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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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Von Museis I. Theil
ge Bücher insgesamt in denselbigen nun wol vorhanden, lasse ich dem Leser
zum Nachsinnen über, wenn er bedenckt, daß in der eintzigen Mazarinischen
schon über die 40000. gefunden werden, und alle andere mit Recht Haupt-
Bibliothequen können genannt werden. Wir gehen aus den Bibliothe-
qu
en nach dem Observatorio Astronomico, welches in der Vor-Stadt
St. Jaques samt vielen darzu dienlichen raren Machinen befindlich. So
sind auch curiöse Cabinets allda in abondance, welche die schönsten Rari-
täten vorstellen können. Mons. Girardon, ein berühmter Bildhauer unter
der grossen Gallerie des Louvre, wird denen Ausländern einen Ausbund
von dieser Art Raritäten willig zeigen. Des Chevalier de Lorraine Schil-
dereyen-Cabinet ist in dem Palais Royal zu besehen. Jm Louvre, neben
der Mahler-Academie, findet man rare Gemählde und Kupfferstiche. Des
Königl. Secretarii, Mr. Belluchau, in der Gasse des Macons und des Bailly de
Hautefeville
in der Gasse du Bac gelegenes Haus, wird wegen des grossen
Vorraths von Schildereyen besuchet. Des bekandten Baudelot d' Arrival
Antiquitae
ten-Kammer: Des Hrn. Vivant Müntz-Cabinet: Wie auch
des Herrn Canonici, Francisci Drott, bey der Kirchen St. Tomas du Louvre:
Das chymische Cabinet des Abts Aignan, in der Abtey St. Germain: Und
das Raritäten-Cabinet des Hrn. Boucots, in der Rüe St. Jaques: Des Kö-
nigs Medaillen-Cabinet: Des Vaillant Müntz-Cabinet: Des Baumei-
sters Francois d' Orbay Cabinet sind vortrefflich zu besehen. Ausser obbe-
sagten allen hat der König eine solche Menge so vielerley Raritäten zusammen
gesammlet, daß es kaum ein Potentat demselben darin wird gleich thun kön-
nen. Ferner besiehet man den Königl. medicinischen Garten, und in dem-
selben ein Botanisch- oder vielmehr Naturalien-Cabinet, worinnen unter
andern ein schönes Herbarium vivum und monströse Sceleta zu finden.
Endlich ist ein Cabinet von Kostbarkeiten, die alle auf kleine vergüldete Po-
stament
gens gesetzet sind, als Gefässe von Crystall, Jaspis, Agat u. s. w. in
der Gasse des Sains Peres, bey der Gräfin de Beuvron, zu sehen. Jn dem
Cabinet, welches am Ende unter der grossen Gallerie des Louvre zu erfra-
gen stehet, findet man bey die 4000. Stempel, theils zu alten, meistens aber
zu modernen Medaillen in guter Ordnung bey einander. Jn der Königl.
Bibliothec ist das Medaillen-Cabinet das herrlichste von der Welt, doch
kan man ohne grosse Mühe zu dessen Besehung schwerlich gelangen. Jch
erinnere mich weiter des Königlichen Jubeliers Montarey seines, der unter der
Gallerie des Louvre zu wohnen pflegte, aber seine Raritäten in einem eige-
nen Hause aufbehält, welche in Gemählden von den besten Meistern, metal-
lenen Sigillis, kostbaren Edelsteinen, raren Porcellainen, Crystallenen Ge-

fässen,

Von Muſeis I. Theil
ge Buͤcher insgeſamt in denſelbigen nun wol vorhanden, laſſe ich dem Leſer
zum Nachſinnen uͤber, wenn er bedenckt, daß in der eintzigen Mazariniſchen
ſchon uͤber die 40000. gefunden werden, und alle andere mit Recht Haupt-
Bibliothequen koͤnnen genannt werden. Wir gehen aus den Bibliothe-
qu
en nach dem Obſervatorio Aſtronomico, welches in der Vor-Stadt
St. Jaques ſamt vielen darzu dienlichen raren Machinen befindlich. So
ſind auch curiöſe Cabinets allda in abondance, welche die ſchoͤnſten Rari-
taͤten vorſtellen koͤnnen. Monſ. Girardon, ein beruͤhmter Bildhauer unter
der groſſen Gallerie des Louvre, wird denen Auslaͤndern einen Ausbund
von dieſer Art Raritaͤten willig zeigen. Des Chevalier de Lorraine Schil-
dereyen-Cabinet iſt in dem Palais Royal zu beſehen. Jm Louvre, neben
der Mahler-Academie, findet man rare Gemaͤhlde und Kupfferſtiche. Des
Koͤnigl. Secretarii, Mr. Belluchau, in der Gaſſe des Maçons und des Bailly de
Hautefeville
in der Gaſſe du Bac gelegenes Haus, wird wegen des groſſen
Vorraths von Schildereyen beſuchet. Des bekandten Baudelot d’ Arrival
Antiquitæ
ten-Kammer: Des Hrn. Vivant Muͤntz-Cabinet: Wie auch
des Herrn Canonici, Franciſci Drott, bey der Kirchen St. Tomas du Louvre:
Das chymiſche Cabinet des Abts Aignan, in der Abtey St. Germain: Und
das Raritaͤten-Cabinet des Hrn. Boucots, in der Rüe St. Jaques: Des Koͤ-
nigs Medaillen-Cabinet: Des Vaillant Muͤntz-Cabinet: Des Baumei-
ſters François d’ Orbay Cabinet ſind vortrefflich zu beſehen. Auſſer obbe-
ſagten allen hat der Koͤnig eine ſolche Menge ſo vielerley Raritaͤten zuſam̃en
geſammlet, daß es kaum ein Potentat demſelben darin wird gleich thun koͤn-
nen. Ferner beſiehet man den Koͤnigl. mediciniſchen Garten, und in dem-
ſelben ein Botaniſch- oder vielmehr Naturalien-Cabinet, worinnen unter
andern ein ſchoͤnes Herbarium vivum und monſtröſe Sceleta zu finden.
Endlich iſt ein Cabinet von Koſtbarkeiten, die alle auf kleine verguͤldete Po-
ſtament
gens geſetzet ſind, als Gefaͤſſe von Cryſtall, Jaſpis, Agat u. ſ. w. in
der Gaſſe des Sains Peres, bey der Graͤfin de Beuvron, zu ſehen. Jn dem
Cabinet, welches am Ende unter der groſſen Gallerie des Louvre zu erfra-
gen ſtehet, findet man bey die 4000. Stempel, theils zu alten, meiſtens aber
zu modernen Medaillen in guter Ordnung bey einander. Jn der Koͤnigl.
Bibliothec iſt das Medaillen-Cabinet das herrlichſte von der Welt, doch
kan man ohne groſſe Muͤhe zu deſſen Beſehung ſchwerlich gelangen. Jch
erinnere mich weiter des Koͤniglichen Jubeliers Montarey ſeines, der unter der
Gallerie des Louvre zu wohnen pflegte, aber ſeine Raritaͤten in einem eige-
nen Hauſe aufbehaͤlt, welche in Gemaͤhlden von den beſten Meiſtern, metal-
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[80/0108] Von Muſeis I. Theil ge Buͤcher insgeſamt in denſelbigen nun wol vorhanden, laſſe ich dem Leſer zum Nachſinnen uͤber, wenn er bedenckt, daß in der eintzigen Mazariniſchen ſchon uͤber die 40000. gefunden werden, und alle andere mit Recht Haupt- Bibliothequen koͤnnen genannt werden. Wir gehen aus den Bibliothe- quen nach dem Obſervatorio Aſtronomico, welches in der Vor-Stadt St. Jaques ſamt vielen darzu dienlichen raren Machinen befindlich. So ſind auch curiöſe Cabinets allda in abondance, welche die ſchoͤnſten Rari- taͤten vorſtellen koͤnnen. Monſ. Girardon, ein beruͤhmter Bildhauer unter der groſſen Gallerie des Louvre, wird denen Auslaͤndern einen Ausbund von dieſer Art Raritaͤten willig zeigen. Des Chevalier de Lorraine Schil- dereyen-Cabinet iſt in dem Palais Royal zu beſehen. Jm Louvre, neben der Mahler-Academie, findet man rare Gemaͤhlde und Kupfferſtiche. Des Koͤnigl. Secretarii, Mr. Belluchau, in der Gaſſe des Maçons und des Bailly de Hautefeville in der Gaſſe du Bac gelegenes Haus, wird wegen des groſſen Vorraths von Schildereyen beſuchet. Des bekandten Baudelot d’ Arrival Antiquitæten-Kammer: Des Hrn. Vivant Muͤntz-Cabinet: Wie auch des Herrn Canonici, Franciſci Drott, bey der Kirchen St. Tomas du Louvre: Das chymiſche Cabinet des Abts Aignan, in der Abtey St. Germain: Und das Raritaͤten-Cabinet des Hrn. Boucots, in der Rüe St. Jaques: Des Koͤ- nigs Medaillen-Cabinet: Des Vaillant Muͤntz-Cabinet: Des Baumei- ſters François d’ Orbay Cabinet ſind vortrefflich zu beſehen. Auſſer obbe- ſagten allen hat der Koͤnig eine ſolche Menge ſo vielerley Raritaͤten zuſam̃en geſammlet, daß es kaum ein Potentat demſelben darin wird gleich thun koͤn- nen. Ferner beſiehet man den Koͤnigl. mediciniſchen Garten, und in dem- ſelben ein Botaniſch- oder vielmehr Naturalien-Cabinet, worinnen unter andern ein ſchoͤnes Herbarium vivum und monſtröſe Sceleta zu finden. Endlich iſt ein Cabinet von Koſtbarkeiten, die alle auf kleine verguͤldete Po- ſtamentgens geſetzet ſind, als Gefaͤſſe von Cryſtall, Jaſpis, Agat u. ſ. w. in der Gaſſe des Sains Peres, bey der Graͤfin de Beuvron, zu ſehen. Jn dem Cabinet, welches am Ende unter der groſſen Gallerie des Louvre zu erfra- gen ſtehet, findet man bey die 4000. Stempel, theils zu alten, meiſtens aber zu modernen Medaillen in guter Ordnung bey einander. Jn der Koͤnigl. Bibliothec iſt das Medaillen-Cabinet das herrlichſte von der Welt, doch kan man ohne groſſe Muͤhe zu deſſen Beſehung ſchwerlich gelangen. Jch erinnere mich weiter des Koͤniglichen Jubeliers Montarey ſeines, der unter der Gallerie des Louvre zu wohnen pflegte, aber ſeine Raritaͤten in einem eige- nen Hauſe aufbehaͤlt, welche in Gemaͤhlden von den beſten Meiſtern, metal- lenen Sigillis, koſtbaren Edelſteinen, raren Porcellainen, Cryſtallenen Ge- faͤſſen,

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/108>, abgerufen am 23.11.2024.