unter diesen geheimen Dialogen so viel Schofelzeug wie in einem Meßkatalogus. Was das Gespräch mit Lottchen unter vier Augen anbetrift, welchen Werth es an sich haben mag, hoff ich wenigstens nicht daß sich die Jugend daran ärgern werde. Also:
Sie und Jch.
Jch. Wir haben lang gnug Silhouetten gemustert, lassen wir für heut' das täu- schende Schattenspiel, und suchen uns reel- lere Nahrung für Geist und Herz. Jch dächt' wir nähmen ein Vollgesicht, oder ein ausgeführtes Profil vor. -- Schlug im dritten Theil, gleichsam zur Vorübung, Raphaels Bild auf. -- Was sagen Sie zu diesem Gesicht?
Sie. Nicht halb so viel Gutes, als Herr L. davon gesagt hat.
Jch. Wie? Finden Sie es nicht so ein- fach, so vollfühlend, so Lustempfänglich, so
ver-
unter dieſen geheimen Dialogen ſo viel Schofelzeug wie in einem Meßkatalogus. Was das Geſpraͤch mit Lottchen unter vier Augen anbetrift, welchen Werth es an ſich haben mag, hoff ich wenigſtens nicht daß ſich die Jugend daran aͤrgern werde. Alſo:
Sie und Jch.
Jch. Wir haben lang gnug Silhouetten gemuſtert, laſſen wir fuͤr heut’ das taͤu- ſchende Schattenſpiel, und ſuchen uns reel- lere Nahrung fuͤr Geiſt und Herz. Jch daͤcht’ wir naͤhmen ein Vollgeſicht, oder ein ausgefuͤhrtes Profil vor. — Schlug im dritten Theil, gleichſam zur Voruͤbung, Raphaels Bild auf. — Was ſagen Sie zu dieſem Geſicht?
Sie. Nicht halb ſo viel Gutes, als Herr L. davon geſagt hat.
Jch. Wie? Finden Sie es nicht ſo ein- fach, ſo vollfuͤhlend, ſo Luſtempfaͤnglich, ſo
ver-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0206"n="198"/>
unter dieſen geheimen Dialogen ſo viel<lb/>
Schofelzeug wie in einem Meßkatalogus.<lb/>
Was das Geſpraͤch mit Lottchen unter vier<lb/>
Augen anbetrift, welchen Werth es an<lb/>ſich haben mag, hoff ich wenigſtens nicht<lb/>
daß ſich die Jugend daran aͤrgern werde.<lb/>
Alſo:</p><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Sie und Jch.</hi></head><lb/><p><hirendition="#fr">Jch</hi>. Wir haben lang gnug Silhouetten<lb/>
gemuſtert, laſſen wir fuͤr heut’ das taͤu-<lb/>ſchende Schattenſpiel, und ſuchen uns reel-<lb/>
lere Nahrung fuͤr Geiſt und Herz. Jch<lb/>
daͤcht’ wir naͤhmen ein Vollgeſicht, oder<lb/>
ein ausgefuͤhrtes Profil vor. — Schlug<lb/>
im dritten Theil, gleichſam zur Voruͤbung,<lb/>
Raphaels Bild auf. — Was ſagen Sie<lb/>
zu dieſem Geſicht?</p><lb/><p><hirendition="#fr">Sie</hi>. Nicht halb ſo viel Gutes, als<lb/>
Herr L. davon geſagt hat.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Jch</hi>. Wie? Finden Sie es nicht ſo ein-<lb/>
fach, ſo vollfuͤhlend, ſo Luſtempfaͤnglich, ſo<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ver-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[198/0206]
unter dieſen geheimen Dialogen ſo viel
Schofelzeug wie in einem Meßkatalogus.
Was das Geſpraͤch mit Lottchen unter vier
Augen anbetrift, welchen Werth es an
ſich haben mag, hoff ich wenigſtens nicht
daß ſich die Jugend daran aͤrgern werde.
Alſo:
Sie und Jch.
Jch. Wir haben lang gnug Silhouetten
gemuſtert, laſſen wir fuͤr heut’ das taͤu-
ſchende Schattenſpiel, und ſuchen uns reel-
lere Nahrung fuͤr Geiſt und Herz. Jch
daͤcht’ wir naͤhmen ein Vollgeſicht, oder
ein ausgefuͤhrtes Profil vor. — Schlug
im dritten Theil, gleichſam zur Voruͤbung,
Raphaels Bild auf. — Was ſagen Sie
zu dieſem Geſicht?
Sie. Nicht halb ſo viel Gutes, als
Herr L. davon geſagt hat.
Jch. Wie? Finden Sie es nicht ſo ein-
fach, ſo vollfuͤhlend, ſo Luſtempfaͤnglich, ſo
ver-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/206>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.