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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779.

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ihrer Gebieterin eben die Dienste leistet, die
sich die Tochter und Enkelin des großen Kaiser
Augustus von der prätorianischen Leibwache
erweisen ließ? Damit nun diese tiefsinnige
Untersuchung nicht durch den Haarschleyer,
wohinter die schamhafte Natur die freche
Hurenstirn der Bienenkönigin versteckt hat,
behindert werde, will ich Jhnen kürzlich Be-
richt geben, wie dieselben ohne Beyhülfe
des Meffnerischen Scheermessers, davon zu
entkleiden ist, damit man bey der Schatten-
zeichnung eine scharfe und getreue Gränzlinie
ziehen könne. Diese Erfindung hab ich ei-
nem lieben wohlanstelligen Mädchen zu Ge-
roldsheim, der Tochter meines freundschaft-
lichen Wirthes zu verdanken, mit welcher
ich zuweilen zu physiognomisiren pflege.
Als wir vor einigen Tagen zusammen in
den Fragmenten blätterten, und zufälliger
Weise auf die Abbildung der Bienenmutter
stießen, bedauert ich mit Freund L. den rau-

hen

ihrer Gebieterin eben die Dienſte leiſtet, die
ſich die Tochter und Enkelin des großen Kaiſer
Auguſtus von der praͤtorianiſchen Leibwache
erweiſen ließ? Damit nun dieſe tiefſinnige
Unterſuchung nicht durch den Haarſchleyer,
wohinter die ſchamhafte Natur die freche
Hurenſtirn der Bienenkoͤnigin verſteckt hat,
behindert werde, will ich Jhnen kuͤrzlich Be-
richt geben, wie dieſelben ohne Beyhuͤlfe
des Meffneriſchen Scheermeſſers, davon zu
entkleiden iſt, damit man bey der Schatten-
zeichnung eine ſcharfe und getreue Graͤnzlinie
ziehen koͤnne. Dieſe Erfindung hab ich ei-
nem lieben wohlanſtelligen Maͤdchen zu Ge-
roldsheim, der Tochter meines freundſchaft-
lichen Wirthes zu verdanken, mit welcher
ich zuweilen zu phyſiognomiſiren pflege.
Als wir vor einigen Tagen zuſammen in
den Fragmenten blaͤtterten, und zufaͤlliger
Weiſe auf die Abbildung der Bienenmutter
ſtießen, bedauert ich mit Freund L. den rau-

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[136/0144] ihrer Gebieterin eben die Dienſte leiſtet, die ſich die Tochter und Enkelin des großen Kaiſer Auguſtus von der praͤtorianiſchen Leibwache erweiſen ließ? Damit nun dieſe tiefſinnige Unterſuchung nicht durch den Haarſchleyer, wohinter die ſchamhafte Natur die freche Hurenſtirn der Bienenkoͤnigin verſteckt hat, behindert werde, will ich Jhnen kuͤrzlich Be- richt geben, wie dieſelben ohne Beyhuͤlfe des Meffneriſchen Scheermeſſers, davon zu entkleiden iſt, damit man bey der Schatten- zeichnung eine ſcharfe und getreue Graͤnzlinie ziehen koͤnne. Dieſe Erfindung hab ich ei- nem lieben wohlanſtelligen Maͤdchen zu Ge- roldsheim, der Tochter meines freundſchaft- lichen Wirthes zu verdanken, mit welcher ich zuweilen zu phyſiognomiſiren pflege. Als wir vor einigen Tagen zuſammen in den Fragmenten blaͤtterten, und zufaͤlliger Weiſe auf die Abbildung der Bienenmutter ſtießen, bedauert ich mit Freund L. den rau- hen

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/144>, abgerufen am 25.11.2024.