gnug, er vermuthe, daß der Pastor loci mit einem gleichen Antrag umgehe. Es müsse von der Heuraths-Jntrigue etwas hinüber ins Pfarrshaus transpiriret seyn; denn er, der Vater, habe ein Billet auf- gefangen, welches an die Tochter gerichtet gewesen, und gar weinerlichen Jnhalts sey. Skribent lamentire sehr, daß der Mond sei- nen falben Schimmer iezt ganz zur Unzeit den geselligen Abendstunden raube, und mit trägem Schritt und abnehmenden Lich- te, erst in der mitternächtlichen Gespenster- stunde zum Vorschein komme; da er doch dem lieben Mädchen etwas zu eröffnen ha- be, davon der ganze Erfolg ihrer Pilgerrei- se durch die Welt abhange. Er beschwöre sie bey allem was ihr heilig sey, keinem Vorschlage ihre zukünftige Bestimmung be- treffend Gehör zu geben, eh und bevor der Mond der Erde wieder mit falbem Glanze leuchte, dann woll' er vor dem Augesichte
des
gnug, er vermuthe, daß der Paſtor loci mit einem gleichen Antrag umgehe. Es muͤſſe von der Heuraths-Jntrigue etwas hinuͤber ins Pfarrshaus tranſpiriret ſeyn; denn er, der Vater, habe ein Billet auf- gefangen, welches an die Tochter gerichtet geweſen, und gar weinerlichen Jnhalts ſey. Skribent lamentire ſehr, daß der Mond ſei- nen falben Schimmer iezt ganz zur Unzeit den geſelligen Abendſtunden raube, und mit traͤgem Schritt und abnehmenden Lich- te, erſt in der mitternaͤchtlichen Geſpenſter- ſtunde zum Vorſchein komme; da er doch dem lieben Maͤdchen etwas zu eroͤffnen ha- be, davon der ganze Erfolg ihrer Pilgerrei- ſe durch die Welt abhange. Er beſchwoͤre ſie bey allem was ihr heilig ſey, keinem Vorſchlage ihre zukuͤnftige Beſtimmung be- treffend Gehoͤr zu geben, eh und bevor der Mond der Erde wieder mit falbem Glanze leuchte, dann woll’ er vor dem Augeſichte
des
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gnug, er vermuthe, daß der Paſtor loci
mit einem gleichen Antrag umgehe. Es
muͤſſe von der Heuraths-Jntrigue etwas
hinuͤber ins Pfarrshaus tranſpiriret ſeyn;
denn er, der Vater, habe ein Billet auf-
gefangen, welches an die Tochter gerichtet
geweſen, und gar weinerlichen Jnhalts ſey.
Skribent lamentire ſehr, daß der Mond ſei-
nen falben Schimmer iezt ganz zur Unzeit
den geſelligen Abendſtunden raube, und
mit traͤgem Schritt und abnehmenden Lich-
te, erſt in der mitternaͤchtlichen Geſpenſter-
ſtunde zum Vorſchein komme; da er doch
dem lieben Maͤdchen etwas zu eroͤffnen ha-
be, davon der ganze Erfolg ihrer Pilgerrei-
ſe durch die Welt abhange. Er beſchwoͤre
ſie bey allem was ihr heilig ſey, keinem
Vorſchlage ihre zukuͤnftige Beſtimmung be-
treffend Gehoͤr zu geben, eh und bevor der
Mond der Erde wieder mit falbem Glanze
leuchte, dann woll’ er vor dem Augeſichte
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/167>, abgerufen am 22.11.2024.
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