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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779.

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Wie ich der Sach eines Abends in der
Still nachdacht', und mich dabey an den
warmen Ofen gesezt hatte, weil der Wind
mächtig über die Haberstoppeln strich, fiel
mir unversehens die Ueberschrift: constan-
ter,
in dem handfesten Gewölk an der
Ofenplatte, oben über dem springenden
Braunschweiger Roß, in die Augen. Das
nahm ich für einen Wink meines Genius
an, mit eben dem Vertrauen, als eine
fromme Matron einen gezogenen Denkspruch
aus dem himmlischen Schazkästlein. Ha-
be nicht ermangelt, sprach ich zu mir selber,
sowohl auf meinen Reisen als zu Haus auf
alle physiognomische Gegenstände fleißig zu
invigiliren; hab die innre Energie der See-
le oder den Zentralgeist in mir, seit langer
Zeit allein darauf gesteuret: Wie sollts nun
an der Beharrlichkeit fehlen? Will mit
meinem Herzen den Bund erneuern, nie in
der Standhaftigkeit zu wanken, sondern so

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G

Wie ich der Sach eines Abends in der
Still nachdacht’, und mich dabey an den
warmen Ofen geſezt hatte, weil der Wind
maͤchtig uͤber die Haberſtoppeln ſtrich, fiel
mir unverſehens die Ueberſchrift: conſtan-
ter,
in dem handfeſten Gewoͤlk an der
Ofenplatte, oben uͤber dem ſpringenden
Braunſchweiger Roß, in die Augen. Das
nahm ich fuͤr einen Wink meines Genius
an, mit eben dem Vertrauen, als eine
fromme Matron einen gezogenen Denkſpruch
aus dem himmliſchen Schazkaͤſtlein. Ha-
be nicht ermangelt, ſprach ich zu mir ſelber,
ſowohl auf meinen Reiſen als zu Haus auf
alle phyſiognomiſche Gegenſtaͤnde fleißig zu
invigiliren; hab die innre Energie der See-
le oder den Zentralgeiſt in mir, ſeit langer
Zeit allein darauf geſteuret: Wie ſollts nun
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[97/0105] Wie ich der Sach eines Abends in der Still nachdacht’, und mich dabey an den warmen Ofen geſezt hatte, weil der Wind maͤchtig uͤber die Haberſtoppeln ſtrich, fiel mir unverſehens die Ueberſchrift: conſtan- ter, in dem handfeſten Gewoͤlk an der Ofenplatte, oben uͤber dem ſpringenden Braunſchweiger Roß, in die Augen. Das nahm ich fuͤr einen Wink meines Genius an, mit eben dem Vertrauen, als eine fromme Matron einen gezogenen Denkſpruch aus dem himmliſchen Schazkaͤſtlein. Ha- be nicht ermangelt, ſprach ich zu mir ſelber, ſowohl auf meinen Reiſen als zu Haus auf alle phyſiognomiſche Gegenſtaͤnde fleißig zu invigiliren; hab die innre Energie der See- le oder den Zentralgeiſt in mir, ſeit langer Zeit allein darauf geſteuret: Wie ſollts nun an der Beharrlichkeit fehlen? Will mit meinem Herzen den Bund erneuern, nie in der Standhaftigkeit zu wanken, ſondern ſo lang G

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/105>, abgerufen am 21.11.2024.