Nahrungsmittel, Erziehung, Lage und Ver- hältniß unsers Glücks und anderer äußer- lichen Umständ', auf unsre ganze Denkungs- art einen Einfluß haben, sie formen und be- stimmen: so gewiß ist es auch, daß diese Denkart hinwiederum, in den Werken un- sers Geistes wie in den Werken unsrer Hän- de sich sattsam veroffenbahr. Daher wun- dert mich nicht, daß Jhre Physiognomik eine ganz andere Gestalt hat, als des Lava- ters seine. Unter Jhren Umständen, wür- de Er so wie Sie, und in seiner Lage, wür- den Sie so wie Er die Sach ergriffen haben. Jhre ursprüngliche Denkungsart aus der väterlichen Verlassenschaft, mag wohl der seinen ziemlich homogen gewesen seyn; aber der mächtige Unterschied, der sich nun in Absicht derselben zwischen Jhnen Beyden zu Tage legt, läßt sich, wenn ichs anders recht versteh, aus der vierten Bitt gar an- schaulich erklären. Jhnen hat der Himmel
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Nahrungsmittel, Erziehung, Lage und Ver- haͤltniß unſers Gluͤcks und anderer aͤußer- lichen Umſtaͤnd’, auf unſre ganze Denkungs- art einen Einfluß haben, ſie formen und be- ſtimmen: ſo gewiß iſt es auch, daß dieſe Denkart hinwiederum, in den Werken un- ſers Geiſtes wie in den Werken unſrer Haͤn- de ſich ſattſam veroffenbahr. Daher wun- dert mich nicht, daß Jhre Phyſiognomik eine ganz andere Geſtalt hat, als des Lava- ters ſeine. Unter Jhren Umſtaͤnden, wuͤr- de Er ſo wie Sie, und in ſeiner Lage, wuͤr- den Sie ſo wie Er die Sach ergriffen haben. Jhre urſpruͤngliche Denkungsart aus der vaͤterlichen Verlaſſenſchaft, mag wohl der ſeinen ziemlich homogen geweſen ſeyn; aber der maͤchtige Unterſchied, der ſich nun in Abſicht derſelben zwiſchen Jhnen Beyden zu Tage legt, laͤßt ſich, wenn ichs anders recht verſteh, aus der vierten Bitt gar an- ſchaulich erklaͤren. Jhnen hat der Himmel
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Nahrungsmittel, Erziehung, Lage und Ver-
haͤltniß unſers Gluͤcks und anderer aͤußer-
lichen Umſtaͤnd’, auf unſre ganze Denkungs-
art einen Einfluß haben, ſie formen und be-
ſtimmen: ſo gewiß iſt es auch, daß dieſe
Denkart hinwiederum, in den Werken un-
ſers Geiſtes wie in den Werken unſrer Haͤn-
de ſich ſattſam veroffenbahr. Daher wun-
dert mich nicht, daß Jhre Phyſiognomik
eine ganz andere Geſtalt hat, als des Lava-
ters ſeine. Unter Jhren Umſtaͤnden, wuͤr-
de Er ſo wie Sie, und in ſeiner Lage, wuͤr-
den Sie ſo wie Er die Sach ergriffen haben.
Jhre urſpruͤngliche Denkungsart aus der
vaͤterlichen Verlaſſenſchaft, mag wohl der
ſeinen ziemlich homogen geweſen ſeyn; aber
der maͤchtige Unterſchied, der ſich nun in
Abſicht derſelben zwiſchen Jhnen Beyden zu
Tage legt, laͤßt ſich, wenn ichs anders
recht verſteh, aus der vierten Bitt gar an-
ſchaulich erklaͤren. Jhnen hat der Himmel
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/73>, abgerufen am 23.07.2024.
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