len noch auf. Vielleicht sinds nur die lez- ten Zuckungen, des sterbenden Behemot- ungeheuers. Noch immer giebts also in- toleraute Ameisen, die sich um den religiö- sen Strohhalm streiten. Wenn ich sie doch all unter der eisernen Glock' hätte, die der Baron Hüpsch erfunden hat, das un- nütze Geschmeiß zu vertilgen, so sollt mirs wahrlich nicht auf eine Schwefel-Lunten an- kommen! -- Halt, dacht ich hier, das ist wohl nicht der rechte Weg, da komme ich mit meinem gutgemeinten Eifer zu weit lin- ker Hand. Ein Toleranzprediger mit der Schwefel-Lunten in der Hand! --
Nachdem ich das curriculum vitae mei- ner ehrlichen Wirthsleute nach den wesent- lichsten Umständen vernommen hatte, mach- te mir die Hausfrau eine Streu von dür- rem Laub, breitete meinen Reisemantel darüber, und ich schlief so weich und wohl darauf, wie in dem Geroldsheimer antiken
Braut-
len noch auf. Vielleicht ſinds nur die lez- ten Zuckungen, des ſterbenden Behemot- ungeheuers. Noch immer giebts alſo in- toleraute Ameiſen, die ſich um den religioͤ- ſen Strohhalm ſtreiten. Wenn ich ſie doch all unter der eiſernen Glock’ haͤtte, die der Baron Huͤpſch erfunden hat, das un- nuͤtze Geſchmeiß zu vertilgen, ſo ſollt mirs wahrlich nicht auf eine Schwefel-Lunten an- kommen! — Halt, dacht ich hier, das iſt wohl nicht der rechte Weg, da komme ich mit meinem gutgemeinten Eifer zu weit lin- ker Hand. Ein Toleranzprediger mit der Schwefel-Lunten in der Hand! —
Nachdem ich das curriculum vitae mei- ner ehrlichen Wirthsleute nach den weſent- lichſten Umſtaͤnden vernommen hatte, mach- te mir die Hausfrau eine Streu von duͤr- rem Laub, breitete meinen Reiſemantel daruͤber, und ich ſchlief ſo weich und wohl darauf, wie in dem Geroldsheimer antiken
Braut-
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len noch auf. Vielleicht ſinds nur die lez-
ten Zuckungen, des ſterbenden Behemot-
ungeheuers. Noch immer giebts alſo in-
toleraute Ameiſen, die ſich um den religioͤ-
ſen Strohhalm ſtreiten. Wenn ich ſie
doch all unter der eiſernen Glock’ haͤtte, die
der Baron Huͤpſch erfunden hat, das un-
nuͤtze Geſchmeiß zu vertilgen, ſo ſollt mirs
wahrlich nicht auf eine Schwefel-Lunten an-
kommen! — Halt, dacht ich hier, das iſt
wohl nicht der rechte Weg, da komme ich
mit meinem gutgemeinten Eifer zu weit lin-
ker Hand. Ein Toleranzprediger mit der
Schwefel-Lunten in der Hand! —
Nachdem ich das curriculum vitae mei-
ner ehrlichen Wirthsleute nach den weſent-
lichſten Umſtaͤnden vernommen hatte, mach-
te mir die Hausfrau eine Streu von duͤr-
rem Laub, breitete meinen Reiſemantel
daruͤber, und ich ſchlief ſo weich und wohl
darauf, wie in dem Geroldsheimer antiken
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/288>, abgerufen am 24.11.2024.
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