Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Naumann, Bernhard: Der aufrichtige Leipziger Roßarzt. 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

Leipziger Roßarzt.
niglich durch reiten und peitschen strapaziret,
bis die Hitze völlig überhand nimmt, wodurch
zuletzt der Brand zur Darmgicht kommet, oder
durch das viele welzen des Pferdes die Därmer
sich verschleiffen und verwickeln, bis dasselbe cre-
piren muß, da sichs denn bey Aufmachung des Pfer-
des ganz anders befindet, als vorgegeben werden
ist, indem bisweilen 20 Pferde an dieser Krank-
heit crepiren, ehe man bey einem einzigen einen
Magenwurm antrifft, wovon des Pferdes erste
Krankheit hat sollen herkommen. Nun gestehe
ich zwar gerne ein, daß bey Anfang der Krank-
heit manches Pferd beym ersten Ausritt wieder
nach Hause kommt und sein Futter ordentlich
frisset, indem durch das reiten die Winde von
dem Pferde gegangen seyn, und das Pferd den
Mist von sich gestossen, auch auf dem Wege
beym ausreiten gebrauset hat, weil sich das Fut-
ter noch nicht feste eingesetzt, und Feuchtigkeit
genug bey sich gehabt hat, daß das Futter, von
dem Magen unverdauet von sich gestossen wer-
den können. Denn weil es Nässe genung ge-
habt, hat sich die Natur helfen können, und
ist also das Pferd wieder gesund nach Hause ge-
kommen. Deswegen aber sind es doch nicht
Würmer gewesen. Wie denn überhaupt zu
merken, daß es fünferley Krankheiten giebet,
die den Würmerbeissen ähnlich sind. 1) Die
Feibel, 2) Die Wassercolic, 3) Die Wind-
colic, womit meistens sowohl die Winde, als
Krippenköcker behafftet seyn, 4) Die Futter-

ver-

Leipziger Roßarzt.
niglich durch reiten und peitſchen ſtrapaziret,
bis die Hitze voͤllig uͤberhand nimmt, wodurch
zuletzt der Brand zur Darmgicht kommet, oder
durch das viele welzen des Pferdes die Daͤrmer
ſich verſchleiffen und verwickeln, bis daſſelbe cre-
piren muß, da ſichs deñ bey Aufmachung des Pfer-
des ganz anders befindet, als vorgegeben werden
iſt, indem bisweilen 20 Pferde an dieſer Krank-
heit crepiren, ehe man bey einem einzigen einen
Magenwurm antrifft, wovon des Pferdes erſte
Krankheit hat ſollen herkommen. Nun geſtehe
ich zwar gerne ein, daß bey Anfang der Krank-
heit manches Pferd beym erſten Ausritt wieder
nach Hauſe kommt und ſein Futter ordentlich
friſſet, indem durch das reiten die Winde von
dem Pferde gegangen ſeyn, und das Pferd den
Miſt von ſich geſtoſſen, auch auf dem Wege
beym ausreiten gebrauſet hat, weil ſich das Fut-
ter noch nicht feſte eingeſetzt, und Feuchtigkeit
genug bey ſich gehabt hat, daß das Futter, von
dem Magen unverdauet von ſich geſtoſſen wer-
den koͤnnen. Denn weil es Naͤſſe genung ge-
habt, hat ſich die Natur helfen koͤnnen, und
iſt alſo das Pferd wieder geſund nach Hauſe ge-
kommen. Deswegen aber ſind es doch nicht
Wuͤrmer geweſen. Wie denn uͤberhaupt zu
merken, daß es fuͤnferley Krankheiten giebet,
die den Wuͤrmerbeiſſen aͤhnlich ſind. 1) Die
Feibel, 2) Die Waſſercolic, 3) Die Wind-
colic, womit meiſtens ſowohl die Winde, als
Krippenkoͤcker behafftet ſeyn, 4) Die Futter-

ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0029" n="27"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Leipziger Roßarzt.</hi></fw><lb/>
niglich durch reiten und peit&#x017F;chen &#x017F;trapaziret,<lb/>
bis die Hitze vo&#x0364;llig u&#x0364;berhand nimmt, wodurch<lb/>
zuletzt der Brand zur Darmgicht kommet, oder<lb/>
durch das viele welzen des Pferdes die Da&#x0364;rmer<lb/>
&#x017F;ich ver&#x017F;chleiffen und verwickeln, bis da&#x017F;&#x017F;elbe cre-<lb/>
piren muß, da &#x017F;ichs den&#x0303; bey Aufmachung des Pfer-<lb/>
des ganz anders befindet, als vorgegeben werden<lb/>
i&#x017F;t, indem bisweilen 20 Pferde an die&#x017F;er Krank-<lb/>
heit crepiren, ehe man bey einem einzigen einen<lb/>
Magenwurm antrifft, wovon des Pferdes er&#x017F;te<lb/>
Krankheit hat &#x017F;ollen herkommen. Nun ge&#x017F;tehe<lb/>
ich zwar gerne ein, daß bey Anfang der Krank-<lb/>
heit manches Pferd beym er&#x017F;ten Ausritt wieder<lb/>
nach Hau&#x017F;e kommt und &#x017F;ein Futter ordentlich<lb/>
fri&#x017F;&#x017F;et, indem durch das reiten die Winde von<lb/>
dem Pferde gegangen &#x017F;eyn, und das Pferd den<lb/>
Mi&#x017F;t von &#x017F;ich ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en, auch auf dem Wege<lb/>
beym ausreiten gebrau&#x017F;et hat, weil &#x017F;ich das Fut-<lb/>
ter noch nicht fe&#x017F;te einge&#x017F;etzt, und Feuchtigkeit<lb/>
genug bey &#x017F;ich gehabt hat, daß das Futter, von<lb/>
dem Magen unverdauet von &#x017F;ich ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en wer-<lb/>
den ko&#x0364;nnen. Denn weil es Na&#x0364;&#x017F;&#x017F;e genung ge-<lb/>
habt, hat &#x017F;ich die Natur helfen ko&#x0364;nnen, und<lb/>
i&#x017F;t al&#x017F;o das Pferd wieder ge&#x017F;und nach Hau&#x017F;e ge-<lb/>
kommen. Deswegen aber &#x017F;ind es doch nicht<lb/>
Wu&#x0364;rmer gewe&#x017F;en. Wie denn u&#x0364;berhaupt zu<lb/>
merken, daß es fu&#x0364;nferley Krankheiten giebet,<lb/>
die den Wu&#x0364;rmerbei&#x017F;&#x017F;en a&#x0364;hnlich &#x017F;ind. 1) Die<lb/>
Feibel, 2) Die Wa&#x017F;&#x017F;ercolic, 3) Die Wind-<lb/>
colic, womit mei&#x017F;tens &#x017F;owohl die Winde, als<lb/>
Krippenko&#x0364;cker behafftet &#x017F;eyn, 4) Die Futter-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ver-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0029] Leipziger Roßarzt. niglich durch reiten und peitſchen ſtrapaziret, bis die Hitze voͤllig uͤberhand nimmt, wodurch zuletzt der Brand zur Darmgicht kommet, oder durch das viele welzen des Pferdes die Daͤrmer ſich verſchleiffen und verwickeln, bis daſſelbe cre- piren muß, da ſichs deñ bey Aufmachung des Pfer- des ganz anders befindet, als vorgegeben werden iſt, indem bisweilen 20 Pferde an dieſer Krank- heit crepiren, ehe man bey einem einzigen einen Magenwurm antrifft, wovon des Pferdes erſte Krankheit hat ſollen herkommen. Nun geſtehe ich zwar gerne ein, daß bey Anfang der Krank- heit manches Pferd beym erſten Ausritt wieder nach Hauſe kommt und ſein Futter ordentlich friſſet, indem durch das reiten die Winde von dem Pferde gegangen ſeyn, und das Pferd den Miſt von ſich geſtoſſen, auch auf dem Wege beym ausreiten gebrauſet hat, weil ſich das Fut- ter noch nicht feſte eingeſetzt, und Feuchtigkeit genug bey ſich gehabt hat, daß das Futter, von dem Magen unverdauet von ſich geſtoſſen wer- den koͤnnen. Denn weil es Naͤſſe genung ge- habt, hat ſich die Natur helfen koͤnnen, und iſt alſo das Pferd wieder geſund nach Hauſe ge- kommen. Deswegen aber ſind es doch nicht Wuͤrmer geweſen. Wie denn uͤberhaupt zu merken, daß es fuͤnferley Krankheiten giebet, die den Wuͤrmerbeiſſen aͤhnlich ſind. 1) Die Feibel, 2) Die Waſſercolic, 3) Die Wind- colic, womit meiſtens ſowohl die Winde, als Krippenkoͤcker behafftet ſeyn, 4) Die Futter- ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/naumann_rossarzt_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/naumann_rossarzt_1780/29
Zitationshilfe: Naumann, Bernhard: Der aufrichtige Leipziger Roßarzt. 1780, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/naumann_rossarzt_1780/29>, abgerufen am 01.05.2024.