Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779.gen Töchter unbefragt wie Circassische Skla- iudi- M
gen Toͤchter unbefragt wie Circaſſiſche Skla- iudi- M
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gen Toͤchter unbefragt wie Circaſſiſche Skla-
vinnen zu verhandeln nichts taugt; aber
ich finde die Methode der Toͤchter, ohne
Vorwiſſen der Eltern ihr Herz zu verſagen,
nicht um ein Haar beſſer, ſo landuͤblich ſie
auch ſeyn mag. Jch bin ein ſtatu docili-
tatis, und wuͤnſchte nur von der Lage des
Herzens meiner Lotte iezt zuverlaͤßig unter-
richtet zu ſeyn. Jhre Theorie hat mich
an dem Maͤdchen ganz irr gemacht. —
Jm Fall ſie ein Liebesgeheimniß haͤtte,
wuͤrd’ ichs ihr entreiſſen koͤnnen? Jn der-
gleichen Augelegenheiten ſind Vaͤter wohl
ſelten die Vertrauten. Eine ſchlaue Ge-
ſpielin waͤr hier ohne Zweifel das be-
quemſte Vehikulum; allein die fehlt —
Und Jhnen die Wahrheit zu geſtehen, mei-
ner phyſiognomiſchen Einſicht trau ich in
dem Fach der Liebeskunde wenig zu: ich
bin ſeit vielen Jahren ganz aus der Rou-
tine, die Phyſiognomie eines Maͤdchens zu
iudi-
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Zitationshilfe: | Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/185>, abgerufen am 16.02.2025. |