die nicht eßbaren Ding in Klassen zu ord- nen, und sie so zu specifiziren wie die eß- baren, sollt es wohl der Mühe lohnen, wenn sich Einer dran gäb, der alle nicht eßbare Ding fein systematisch ordnete, und als ein modisches Etwas, oder als ei- nen Versuch über atrophische Substanzen, öffentlich ans Licht stellte. Viel Kopfbre- chens würd's eben nicht kosten: denn es sind wohl wenig Ding in der Natur, die nicht irgend einmal in einem Menschenma- gen sollten aufgeschlossen und in Chylus verwandelt worden seyn. Daher die Na- turforscher befunden haben, daß nächst dem Hayfisch kein gefräßiger Thier auf Gottes Erdboden sey, als der Mensch. Denn nachdem durch den berüchtigten Wittenber- ger Steinfresser, die Bachkieseln unter die Nahrungsmittel sind versetzet worden; auch einer alten Sage nach, das Weinsberger Reutergeschwader alles Lederwerk, mit Jnn-
begriff
die nicht eßbaren Ding in Klaſſen zu ord- nen, und ſie ſo zu ſpecifiziren wie die eß- baren, ſollt es wohl der Muͤhe lohnen, wenn ſich Einer dran gaͤb, der alle nicht eßbare Ding fein ſyſtematiſch ordnete, und als ein modiſches Etwas, oder als ei- nen Verſuch uͤber atrophiſche Subſtanzen, oͤffentlich ans Licht ſtellte. Viel Kopfbre- chens wuͤrd’s eben nicht koſten: denn es ſind wohl wenig Ding in der Natur, die nicht irgend einmal in einem Menſchenma- gen ſollten aufgeſchloſſen und in Chylus verwandelt worden ſeyn. Daher die Na- turforſcher befunden haben, daß naͤchſt dem Hayfiſch kein gefraͤßiger Thier auf Gottes Erdboden ſey, als der Menſch. Denn nachdem durch den beruͤchtigten Wittenber- ger Steinfreſſer, die Bachkieſeln unter die Nahrungsmittel ſind verſetzet worden; auch einer alten Sage nach, das Weinsberger Reutergeſchwader alles Lederwerk, mit Jnn-
begriff
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die nicht eßbaren Ding in Klaſſen zu ord-
nen, und ſie ſo zu ſpecifiziren wie die eß-
baren, ſollt es wohl der Muͤhe lohnen,
wenn ſich Einer dran gaͤb, der alle nicht
eßbare Ding fein ſyſtematiſch ordnete, und
als ein modiſches Etwas, oder als ei-
nen Verſuch uͤber atrophiſche Subſtanzen,
oͤffentlich ans Licht ſtellte. Viel Kopfbre-
chens wuͤrd’s eben nicht koſten: denn es
ſind wohl wenig Ding in der Natur, die
nicht irgend einmal in einem Menſchenma-
gen ſollten aufgeſchloſſen und in Chylus
verwandelt worden ſeyn. Daher die Na-
turforſcher befunden haben, daß naͤchſt dem
Hayfiſch kein gefraͤßiger Thier auf Gottes
Erdboden ſey, als der Menſch. Denn
nachdem durch den beruͤchtigten Wittenber-
ger Steinfreſſer, die Bachkieſeln unter die
Nahrungsmittel ſind verſetzet worden; auch
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/96>, abgerufen am 16.02.2025.
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