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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779.

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würde. Er pflegt die hiesigen Gegenden
zuweilen als Viehhändler zu besuchen, wenn
er eben kein halsbrechendes Gewerbe hat,
daher ist er mir sehr wohl bekannt.

Jch verstummete und sprach: ists möglich!!

Nach einigen Consultationen mit meinem
Philipp in Absicht der Fortsetzung unsrer
Reise, fiel der endliche Schluß dahinaus,
daß ich den Spondeengänger bestieg, und
Philipp den übrigen Theil des Weges, un-
ter der Qualität eines reisenden Jägers,
zu Fuß machte. Bey dem trägen Esels-
schritt meines Gauls, bey einem Weg von
zwey bis drey Tagereisen, und dem neuen
Reichthum physiognomischer Erfahrungen,
dacht ich meinen Gedanken freies Spiel zu
lassen, und mich unter mancherley Be-
trachtungen herum zu tummeln; glaubte
die Meditationen würden sich an allen
Wänden und Gesparren meiner Hirnkam-
mer so dick anlegen, wie der Arsenik in ei-

ner

wuͤrde. Er pflegt die hieſigen Gegenden
zuweilen als Viehhaͤndler zu beſuchen, wenn
er eben kein halsbrechendes Gewerbe hat,
daher iſt er mir ſehr wohl bekannt.

Jch verſtummete und ſprach: iſts moͤglich!!

Nach einigen Conſultationen mit meinem
Philipp in Abſicht der Fortſetzung unſrer
Reiſe, fiel der endliche Schluß dahinaus,
daß ich den Spondeengaͤnger beſtieg, und
Philipp den uͤbrigen Theil des Weges, un-
ter der Qualitaͤt eines reiſenden Jaͤgers,
zu Fuß machte. Bey dem traͤgen Eſels-
ſchritt meines Gauls, bey einem Weg von
zwey bis drey Tagereiſen, und dem neuen
Reichthum phyſiognomiſcher Erfahrungen,
dacht ich meinen Gedanken freies Spiel zu
laſſen, und mich unter mancherley Be-
trachtungen herum zu tummeln; glaubte
die Meditationen wuͤrden ſich an allen
Waͤnden und Geſparren meiner Hirnkam-
mer ſo dick anlegen, wie der Arſenik in ei-

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[294/0302] wuͤrde. Er pflegt die hieſigen Gegenden zuweilen als Viehhaͤndler zu beſuchen, wenn er eben kein halsbrechendes Gewerbe hat, daher iſt er mir ſehr wohl bekannt. Jch verſtummete und ſprach: iſts moͤglich!! Nach einigen Conſultationen mit meinem Philipp in Abſicht der Fortſetzung unſrer Reiſe, fiel der endliche Schluß dahinaus, daß ich den Spondeengaͤnger beſtieg, und Philipp den uͤbrigen Theil des Weges, un- ter der Qualitaͤt eines reiſenden Jaͤgers, zu Fuß machte. Bey dem traͤgen Eſels- ſchritt meines Gauls, bey einem Weg von zwey bis drey Tagereiſen, und dem neuen Reichthum phyſiognomiſcher Erfahrungen, dacht ich meinen Gedanken freies Spiel zu laſſen, und mich unter mancherley Be- trachtungen herum zu tummeln; glaubte die Meditationen wuͤrden ſich an allen Waͤnden und Geſparren meiner Hirnkam- mer ſo dick anlegen, wie der Arſenik in ei- ner

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/302>, abgerufen am 18.12.2024.