Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

Bild:
<< vorherige Seite

Von Museis I. Theil
Hand verfertiget hat, darunter sind begriffen die Sympathetical-Kugeln:
Eine compendiöse Demonstration, wie eine gantze Armee Volcks in kur-
tzer Zeit über ein Wasser mit einem Schiffe kommen könne; und eine höl-
tzerne Brücke, die man auf einem Wagen zusammen legen kan: Eine Maus-
Uhr, oder Maus-Compaß, da ein klein Ding als eine Maus die Stunden
des Tages durch seine ungemerckte Bewegung andeutet: Der Lutra-
Compaß,
welcher mit vorigem einerley Gattung, nur daß die Maus auf
dem Flachen die Uhr zeiget, und auf einem Brete herum kreucht, die Otter
aber steigt über sich von einer Stunde zur andern: Der Nacht-Weiser, da
man die Uhr und Zeit bey Nacht sehen kan, wenn ein Licht dahinter gesetzt
wird, welches auf geölt Papier mit Farben gemahlt, und geht herum wie
die Zeit ist: Ein Tisch-Compaß, da ein Stück Korck geschnitten wird wie
eine Schildkröte, welche gesetzt wird in ein zinnern Gefäß mit Wasser an-
gefüllt, wo die 12. Stunden des Tages an dem Rand der Schüssel herum
gezeichnet sind, da denn die Schildkröte auf- und abfähret, und also die
Stunden andeutet, indem sie bey ieglicher Zahl oder Stunde unbeweglich
still stehet: Ein rar Instrument, wobey man sehen kan, wie Proviant in ei-
ne belagerte Stadt zu bringen durch einen engen Ort: Wie ein Wach-
Thurm zu machen, worauf ein Mann sey, der alles sähe, was in der Stadt
geschicht: Wie man einen Speise-Saal 3. oder 4. mal verändern könne,
mit samt den Tafeln, Stühlen und Gästen, vermittelst eines Rades oder
Haspels, womit die Spitzen von einem Ort zum andern versetzt werden, und
so in 3. oder 4. Orten mehr, mit unterschiedlichen gedeckten Tafeln: Der
Kammer-Uhr-Zeiger, welchen eine kleine Kugel von Helffenbein immer
aufzeucht, und also die Stunden des Tages andeutet: Der Planeten-Uhr-
Weiser zeiget den Tag in der Wochen mit unterschiedlichen Figuren aus
Helffenbein, so die Planeten praesentiren: Der Oval-Zeiger, woran der
Zeiger, oder die Spitze, welche die Zeit andeutet, sich ein- oder ausstecket,
nachdem die Oval gehet, und dergleichen unzählige Raritäten mehr, die die-
ser Herr von Adel hat, seynd daselbst zu sehen. (q)

Mün-
(q) Jn Montpellier findet man viele Antiquitaeten etc. einen wohlangelegten, und mit
vielen Pflantzen, Kräutern und andern Raritäten angefülleten Königl. Garten,
und ein sonderbar wohleingerichtetes Theatrum Anatomicum: Unter andern auch
des lustigen Spötters Rabelais seinen Rock und Haube, so die neuen Doctorandi
einige mal (der Antiquarius sagt 7. mal) anlegen müssen. Beschreib. Franckr.
pag. 1029.

Von Muſeis I. Theil
Hand verfertiget hat, darunter ſind begriffen die Sympathetical-Kugeln:
Eine compendiöſe Demonſtration, wie eine gantze Armée Volcks in kur-
tzer Zeit uͤber ein Waſſer mit einem Schiffe kommen koͤnne; und eine hoͤl-
tzerne Bruͤcke, die man auf einem Wagen zuſammen legen kan: Eine Maus-
Uhr, oder Maus-Compaß, da ein klein Ding als eine Maus die Stunden
des Tages durch ſeine ungemerckte Bewegung andeutet: Der Lutra-
Compaß,
welcher mit vorigem einerley Gattung, nur daß die Maus auf
dem Flachen die Uhr zeiget, und auf einem Brete herum kreucht, die Otter
aber ſteigt uͤber ſich von einer Stunde zur andern: Der Nacht-Weiſer, da
man die Uhr und Zeit bey Nacht ſehen kan, wenn ein Licht dahinter geſetzt
wird, welches auf geoͤlt Papier mit Farben gemahlt, und geht herum wie
die Zeit iſt: Ein Tiſch-Compaß, da ein Stuͤck Korck geſchnitten wird wie
eine Schildkroͤte, welche geſetzt wird in ein zinnern Gefaͤß mit Waſſer an-
gefuͤllt, wo die 12. Stunden des Tages an dem Rand der Schuͤſſel herum
gezeichnet ſind, da denn die Schildkroͤte auf- und abfaͤhret, und alſo die
Stunden andeutet, indem ſie bey ieglicher Zahl oder Stunde unbeweglich
ſtill ſtehet: Ein rar Inſtrument, wobey man ſehen kan, wie Proviant in ei-
ne belagerte Stadt zu bringen durch einen engen Ort: Wie ein Wach-
Thurm zu machen, worauf ein Mann ſey, der alles ſaͤhe, was in der Stadt
geſchicht: Wie man einen Speiſe-Saal 3. oder 4. mal veraͤndern koͤnne,
mit ſamt den Tafeln, Stuͤhlen und Gaͤſten, vermittelſt eines Rades oder
Haſpels, womit die Spitzen von einem Ort zum andern verſetzt werden, und
ſo in 3. oder 4. Orten mehr, mit unterſchiedlichen gedeckten Tafeln: Der
Kammer-Uhr-Zeiger, welchen eine kleine Kugel von Helffenbein immer
aufzeucht, und alſo die Stunden des Tages andeutet: Der Planeten-Uhr-
Weiſer zeiget den Tag in der Wochen mit unterſchiedlichen Figuren aus
Helffenbein, ſo die Planeten præſentiren: Der Oval-Zeiger, woran der
Zeiger, oder die Spitze, welche die Zeit andeutet, ſich ein- oder ausſtecket,
nachdem die Oval gehet, und dergleichen unzaͤhlige Raritaͤten mehr, die die-
ſer Herr von Adel hat, ſeynd daſelbſt zu ſehen. (q)

Muͤn-
(q) Jn Montpellier findet man viele Antiquitæten ꝛc. einen wohlangelegten, und mit
vielen Pflantzen, Kraͤutern und andern Raritaͤten angefuͤlleten Koͤnigl. Garten,
und ein ſonderbar wohleingerichtetes Theatrum Anatomicum: Unter andern auch
des luſtigen Spoͤtters Rabelais ſeinen Rock und Haube, ſo die neuen Doctorandi
einige mal (der Antiquarius ſagt 7. mal) anlegen muͤſſen. Beſchreib. Franckr.
pag. 1029.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0100" n="72"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von <hi rendition="#aq">Mu&#x017F;eis I.</hi> Theil</hi></fw><lb/>
Hand verfertiget hat, darunter &#x017F;ind begriffen die <hi rendition="#aq">Sympathetical</hi>-Kugeln:<lb/>
Eine <hi rendition="#aq">compendiö&#x017F;</hi>e <hi rendition="#aq">Demon&#x017F;tration,</hi> wie eine gantze <hi rendition="#aq">Armée</hi> Volcks in kur-<lb/>
tzer Zeit u&#x0364;ber ein Wa&#x017F;&#x017F;er mit einem Schiffe kommen ko&#x0364;nne; und eine ho&#x0364;l-<lb/>
tzerne Bru&#x0364;cke, die man auf einem Wagen zu&#x017F;ammen legen kan: Eine Maus-<lb/>
Uhr, oder Maus-<hi rendition="#aq">Compaß,</hi> da ein klein Ding als eine Maus die Stunden<lb/>
des Tages durch &#x017F;eine ungemerckte Bewegung andeutet: Der <hi rendition="#aq">Lutra-<lb/>
Compaß,</hi> welcher mit vorigem einerley Gattung, nur daß die Maus auf<lb/>
dem Flachen die Uhr zeiget, und auf einem Brete herum kreucht, die Otter<lb/>
aber &#x017F;teigt u&#x0364;ber &#x017F;ich von einer Stunde zur andern: Der Nacht-Wei&#x017F;er, da<lb/>
man die Uhr und Zeit bey Nacht &#x017F;ehen kan, wenn ein Licht dahinter ge&#x017F;etzt<lb/>
wird, welches auf geo&#x0364;lt Papier mit Farben gemahlt, und geht herum wie<lb/>
die Zeit i&#x017F;t: Ein Ti&#x017F;ch-<hi rendition="#aq">Compaß,</hi> da ein Stu&#x0364;ck Korck ge&#x017F;chnitten wird wie<lb/>
eine Schildkro&#x0364;te, welche ge&#x017F;etzt wird in ein zinnern Gefa&#x0364;ß mit Wa&#x017F;&#x017F;er an-<lb/>
gefu&#x0364;llt, wo die 12. Stunden des Tages an dem Rand der Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el herum<lb/>
gezeichnet &#x017F;ind, da denn die Schildkro&#x0364;te auf- und abfa&#x0364;hret, und al&#x017F;o die<lb/>
Stunden andeutet, indem &#x017F;ie bey ieglicher Zahl oder Stunde unbeweglich<lb/>
&#x017F;till &#x017F;tehet: Ein rar <hi rendition="#aq">In&#x017F;trument,</hi> wobey man &#x017F;ehen kan, wie <hi rendition="#aq">Proviant</hi> in ei-<lb/>
ne belagerte Stadt zu bringen durch einen engen Ort: Wie ein Wach-<lb/>
Thurm zu machen, worauf ein Mann &#x017F;ey, der alles &#x017F;a&#x0364;he, was in der Stadt<lb/>
ge&#x017F;chicht: Wie man einen Spei&#x017F;e-Saal 3. oder 4. mal vera&#x0364;ndern ko&#x0364;nne,<lb/>
mit &#x017F;amt den Tafeln, Stu&#x0364;hlen und Ga&#x0364;&#x017F;ten, vermittel&#x017F;t eines Rades oder<lb/>
Ha&#x017F;pels, womit die Spitzen von einem Ort zum andern ver&#x017F;etzt werden, und<lb/>
&#x017F;o in 3. oder 4. Orten mehr, mit unter&#x017F;chiedlichen gedeckten Tafeln: Der<lb/>
Kammer-Uhr-Zeiger, welchen eine kleine Kugel von Helffenbein immer<lb/>
aufzeucht, und al&#x017F;o die Stunden des Tages andeutet: Der Planeten-Uhr-<lb/>
Wei&#x017F;er zeiget den Tag in der Wochen mit unter&#x017F;chiedlichen Figuren aus<lb/>
Helffenbein, &#x017F;o die Planeten <hi rendition="#aq">præ&#x017F;enti</hi>ren: Der <hi rendition="#aq">Oval</hi>-Zeiger, woran der<lb/>
Zeiger, oder die Spitze, welche die Zeit andeutet, &#x017F;ich ein- oder aus&#x017F;tecket,<lb/>
nachdem die <hi rendition="#aq">Oval</hi> gehet, und dergleichen unza&#x0364;hlige Rarita&#x0364;ten mehr, die die-<lb/>
&#x017F;er Herr von Adel hat, &#x017F;eynd da&#x017F;elb&#x017F;t zu &#x017F;ehen. <note place="foot" n="(q)">Jn <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Montpellier</hi></hi> findet man viele <hi rendition="#aq">Antiquitæt</hi>en &#xA75B;c. einen wohlangelegten, und mit<lb/>
vielen Pflantzen, Kra&#x0364;utern und andern Rarita&#x0364;ten angefu&#x0364;lleten Ko&#x0364;nigl. Garten,<lb/>
und ein &#x017F;onderbar wohleingerichtetes <hi rendition="#aq">Theatrum Anatomicum:</hi> Unter andern auch<lb/>
des lu&#x017F;tigen Spo&#x0364;tters <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Rabelais</hi></hi> &#x017F;einen Rock und Haube, &#x017F;o die neuen <hi rendition="#aq">Doctorandi</hi><lb/>
einige mal (der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Antiquarius</hi></hi> &#x017F;agt 7. mal) anlegen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. <hi rendition="#fr">Be&#x017F;chreib. Franckr.</hi><lb/><hi rendition="#aq">pag.</hi> 1029.</note></p>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Mu&#x0364;n-</hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0100] Von Muſeis I. Theil Hand verfertiget hat, darunter ſind begriffen die Sympathetical-Kugeln: Eine compendiöſe Demonſtration, wie eine gantze Armée Volcks in kur- tzer Zeit uͤber ein Waſſer mit einem Schiffe kommen koͤnne; und eine hoͤl- tzerne Bruͤcke, die man auf einem Wagen zuſammen legen kan: Eine Maus- Uhr, oder Maus-Compaß, da ein klein Ding als eine Maus die Stunden des Tages durch ſeine ungemerckte Bewegung andeutet: Der Lutra- Compaß, welcher mit vorigem einerley Gattung, nur daß die Maus auf dem Flachen die Uhr zeiget, und auf einem Brete herum kreucht, die Otter aber ſteigt uͤber ſich von einer Stunde zur andern: Der Nacht-Weiſer, da man die Uhr und Zeit bey Nacht ſehen kan, wenn ein Licht dahinter geſetzt wird, welches auf geoͤlt Papier mit Farben gemahlt, und geht herum wie die Zeit iſt: Ein Tiſch-Compaß, da ein Stuͤck Korck geſchnitten wird wie eine Schildkroͤte, welche geſetzt wird in ein zinnern Gefaͤß mit Waſſer an- gefuͤllt, wo die 12. Stunden des Tages an dem Rand der Schuͤſſel herum gezeichnet ſind, da denn die Schildkroͤte auf- und abfaͤhret, und alſo die Stunden andeutet, indem ſie bey ieglicher Zahl oder Stunde unbeweglich ſtill ſtehet: Ein rar Inſtrument, wobey man ſehen kan, wie Proviant in ei- ne belagerte Stadt zu bringen durch einen engen Ort: Wie ein Wach- Thurm zu machen, worauf ein Mann ſey, der alles ſaͤhe, was in der Stadt geſchicht: Wie man einen Speiſe-Saal 3. oder 4. mal veraͤndern koͤnne, mit ſamt den Tafeln, Stuͤhlen und Gaͤſten, vermittelſt eines Rades oder Haſpels, womit die Spitzen von einem Ort zum andern verſetzt werden, und ſo in 3. oder 4. Orten mehr, mit unterſchiedlichen gedeckten Tafeln: Der Kammer-Uhr-Zeiger, welchen eine kleine Kugel von Helffenbein immer aufzeucht, und alſo die Stunden des Tages andeutet: Der Planeten-Uhr- Weiſer zeiget den Tag in der Wochen mit unterſchiedlichen Figuren aus Helffenbein, ſo die Planeten præſentiren: Der Oval-Zeiger, woran der Zeiger, oder die Spitze, welche die Zeit andeutet, ſich ein- oder ausſtecket, nachdem die Oval gehet, und dergleichen unzaͤhlige Raritaͤten mehr, die die- ſer Herr von Adel hat, ſeynd daſelbſt zu ſehen. (q) Muͤn- (q) Jn Montpellier findet man viele Antiquitæten ꝛc. einen wohlangelegten, und mit vielen Pflantzen, Kraͤutern und andern Raritaͤten angefuͤlleten Koͤnigl. Garten, und ein ſonderbar wohleingerichtetes Theatrum Anatomicum: Unter andern auch des luſtigen Spoͤtters Rabelais ſeinen Rock und Haube, ſo die neuen Doctorandi einige mal (der Antiquarius ſagt 7. mal) anlegen muͤſſen. Beſchreib. Franckr. pag. 1029.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/100
Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/100>, abgerufen am 25.11.2024.