Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779.die Physiognomik das nicht seyn, was sie Jch. Darinn haben Sie wohl Recht. das
die Phyſiognomik das nicht ſeyn, was ſie Jch. Darinn haben Sie wohl Recht. das
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die Phyſiognomik das nicht ſeyn, was ſie
in vierzig oder vielleicht in vierhundert Jah-
ren ſeyn wird. Große Projekte gluͤcken
in der Ausfuͤhrung nicht gleich anfangs,
es iſt gnug, wenn ſie nur zum Theil ge-
lingen.
Jch. Darinn haben Sie wohl Recht.
Drum vergleich ich die Kunſt der koloſſa-
liſchen Bildſaͤule Peter des Großen. Da
iſt untenher alles fix und fertig; der Gra-
nitfels, der zum Fußgeſtell dienen ſollt’,
iſt mit unſaͤglicher Muͤh und Aufwand zur
Stelle gebracht; desgleichen war der Me-
tallguß gluͤcklich biß zum Kopf des Helden
und des Pferdes geſtiegen; aber da hatte
die Freude auf einmal ein End: denn es
platzte die Form. Dem unbeſchadet nennt
der Kuͤnſtler ſeine Arbeit gelungen, obgleich
dem Helden und dem Pferde die Koͤpfe feh-
len, und laut neuerer Berichte, der wie-
derholte Verſuch durch angeſezte Fragmente
das
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Zitationshilfe: | Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/210>, abgerufen am 19.12.2024. |