Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

so ganz zu verstecken gewußt hatte, daß die
krummen Wege der Simonie, dadurch er
mir eine Pfründte zuzuschauzen gedachte,
um meine Papiere kontraktmäßig in baares
Geld zu setzen, nicht wären von den Lau-
rern ausgekundschaftet worden. Mein Ver-
sorger trieb die Menschenliebe, wie ehemals
die Gesellschaft der Wohlthätigen, als ein
Gewerbe, welchem er einen Theil der zeit-
lichen Güter zu verdanken hatte, womit er
vom Himmel gesegnet war.

So wenig Antheil ich an der ganzen
Sache hatte: so schrieb sie doch ein erlauch-
tes Publikum, das wahrlich so wenig er-
leuchtet ist, als der ungeheure dunkle Kör-
per, den Lambert in das Zentrum eines
Sternsystems, oder einer Milchstraße zum
Schweerpunkt versetzet hat, so ganz auf
meine Rechnung, und mit so gehäßigen
Zusätzen, die für einen Kirchenbann gelten
konnten, daß ich auf keine Beförderung in

ein
B 3

ſo ganz zu verſtecken gewußt hatte, daß die
krummen Wege der Simonie, dadurch er
mir eine Pfruͤndte zuzuſchauzen gedachte,
um meine Papiere kontraktmaͤßig in baares
Geld zu ſetzen, nicht waͤren von den Lau-
rern ausgekundſchaftet worden. Mein Ver-
ſorger trieb die Menſchenliebe, wie ehemals
die Geſellſchaft der Wohlthaͤtigen, als ein
Gewerbe, welchem er einen Theil der zeit-
lichen Guͤter zu verdanken hatte, womit er
vom Himmel geſegnet war.

So wenig Antheil ich an der ganzen
Sache hatte: ſo ſchrieb ſie doch ein erlauch-
tes Publikum, das wahrlich ſo wenig er-
leuchtet iſt, als der ungeheure dunkle Koͤr-
per, den Lambert in das Zentrum eines
Sternſyſtems, oder einer Milchſtraße zum
Schweerpunkt verſetzet hat, ſo ganz auf
meine Rechnung, und mit ſo gehaͤßigen
Zuſaͤtzen, die fuͤr einen Kirchenbann gelten
konnten, daß ich auf keine Befoͤrderung in

ein
B 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0021" n="21"/>
&#x017F;o ganz zu ver&#x017F;tecken gewußt hatte, daß die<lb/>
krummen Wege der Simonie, dadurch er<lb/>
mir eine Pfru&#x0364;ndte zuzu&#x017F;chauzen gedachte,<lb/>
um meine Papiere kontraktma&#x0364;ßig in baares<lb/>
Geld zu &#x017F;etzen, nicht wa&#x0364;ren von den Lau-<lb/>
rern ausgekund&#x017F;chaftet worden. Mein Ver-<lb/>
&#x017F;orger trieb die Men&#x017F;chenliebe, wie ehemals<lb/>
die Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft der Wohltha&#x0364;tigen, als ein<lb/>
Gewerbe, welchem er einen Theil der zeit-<lb/>
lichen Gu&#x0364;ter zu verdanken hatte, womit er<lb/>
vom Himmel ge&#x017F;egnet war.</p><lb/>
        <p>So wenig Antheil ich an der ganzen<lb/>
Sache hatte: &#x017F;o &#x017F;chrieb &#x017F;ie doch ein erlauch-<lb/>
tes Publikum, das wahrlich &#x017F;o wenig er-<lb/>
leuchtet i&#x017F;t, als der ungeheure dunkle Ko&#x0364;r-<lb/>
per, den Lambert in das Zentrum eines<lb/>
Stern&#x017F;y&#x017F;tems, oder einer Milch&#x017F;traße zum<lb/>
Schweerpunkt ver&#x017F;etzet hat, &#x017F;o ganz auf<lb/>
meine Rechnung, und mit &#x017F;o geha&#x0364;ßigen<lb/>
Zu&#x017F;a&#x0364;tzen, die fu&#x0364;r einen Kirchenbann gelten<lb/>
konnten, daß ich auf keine Befo&#x0364;rderung in<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B 3</fw><fw place="bottom" type="catch">ein</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0021] ſo ganz zu verſtecken gewußt hatte, daß die krummen Wege der Simonie, dadurch er mir eine Pfruͤndte zuzuſchauzen gedachte, um meine Papiere kontraktmaͤßig in baares Geld zu ſetzen, nicht waͤren von den Lau- rern ausgekundſchaftet worden. Mein Ver- ſorger trieb die Menſchenliebe, wie ehemals die Geſellſchaft der Wohlthaͤtigen, als ein Gewerbe, welchem er einen Theil der zeit- lichen Guͤter zu verdanken hatte, womit er vom Himmel geſegnet war. So wenig Antheil ich an der ganzen Sache hatte: ſo ſchrieb ſie doch ein erlauch- tes Publikum, das wahrlich ſo wenig er- leuchtet iſt, als der ungeheure dunkle Koͤr- per, den Lambert in das Zentrum eines Sternſyſtems, oder einer Milchſtraße zum Schweerpunkt verſetzet hat, ſo ganz auf meine Rechnung, und mit ſo gehaͤßigen Zuſaͤtzen, die fuͤr einen Kirchenbann gelten konnten, daß ich auf keine Befoͤrderung in ein B 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/21
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/21>, abgerufen am 27.04.2024.