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Nathusius, Marie: Die Kammerjungfer. Eine Stadtgeschichte. Halle (Saale), 1851.

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sich endlich losriß, mußte sie ihm das Versprechen ge¬
ben, für eine recht baldige ungestörte Zusammenkunft
zu sorgen. Das war gar nicht schwer, bei ihrer Mut¬
ter konnten sie das haben; denn die wird dem Glück
der Tochter nichts entgegensetzen. Und, fügte Klär¬
chen hinzu, es ist auch nöthig daß wir besprechen, wie
es mit unserer Verlobung werden soll, es ist doch da
manches zu thun. --

Närrchen! unterbrach sie der Mediziner, wer wird
denn an so alberne Dinge denken? Wir leben in der
Gegenwart, das andere fügen die Götter. -- Dann
fügte er einige zärtliche Worte hinzu und ging die
Treppe hinauf.

Diese letzten Worte gingen Klärchen eisig über
die grünen Auen ihres Glückes, doch dachte sie nicht
weiter darüber nach und legte sich in süßer Betäubung
zur Ruhe.

Am anderen Morgen wachte sie später auf als
gewöhnlich. Ihre gütige Dame hatte sie nicht zur ge¬
wöhnlichen Zeit wecken lassen, damit sie den versäum¬
ten Schlaf nachholen möge. Und dennoch konnte sie
sich nicht zurecht finden. Es war ihr so wüst im
Kopfe und so nüchtern im Herzen, sie mußte sich or¬
dentlich erst klar machen, daß sie sehr glücklich sei,
und trotz des Vorredens blieb sie unruhig. Wird er
Ernst machen? Wird er sich öffentlich verloben? Wird
er es seinen Eltern sagen? Solche Fragen war sie
thöricht genug sich vorzulegen, und es galt von ihrer
Seite immer noch große Vorsicht, das Alles zu errei¬
chen. So dumm wie ihre Mutter, der der Rechts¬
gelehrte unter den Händen entwischt ist, wollte sie

ſich endlich losriß, mußte ſie ihm das Verſprechen ge¬
ben, für eine recht baldige ungeſtörte Zuſammenkunft
zu ſorgen. Das war gar nicht ſchwer, bei ihrer Mut¬
ter konnten ſie das haben; denn die wird dem Glück
der Tochter nichts entgegenſetzen. Und, fügte Klär¬
chen hinzu, es iſt auch nöthig daß wir beſprechen, wie
es mit unſerer Verlobung werden ſoll, es iſt doch da
manches zu thun. —

Närrchen! unterbrach ſie der Mediziner, wer wird
denn an ſo alberne Dinge denken? Wir leben in der
Gegenwart, das andere fügen die Götter. — Dann
fügte er einige zärtliche Worte hinzu und ging die
Treppe hinauf.

Dieſe letzten Worte gingen Klärchen eiſig über
die grünen Auen ihres Glückes, doch dachte ſie nicht
weiter darüber nach und legte ſich in ſüßer Betäubung
zur Ruhe.

Am anderen Morgen wachte ſie ſpäter auf als
gewöhnlich. Ihre gütige Dame hatte ſie nicht zur ge¬
wöhnlichen Zeit wecken laſſen, damit ſie den verſäum¬
ten Schlaf nachholen möge. Und dennoch konnte ſie
ſich nicht zurecht finden. Es war ihr ſo wüſt im
Kopfe und ſo nüchtern im Herzen, ſie mußte ſich or¬
dentlich erſt klar machen, daß ſie ſehr glücklich ſei,
und trotz des Vorredens blieb ſie unruhig. Wird er
Ernſt machen? Wird er ſich öffentlich verloben? Wird
er es ſeinen Eltern ſagen? Solche Fragen war ſie
thöricht genug ſich vorzulegen, und es galt von ihrer
Seite immer noch große Vorſicht, das Alles zu errei¬
chen. So dumm wie ihre Mutter, der der Rechts¬
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[44/0050] ſich endlich losriß, mußte ſie ihm das Verſprechen ge¬ ben, für eine recht baldige ungeſtörte Zuſammenkunft zu ſorgen. Das war gar nicht ſchwer, bei ihrer Mut¬ ter konnten ſie das haben; denn die wird dem Glück der Tochter nichts entgegenſetzen. Und, fügte Klär¬ chen hinzu, es iſt auch nöthig daß wir beſprechen, wie es mit unſerer Verlobung werden ſoll, es iſt doch da manches zu thun. — Närrchen! unterbrach ſie der Mediziner, wer wird denn an ſo alberne Dinge denken? Wir leben in der Gegenwart, das andere fügen die Götter. — Dann fügte er einige zärtliche Worte hinzu und ging die Treppe hinauf. Dieſe letzten Worte gingen Klärchen eiſig über die grünen Auen ihres Glückes, doch dachte ſie nicht weiter darüber nach und legte ſich in ſüßer Betäubung zur Ruhe. Am anderen Morgen wachte ſie ſpäter auf als gewöhnlich. Ihre gütige Dame hatte ſie nicht zur ge¬ wöhnlichen Zeit wecken laſſen, damit ſie den verſäum¬ ten Schlaf nachholen möge. Und dennoch konnte ſie ſich nicht zurecht finden. Es war ihr ſo wüſt im Kopfe und ſo nüchtern im Herzen, ſie mußte ſich or¬ dentlich erſt klar machen, daß ſie ſehr glücklich ſei, und trotz des Vorredens blieb ſie unruhig. Wird er Ernſt machen? Wird er ſich öffentlich verloben? Wird er es ſeinen Eltern ſagen? Solche Fragen war ſie thöricht genug ſich vorzulegen, und es galt von ihrer Seite immer noch große Vorſicht, das Alles zu errei¬ chen. So dumm wie ihre Mutter, der der Rechts¬ gelehrte unter den Händen entwiſcht iſt, wollte ſie

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Zitationshilfe: Nathusius, Marie: Die Kammerjungfer. Eine Stadtgeschichte. Halle (Saale), 1851, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nathusius_kammerjungfer_1851/50>, abgerufen am 22.11.2024.