schauen wagte. War mir ein herzerqui- kender Anblick, das liebe Kind wieder auf- geheitert zu sehen, der mich für das lästige Ceremoniel entschädigte. Alles Widerstre- bens ungeachtet, mußt ich die Territorial- rechte meines Freundes anerkennen, der nun Roß und Mann in die Burg quartierte. Philipp wurde mein Successor in der Kopti- schen Kirche, und ich mußte von einem Prunkzimmer Besitz nehmen, das mir von der Spörtlerischen Hausphysiognomie einen vortheilhaften Begriff machte: hier sah der wohl behaltene Mann, und die anstellige mit praktischem Verstand alles ordnende Frau aus iedem Winkel hervor. Auf den Abend macht' ich vor Schlafengehen, mei- ner Gewohnheit nach, einige Reflerionen, die das Jncognito veranlaßte.
Zuweilen, dacht ich, gilt ein Privile- gium vom Schneider mehr als eins vom Kaiser. Jn der physiognomischen Welt hat
der
ſchauen wagte. War mir ein herzerqui- kender Anblick, das liebe Kind wieder auf- geheitert zu ſehen, der mich fuͤr das laͤſtige Ceremoniel entſchaͤdigte. Alles Widerſtre- bens ungeachtet, mußt ich die Territorial- rechte meines Freundes anerkennen, der nun Roß und Mann in die Burg quartierte. Philipp wurde mein Succeſſor in der Kopti- ſchen Kirche, und ich mußte von einem Prunkzimmer Beſitz nehmen, das mir von der Spoͤrtleriſchen Hausphyſiognomie einen vortheilhaften Begriff machte: hier ſah der wohl behaltene Mann, und die anſtellige mit praktiſchem Verſtand alles ordnende Frau aus iedem Winkel hervor. Auf den Abend macht’ ich vor Schlafengehen, mei- ner Gewohnheit nach, einige Reflerionen, die das Jncognito veranlaßte.
Zuweilen, dacht ich, gilt ein Privile- gium vom Schneider mehr als eins vom Kaiſer. Jn der phyſiognomiſchen Welt hat
der
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ſchauen wagte. War mir ein herzerqui-
kender Anblick, das liebe Kind wieder auf-
geheitert zu ſehen, der mich fuͤr das laͤſtige
Ceremoniel entſchaͤdigte. Alles Widerſtre-
bens ungeachtet, mußt ich die Territorial-
rechte meines Freundes anerkennen, der
nun Roß und Mann in die Burg quartierte.
Philipp wurde mein Succeſſor in der Kopti-
ſchen Kirche, und ich mußte von einem
Prunkzimmer Beſitz nehmen, das mir von
der Spoͤrtleriſchen Hausphyſiognomie einen
vortheilhaften Begriff machte: hier ſah der
wohl behaltene Mann, und die anſtellige
mit praktiſchem Verſtand alles ordnende
Frau aus iedem Winkel hervor. Auf den
Abend macht’ ich vor Schlafengehen, mei-
ner Gewohnheit nach, einige Reflerionen,
die das Jncognito veranlaßte.
Zuweilen, dacht ich, gilt ein Privile-
gium vom Schneider mehr als eins vom
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/172>, abgerufen am 16.07.2024.
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