer. On ne ſçauroit faire cinquante pas dans Rome, ni dans ſes environs, ſans y rencontrer quelques reſtes de ſon ancienne grandeur. An einem andern Ort redet er von der Beſehenden mancherley Expreſſions uͤber die Schoͤnheit hie und da: Jay apris (dit il) plaiſir à voir l’ ambraſſement & l’ attention avec la quelle les gens (du meſtier particulierement) en examinent toutes les bautez. Voyez-vous, diſent-ils, dans cette figure, combien de grace, combien de force & combien de douceur, ſont unies en ſenſible? Ne diroit-on pas, que cette autre eſt vivante? Ne croiroit-on pas qu’ elle reſpire? Se peut-il voir plus de paſſion, une Atti- tude plus belle, une expreſſion plus vive? Admire, dit un autre, la va- rieté de touts Airs de teſte, ces agrémens, cette conduite d’ ombres & de lumieres. Jamais Michel Ange a t’t-il mieux deſigné? Y-a-t-il rien de plus charmant dans le Coloris du Titien? des Couleurs plus tendre- ment noyées? quelque choſe en general de plus noble, & de plus exquis? Je ne vous diray pas tout, car ſe ne finirois pas d’ aujourd’huy. Ob zwar der Autor hier nur alleine von Raphaëls vortrefflichen Gemaͤhlde in des Pabſts Vaticano (die Hiſtorie von Attila der Hunnen Koͤnig vorſtellend,) redet; ſo kan man ſich doch leicht vorſtellen, daß die verwunderliche Expreſ- ſiones bey andern curöſen Merckwuͤrdigkeiten auch in Abondance hervor gebracht werden. Die Roͤmer fuͤhren in ihrem Wappen die remarqua- blen Buchſtaben:
S. P. Q. R.
O 2
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ewigen Namen zu erwerben geſucht; aber heutiges Tages ſiehet man nichts
mehr als ihren Namen in den Buͤchern gedruckt, ſuchet man aber die wahre
Originalia, ſo wird man kaum das geringſte Zeichen mehr davon finden, daß
alſo des Petrarchœ Ausſpruch mehr denn zu wahr, wenn er ſpricht: Crede mi-
hi aliis quam lapideis fundamentis eget gloria ut ſit manſura: oder
Fuͤrwahr ein andrer Grund muß ſeyn allhier geleget,
Kein ſteinern iſt es, der den Ruhm auf ewig traͤget.
Und wie Auſonius ſaget: Mors etiam ſaxis marmoribusque venit. Doch
ſind bis auf den heutigen Tag noch ſo viel Rudera der vorigen Roͤmiſchen
Merck- und Denckwuͤrdigkeiten uͤbrig, daß man dieſelben (wann man alles
recht und genau in Obſervantz nehmen will,) kaum in einem gantzen Jahr
alle beſehen kan. Miſſon redet bey der Beſchreibung der Roͤmiſchen Herr-
lichkeiten gar artig, wenn er alſo ſchreibt: Du premier abord, à regarder
Rome en general, on n’y trouve point de beauté ſurprenante ſur tout,
quand on a veû pluſieurs autres Villes fameuſes. Mais plus on y ſejour-
ne, & plus on y decouvre des choſes, qui méritent d’ eſtre conſiderer.
On ne ſçauroit faire cinquante pas dans Rome, ni dans ſes environs,
ſans y rencontrer quelques reſtes de ſon ancienne grandeur. An einem
andern Ort redet er von der Beſehenden mancherley Expreſſions uͤber die
Schoͤnheit hie und da: Jay apris (dit il) plaiſir à voir l’ ambraſſement &
l’ attention avec la quelle les gens (du meſtier particulierement) en
examinent toutes les bautez. Voyez-vous, diſent-ils, dans cette figure,
combien de grace, combien de force & combien de douceur, ſont
unies en ſenſible? Ne diroit-on pas, que cette autre eſt vivante? Ne
croiroit-on pas qu’ elle reſpire? Se peut-il voir plus de paſſion, une Atti-
tude plus belle, une expreſſion plus vive? Admire, dit un autre, la va-
rieté de touts Airs de teſte, ces agrémens, cette conduite d’ ombres
& de lumieres. Jamais Michel Ange a t’t-il mieux deſigné? Y-a-t-il rien
de plus charmant dans le Coloris du Titien? des Couleurs plus tendre-
ment noyées? quelque choſe en general de plus noble, & de plus exquis?
Je ne vous diray pas tout, car ſe ne finirois pas d’ aujourd’huy. Ob
zwar der Autor hier nur alleine von Raphaëls vortrefflichen Gemaͤhlde in des
Pabſts Vaticano (die Hiſtorie von Attila der Hunnen Koͤnig vorſtellend,)
redet; ſo kan man ſich doch leicht vorſtellen, daß die verwunderliche Expreſ-
ſiones bey andern curöſen Merckwuͤrdigkeiten auch in Abondance hervor
gebracht werden. Die Roͤmer fuͤhren in ihrem Wappen die remarqua-
blen Buchſtaben:
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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/135>, abgerufen am 07.07.2024.
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