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Naumann, Bernhard: Der aufrichtige Leipziger Roßarzt. 1780.

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Der aufrichtige
schwarzen Augen meistens mit dem schwarzen
Staar behaftet werden, und die fahlen mit dem
grauen Staar, auch wohl gemeiniglich ganz
blind werden. Man giebt ferner Achtung, ob
die Zunge nicht zerrissen ist, und einem alten
Pferde kein Backzahn fehlet, auch daß nicht et-
wa ein Bug mehe Fleisch als der andere habe,
sodann siehet man von oben herunter, daß nicht
Oberbeine so wohl an Röhren, an Flechsen, od. auf
der Crone liegen, welches mit der Zeit eine Läh-
mung und Schwindung verursachet; es soll auch
ein Huf oder Fuß so groß seyn, wie der andere,
und muß man wohl zusehen, daß nicht die
Hornklüfte mit Stänker oder Theer verschmieret
seyn. Die Füße sollen auch nicht zu breit, noch
viel weniger zu schmal seyn, und der Käufer
muß in den Flechsen wohl heruntergreifen, daß
eine nicht stärker als die andere ist; der Fuß
wird aufgehoben und mit beyden Händen zusam-
mengedrückt, daß nicht etwa Steingallen in
Füßen sitzen, besonders wenn das Pferd auf
weichen Boden gekauft wird, und man es im
Gehen nicht sehen kan. So dieses geschehen,
wird an die linke Seite getreten, und das Pferd
wohl betrachtet, ob sein Odement oder Athem-
holen schwer oder leicht ist, oder ob es haar-
schlächtig oder herzschlächtig ist, alsdenn wird
mit der Hand an des Pferdes Bauch leise her-
untergefahren, und an seinen Schlauch gegrif-
fen, zu erfahren, ob es nicht vom Wurm, oder
von einem falschen Schnitt lädiret ist. Jnson-

derheit

Der aufrichtige
ſchwarzen Augen meiſtens mit dem ſchwarzen
Staar behaftet werden, und die fahlen mit dem
grauen Staar, auch wohl gemeiniglich ganz
blind werden. Man giebt ferner Achtung, ob
die Zunge nicht zerriſſen iſt, und einem alten
Pferde kein Backzahn fehlet, auch daß nicht et-
wa ein Bug mehe Fleiſch als der andere habe,
ſodann ſiehet man von oben herunter, daß nicht
Oberbeine ſo wohl an Roͤhren, an Flechſen, od. auf
der Crone liegen, welches mit der Zeit eine Laͤh-
mung und Schwindung verurſachet; es ſoll auch
ein Huf oder Fuß ſo groß ſeyn, wie der andere,
und muß man wohl zuſehen, daß nicht die
Hornkluͤfte mit Staͤnker oder Theer verſchmieret
ſeyn. Die Fuͤße ſollen auch nicht zu breit, noch
viel weniger zu ſchmal ſeyn, und der Kaͤufer
muß in den Flechſen wohl heruntergreifen, daß
eine nicht ſtaͤrker als die andere iſt; der Fuß
wird aufgehoben und mit beyden Haͤnden zuſam-
mengedruͤckt, daß nicht etwa Steingallen in
Fuͤßen ſitzen, beſonders wenn das Pferd auf
weichen Boden gekauft wird, und man es im
Gehen nicht ſehen kan. So dieſes geſchehen,
wird an die linke Seite getreten, und das Pferd
wohl betrachtet, ob ſein Odement oder Athem-
holen ſchwer oder leicht iſt, oder ob es haar-
ſchlaͤchtig oder herzſchlaͤchtig iſt, alsdenn wird
mit der Hand an des Pferdes Bauch leiſe her-
untergefahren, und an ſeinen Schlauch gegrif-
fen, zu erfahren, ob es nicht vom Wurm, oder
von einem falſchen Schnitt laͤdiret iſt. Jnſon-

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[12/0014] Der aufrichtige ſchwarzen Augen meiſtens mit dem ſchwarzen Staar behaftet werden, und die fahlen mit dem grauen Staar, auch wohl gemeiniglich ganz blind werden. Man giebt ferner Achtung, ob die Zunge nicht zerriſſen iſt, und einem alten Pferde kein Backzahn fehlet, auch daß nicht et- wa ein Bug mehe Fleiſch als der andere habe, ſodann ſiehet man von oben herunter, daß nicht Oberbeine ſo wohl an Roͤhren, an Flechſen, od. auf der Crone liegen, welches mit der Zeit eine Laͤh- mung und Schwindung verurſachet; es ſoll auch ein Huf oder Fuß ſo groß ſeyn, wie der andere, und muß man wohl zuſehen, daß nicht die Hornkluͤfte mit Staͤnker oder Theer verſchmieret ſeyn. Die Fuͤße ſollen auch nicht zu breit, noch viel weniger zu ſchmal ſeyn, und der Kaͤufer muß in den Flechſen wohl heruntergreifen, daß eine nicht ſtaͤrker als die andere iſt; der Fuß wird aufgehoben und mit beyden Haͤnden zuſam- mengedruͤckt, daß nicht etwa Steingallen in Fuͤßen ſitzen, beſonders wenn das Pferd auf weichen Boden gekauft wird, und man es im Gehen nicht ſehen kan. So dieſes geſchehen, wird an die linke Seite getreten, und das Pferd wohl betrachtet, ob ſein Odement oder Athem- holen ſchwer oder leicht iſt, oder ob es haar- ſchlaͤchtig oder herzſchlaͤchtig iſt, alsdenn wird mit der Hand an des Pferdes Bauch leiſe her- untergefahren, und an ſeinen Schlauch gegrif- fen, zu erfahren, ob es nicht vom Wurm, oder von einem falſchen Schnitt laͤdiret iſt. Jnſon- derheit

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Zitationshilfe: Naumann, Bernhard: Der aufrichtige Leipziger Roßarzt. 1780, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/naumann_rossarzt_1780/14>, abgerufen am 01.05.2024.