Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Naumann, Bernhard: Der aufrichtige Leipziger Roßarzt. 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

Leipziger Roßarzt.
derheit soll ein jedes Pferd einen tüchtigen
Schlauch haben, nur nicht aufgebrochen. Man
tritt hierauf hinter das Pferd, und giebt wohl
Achtung, daß nicht eine Hüfte schwächer oder
stärker ist, als die andere, und giebt von oben
herunter auf des Pferdes Knie Achtung, ob es
vielleicht Spad- Leist- oder Ellenbogenansatz ha-
be, ingl. Piebhacke oder Flußgallen, woraus
doch zuletzt der Blutspad wird. Wenn dieses
alles wohl beobachtet ist, so bleibet man hinter
dem Pferde stehen, und lässet es beym Zaum
im Schritt gerade ausführen, damit man die
hintersten Theile wohl beobachten kan, sodann
lässet man es von vorne im Schritte wieder zu
sich führen, daß man es wohl in Obacht neh-
men könne, alsdenn lässet man es beym Zaume
ein Stücke fort- und wieder entgegentraben, so kan
sich keine Lähmung verstecken. Hierauf wird auf
das Pferd gesessen und in einen Kreise von ferne
herumgeritten, und observiret, ob das Pferd
mit einem Beine so weit als mit dem andern
ausgreifen kan. Annoch ist bey des Pferdes
Einkauf zu erinnern, daß man auf die vorder-
sten Raffzähne Achtung geben muß, weil man-
che dieselben beym Köcken wegbeissen, jedoch
manche, die in die Krippe beissen, nicht, da-
hero thut man am besten, wenn man eine viertel
Stunde bey solchen Pferden stehen bleibet, so wird
das Pferd das Köcken durch sein Windknorren im
Leibe selbst verrathen, ob es ein Krippensetzer
oder Windköcker ist? Auch ist zu observiren,

wenn

Leipziger Roßarzt.
derheit ſoll ein jedes Pferd einen tuͤchtigen
Schlauch haben, nur nicht aufgebrochen. Man
tritt hierauf hinter das Pferd, und giebt wohl
Achtung, daß nicht eine Huͤfte ſchwaͤcher oder
ſtaͤrker iſt, als die andere, und giebt von oben
herunter auf des Pferdes Knie Achtung, ob es
vielleicht Spad- Leiſt- oder Ellenbogenanſatz ha-
be, ingl. Piebhacke oder Flußgallen, woraus
doch zuletzt der Blutſpad wird. Wenn dieſes
alles wohl beobachtet iſt, ſo bleibet man hinter
dem Pferde ſtehen, und laͤſſet es beym Zaum
im Schritt gerade ausfuͤhren, damit man die
hinterſten Theile wohl beobachten kan, ſodann
laͤſſet man es von vorne im Schritte wieder zu
ſich fuͤhren, daß man es wohl in Obacht neh-
men koͤnne, alsdenn laͤſſet man es beym Zaume
ein Stuͤcke fort- und wieder entgegentraben, ſo kan
ſich keine Laͤhmung verſtecken. Hierauf wird auf
das Pferd geſeſſen und in einen Kreiſe von ferne
herumgeritten, und obſerviret, ob das Pferd
mit einem Beine ſo weit als mit dem andern
ausgreifen kan. Annoch iſt bey des Pferdes
Einkauf zu erinnern, daß man auf die vorder-
ſten Raffzaͤhne Achtung geben muß, weil man-
che dieſelben beym Koͤcken wegbeiſſen, jedoch
manche, die in die Krippe beiſſen, nicht, da-
hero thut man am beſten, wenn man eine viertel
Stunde bey ſolchen Pferden ſtehen bleibet, ſo wird
das Pferd das Koͤcken durch ſein Windknorren im
Leibe ſelbſt verrathen, ob es ein Krippenſetzer
oder Windkoͤcker iſt? Auch iſt zu obſerviren,

wenn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0015" n="13"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Leipziger Roßarzt.</hi></fw><lb/>
derheit &#x017F;oll ein jedes <hi rendition="#g">Pferd</hi> einen tu&#x0364;chtigen<lb/>
Schlauch haben, nur nicht aufgebrochen. Man<lb/>
tritt hierauf hinter das Pferd, und giebt wohl<lb/>
Achtung, daß nicht eine Hu&#x0364;fte &#x017F;chwa&#x0364;cher oder<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rker i&#x017F;t, als die andere, und giebt von oben<lb/>
herunter auf des Pferdes Knie Achtung, ob es<lb/>
vielleicht Spad- Lei&#x017F;t- oder Ellenbogenan&#x017F;atz ha-<lb/>
be, ingl. Piebhacke oder Flußgallen, woraus<lb/>
doch zuletzt der Blut&#x017F;pad wird. Wenn die&#x017F;es<lb/>
alles wohl beobachtet i&#x017F;t, &#x017F;o bleibet man hinter<lb/>
dem Pferde &#x017F;tehen, und la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et es beym Zaum<lb/>
im Schritt gerade ausfu&#x0364;hren, damit man die<lb/>
hinter&#x017F;ten Theile wohl beobachten kan, &#x017F;odann<lb/>
la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et man es von vorne im Schritte wieder zu<lb/>
&#x017F;ich fu&#x0364;hren, daß man es wohl in Obacht neh-<lb/>
men ko&#x0364;nne, alsdenn la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et man es beym Zaume<lb/>
ein Stu&#x0364;cke fort- und wieder entgegentraben, &#x017F;o kan<lb/>
&#x017F;ich keine La&#x0364;hmung ver&#x017F;tecken. Hierauf wird auf<lb/>
das Pferd ge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en und in einen Krei&#x017F;e von ferne<lb/>
herumgeritten, und ob&#x017F;erviret, ob das Pferd<lb/>
mit einem Beine &#x017F;o weit als mit dem andern<lb/>
ausgreifen kan. Annoch i&#x017F;t bey des Pferdes<lb/>
Einkauf zu erinnern, daß man auf die vorder-<lb/>
&#x017F;ten Raffza&#x0364;hne Achtung geben muß, weil man-<lb/>
che die&#x017F;elben beym Ko&#x0364;cken wegbei&#x017F;&#x017F;en, jedoch<lb/>
manche, die in die Krippe bei&#x017F;&#x017F;en, nicht, da-<lb/>
hero thut man am be&#x017F;ten, wenn man eine viertel<lb/>
Stunde bey &#x017F;olchen Pferden &#x017F;tehen bleibet, &#x017F;o wird<lb/>
das Pferd das Ko&#x0364;cken durch &#x017F;ein Windknorren im<lb/>
Leibe &#x017F;elb&#x017F;t verrathen, ob es ein Krippen&#x017F;etzer<lb/>
oder Windko&#x0364;cker i&#x017F;t? Auch i&#x017F;t zu ob&#x017F;erviren,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wenn</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0015] Leipziger Roßarzt. derheit ſoll ein jedes Pferd einen tuͤchtigen Schlauch haben, nur nicht aufgebrochen. Man tritt hierauf hinter das Pferd, und giebt wohl Achtung, daß nicht eine Huͤfte ſchwaͤcher oder ſtaͤrker iſt, als die andere, und giebt von oben herunter auf des Pferdes Knie Achtung, ob es vielleicht Spad- Leiſt- oder Ellenbogenanſatz ha- be, ingl. Piebhacke oder Flußgallen, woraus doch zuletzt der Blutſpad wird. Wenn dieſes alles wohl beobachtet iſt, ſo bleibet man hinter dem Pferde ſtehen, und laͤſſet es beym Zaum im Schritt gerade ausfuͤhren, damit man die hinterſten Theile wohl beobachten kan, ſodann laͤſſet man es von vorne im Schritte wieder zu ſich fuͤhren, daß man es wohl in Obacht neh- men koͤnne, alsdenn laͤſſet man es beym Zaume ein Stuͤcke fort- und wieder entgegentraben, ſo kan ſich keine Laͤhmung verſtecken. Hierauf wird auf das Pferd geſeſſen und in einen Kreiſe von ferne herumgeritten, und obſerviret, ob das Pferd mit einem Beine ſo weit als mit dem andern ausgreifen kan. Annoch iſt bey des Pferdes Einkauf zu erinnern, daß man auf die vorder- ſten Raffzaͤhne Achtung geben muß, weil man- che dieſelben beym Koͤcken wegbeiſſen, jedoch manche, die in die Krippe beiſſen, nicht, da- hero thut man am beſten, wenn man eine viertel Stunde bey ſolchen Pferden ſtehen bleibet, ſo wird das Pferd das Koͤcken durch ſein Windknorren im Leibe ſelbſt verrathen, ob es ein Krippenſetzer oder Windkoͤcker iſt? Auch iſt zu obſerviren, wenn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/naumann_rossarzt_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/naumann_rossarzt_1780/15
Zitationshilfe: Naumann, Bernhard: Der aufrichtige Leipziger Roßarzt. 1780, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/naumann_rossarzt_1780/15>, abgerufen am 01.05.2024.