von dem Schwarm der Schöndenker, Dich- ter, Philosophen und Kunstrichter, welche die ehrwürdige Matrone, wie der leuchten- de Bart den Kern eines Kometen umgaben, die sie kleidete, mästete, mit Taschengeld versah, und an welche sie köstliche Dosen, Uhren und Schreibtische verschwendete, hat- ten sicher zwey Drittel nicht die Hälfte Jh- rer Originalität. Aber die herrliche Frau ist entschlafen, ohne meines Wissens Suc- cession zu hinterlassen. -- Jnzwischen geht mehr als ein Weg ins Holz. Wie wärs, wenn ich Jhr Profil an Freund Lavatern einschickte, damit, wenn in seinem physio- gnomischen Addreßcomtoir, von irgend ei- nem Minister, nach einem weisen, klugen, treuen Geheimschreiber Nachfrag geschäh, Jhre Physiognomie, die meiner Meinung nach allen diesen Eigenschaften entspricht, denn Sie sehen doch fürwahr aus wie ein lebendiges Geheimniß, Sie dazu empfehlen
möcht?
von dem Schwarm der Schoͤndenker, Dich- ter, Philoſophen und Kunſtrichter, welche die ehrwuͤrdige Matrone, wie der leuchten- de Bart den Kern eines Kometen umgaben, die ſie kleidete, maͤſtete, mit Taſchengeld verſah, und an welche ſie koͤſtliche Doſen, Uhren und Schreibtiſche verſchwendete, hat- ten ſicher zwey Drittel nicht die Haͤlfte Jh- rer Originalitaͤt. Aber die herrliche Frau iſt entſchlafen, ohne meines Wiſſens Suc- ceſſion zu hinterlaſſen. — Jnzwiſchen geht mehr als ein Weg ins Holz. Wie waͤrs, wenn ich Jhr Profil an Freund Lavatern einſchickte, damit, wenn in ſeinem phyſio- gnomiſchen Addreßcomtoir, von irgend ei- nem Miniſter, nach einem weiſen, klugen, treuen Geheimſchreiber Nachfrag geſchaͤh, Jhre Phyſiognomie, die meiner Meinung nach allen dieſen Eigenſchaften entſpricht, denn Sie ſehen doch fuͤrwahr aus wie ein lebendiges Geheimniß, Sie dazu empfehlen
moͤcht?
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von dem Schwarm der Schoͤndenker, Dich-
ter, Philoſophen und Kunſtrichter, welche
die ehrwuͤrdige Matrone, wie der leuchten-
de Bart den Kern eines Kometen umgaben,
die ſie kleidete, maͤſtete, mit Taſchengeld
verſah, und an welche ſie koͤſtliche Doſen,
Uhren und Schreibtiſche verſchwendete, hat-
ten ſicher zwey Drittel nicht die Haͤlfte Jh-
rer Originalitaͤt. Aber die herrliche Frau
iſt entſchlafen, ohne meines Wiſſens Suc-
ceſſion zu hinterlaſſen. — Jnzwiſchen geht
mehr als ein Weg ins Holz. Wie waͤrs,
wenn ich Jhr Profil an Freund Lavatern
einſchickte, damit, wenn in ſeinem phyſio-
gnomiſchen Addreßcomtoir, von irgend ei-
nem Miniſter, nach einem weiſen, klugen,
treuen Geheimſchreiber Nachfrag geſchaͤh,
Jhre Phyſiognomie, die meiner Meinung
nach allen dieſen Eigenſchaften entſpricht,
denn Sie ſehen doch fuͤrwahr aus wie ein
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/93>, abgerufen am 23.07.2024.
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