Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779.einem sanften Erröthen, ohne den Mund zu fühl
einem ſanften Erroͤthen, ohne den Mund zu fuͤhl
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einem ſanften Erroͤthen, ohne den Mund zu
verzerren, oder wies der erwachſenen Toͤch-
ter Art iſt, ihre Apologie zu machen, die
muͤtterliche Strafpredigt anhoͤrte. Welche
Sittſamkeit allein mich zu des Maͤdchens
Freund wuͤrde gemacht haben, wenn ichs
nicht bereits geweſen waͤr: denn ihre lieb-
liche Geſtalt, und das Zaͤhrgen das in ih-
rem Auge zitterte, hatten ihre magiſche
Kraft ſchon an meinem Herzen geaͤuſſert,
ſonderlich das Lezte. Jſt doch ſonderbar,
weiß mir keinen herzanfaſſendern Anblick,
als wenn ich weibliche Zaͤhren aus einem
ſchoͤnen Auge traͤufeln ſeh, das duͤnkt mich
Morgenthau auf einer ſich aufſchlieſenden
Roſe, mein Herz wird ganz im Gefuͤhle ei-
nes ſanften Entzuͤckens aufgeloͤßt. Bricht
aber die Thraͤnenquelle aus altem Mauer-
werk hervor, ſo kuͤhlt mich die Grotte wo-
her ſie entſpringt mehr, als daß ſie mein
Herz erwaͤrmt, wenigſtens iſts nur Halbge-
fuͤhl
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