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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779.

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Was hätt er für Gewinn gehabt, wenn die
zwölfhundert Kommunikanten in einer
Nacht mit einander abgestanden wären,
wie die Fische in fremdem Wasser? Sie
sollten nach und nach hinsterben, damit er
einem ieden besonders die Todtenglocke läu-
ten könnte. Aber da veroffenbart sich die
unerfahrne Hand des Thäters allenthalben.
Er weiß nicht die rechte Dosis zu treffen:
für zwey oder drey Sestern wär sie gewiß
wirksam gewesen, für zwey und dreißig war
sie zu schwach. Er vertheilt die Giftpor-
tionen ungleich: daher der mehr oder weni-
ger trübe Wein. Der ungeübte Verbre-
cher zittert bey Begehung seiner That, er
verfehlt die Oefnung des einen Bechers
ohne es zu bemerken, und verschüttet das
Giftpulver auf den Rand: daher der be-
schmutzte Becher. Alles das beweißt auf
eine überzeugende Art, daß ein Unerfahrner
diese That unternommen habe, und wenn

man

Was haͤtt er fuͤr Gewinn gehabt, wenn die
zwoͤlfhundert Kommunikanten in einer
Nacht mit einander abgeſtanden waͤren,
wie die Fiſche in fremdem Waſſer? Sie
ſollten nach und nach hinſterben, damit er
einem ieden beſonders die Todtenglocke laͤu-
ten koͤnnte. Aber da veroffenbart ſich die
unerfahrne Hand des Thaͤters allenthalben.
Er weiß nicht die rechte Doſis zu treffen:
fuͤr zwey oder drey Seſtern waͤr ſie gewiß
wirkſam geweſen, fuͤr zwey und dreißig war
ſie zu ſchwach. Er vertheilt die Giftpor-
tionen ungleich: daher der mehr oder weni-
ger truͤbe Wein. Der ungeuͤbte Verbre-
cher zittert bey Begehung ſeiner That, er
verfehlt die Oefnung des einen Bechers
ohne es zu bemerken, und verſchuͤttet das
Giftpulver auf den Rand: daher der be-
ſchmutzte Becher. Alles das beweißt auf
eine uͤberzeugende Art, daß ein Unerfahrner
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[76/0084] Was haͤtt er fuͤr Gewinn gehabt, wenn die zwoͤlfhundert Kommunikanten in einer Nacht mit einander abgeſtanden waͤren, wie die Fiſche in fremdem Waſſer? Sie ſollten nach und nach hinſterben, damit er einem ieden beſonders die Todtenglocke laͤu- ten koͤnnte. Aber da veroffenbart ſich die unerfahrne Hand des Thaͤters allenthalben. Er weiß nicht die rechte Doſis zu treffen: fuͤr zwey oder drey Seſtern waͤr ſie gewiß wirkſam geweſen, fuͤr zwey und dreißig war ſie zu ſchwach. Er vertheilt die Giftpor- tionen ungleich: daher der mehr oder weni- ger truͤbe Wein. Der ungeuͤbte Verbre- cher zittert bey Begehung ſeiner That, er verfehlt die Oefnung des einen Bechers ohne es zu bemerken, und verſchuͤttet das Giftpulver auf den Rand: daher der be- ſchmutzte Becher. Alles das beweißt auf eine uͤberzeugende Art, daß ein Unerfahrner dieſe That unternommen habe, und wenn man

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/84>, abgerufen am 25.11.2024.