ia Sie haben die Lavaterischen Opera gar zum Scheiterhaufen kondemnirt, wie die heilige Jnquisition zu Zeiten mit den heim- lichen Juden und verruchten Ketzern zu ver- fahren pflegt. Zum Glück waren die Frag- mente außer dem Haus, und hatten sich vor Ausbruch des Ungewitters, als wenn ihnen Unglück ahndete, zu den Akademisten geflüchtet, wo Jhre gewaltsame Hand nicht hinlangen konnte. Jch will doch nicht hof- fen, daß Sie mir über die neue Ausgabe der ritterlichen Thaten des gestrengen Jun- kers aus der Mancha gerathen sind, und statt der vermeinten Kirchengeschichte diese lesen? Alle Umstände lassen mich vermu- then, daß Sie willens gewesen sind, die Baase des Ritters zu spielen, und über mei- ne Nachlassenschaft daheim eben so ein kriti- sches Halsgericht zu halten, wie iene vor- kluge Cousine über den Bücherschatz des ir- renden Ritters. Meinen Sie denn, das
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ia Sie haben die Lavateriſchen Opera gar zum Scheiterhaufen kondemnirt, wie die heilige Jnquiſition zu Zeiten mit den heim- lichen Juden und verruchten Ketzern zu ver- fahren pflegt. Zum Gluͤck waren die Frag- mente außer dem Haus, und hatten ſich vor Ausbruch des Ungewitters, als wenn ihnen Ungluͤck ahndete, zu den Akademiſten gefluͤchtet, wo Jhre gewaltſame Hand nicht hinlangen konnte. Jch will doch nicht hof- fen, daß Sie mir uͤber die neue Ausgabe der ritterlichen Thaten des geſtrengen Jun- kers aus der Mancha gerathen ſind, und ſtatt der vermeinten Kirchengeſchichte dieſe leſen? Alle Umſtaͤnde laſſen mich vermu- then, daß Sie willens geweſen ſind, die Baaſe des Ritters zu ſpielen, und uͤber mei- ne Nachlaſſenſchaft daheim eben ſo ein kriti- ſches Halsgericht zu halten, wie iene vor- kluge Couſine uͤber den Buͤcherſchatz des ir- renden Ritters. Meinen Sie denn, das
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ia Sie haben die Lavateriſchen Opera gar
zum Scheiterhaufen kondemnirt, wie die
heilige Jnquiſition zu Zeiten mit den heim-
lichen Juden und verruchten Ketzern zu ver-
fahren pflegt. Zum Gluͤck waren die Frag-
mente außer dem Haus, und hatten ſich
vor Ausbruch des Ungewitters, als wenn
ihnen Ungluͤck ahndete, zu den Akademiſten
gefluͤchtet, wo Jhre gewaltſame Hand nicht
hinlangen konnte. Jch will doch nicht hof-
fen, daß Sie mir uͤber die neue Ausgabe
der ritterlichen Thaten des geſtrengen Jun-
kers aus der Mancha gerathen ſind, und
ſtatt der vermeinten Kirchengeſchichte dieſe
leſen? Alle Umſtaͤnde laſſen mich vermu-
then, daß Sie willens geweſen ſind, die
Baaſe des Ritters zu ſpielen, und uͤber mei-
ne Nachlaſſenſchaft daheim eben ſo ein kriti-
ſches Halsgericht zu halten, wie iene vor-
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/134>, abgerufen am 22.11.2024.
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