Frage. Was hat denn die Natur um sich her, das heilig wie ein Tempel Gottes wär, wenn sie es nicht selbst ist?) Liebe Sterb- liche, die ihr wähnt, es wohne im Tempel keine Gottheit, kein Vater im Himmel, der die Menschen liebe: kommt hierher in diese stille Feier der Nacht, daß ihr den Himmel seht, und all diese Sterne, und das Kom- men des Silbermonds und sein Schimmern ins Dunkle der Bäume und des Gebüsches, wie das Schimmern des Trostes in die trau- rige Seele! (Glößlein. Der Mondschein ist gar eine herrliche Sach'; aber von der Liebe des Allvaters gegen uns arme Sterb- liche, giebts wohl stärkere und eindringliche- re Beweise). Daß ihr diese Kühlung des Abends, diese Kraft des Lebens, aus Got- tes Händen trinket, und ich euch drücke an meinen Busen, und diese Thrän euch sage: Brüder seht wie er so gut ist! Wie er so wohl thut, und seine Liebe so süß ist im
heiligen
Frage. Was hat denn die Natur um ſich her, das heilig wie ein Tempel Gottes waͤr, wenn ſie es nicht ſelbſt iſt?) Liebe Sterb- liche, die ihr waͤhnt, es wohne im Tempel keine Gottheit, kein Vater im Himmel, der die Menſchen liebe: kommt hierher in dieſe ſtille Feier der Nacht, daß ihr den Himmel ſeht, und all dieſe Sterne, und das Kom- men des Silbermonds und ſein Schimmern ins Dunkle der Baͤume und des Gebuͤſches, wie das Schimmern des Troſtes in die trau- rige Seele! (Gloͤßlein. Der Mondſchein iſt gar eine herrliche Sach’; aber von der Liebe des Allvaters gegen uns arme Sterb- liche, giebts wohl ſtaͤrkere und eindringliche- re Beweiſe). Daß ihr dieſe Kuͤhlung des Abends, dieſe Kraft des Lebens, aus Got- tes Haͤnden trinket, und ich euch druͤcke an meinen Buſen, und dieſe Thraͤn euch ſage: Bruͤder ſeht wie er ſo gut iſt! Wie er ſo wohl thut, und ſeine Liebe ſo ſuͤß iſt im
heiligen
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Frage. Was hat denn die Natur um ſich
her, das heilig wie ein Tempel Gottes waͤr,
wenn ſie es nicht ſelbſt iſt?) Liebe Sterb-
liche, die ihr waͤhnt, es wohne im Tempel
keine Gottheit, kein Vater im Himmel, der
die Menſchen liebe: kommt hierher in dieſe
ſtille Feier der Nacht, daß ihr den Himmel
ſeht, und all dieſe Sterne, und das Kom-
men des Silbermonds und ſein Schimmern
ins Dunkle der Baͤume und des Gebuͤſches,
wie das Schimmern des Troſtes in die trau-
rige Seele! (Gloͤßlein. Der Mondſchein
iſt gar eine herrliche Sach’; aber von der
Liebe des Allvaters gegen uns arme Sterb-
liche, giebts wohl ſtaͤrkere und eindringliche-
re Beweiſe). Daß ihr dieſe Kuͤhlung des
Abends, dieſe Kraft des Lebens, aus Got-
tes Haͤnden trinket, und ich euch druͤcke an
meinen Buſen, und dieſe Thraͤn euch ſage:
Bruͤder ſeht wie er ſo gut iſt! Wie er ſo
wohl thut, und ſeine Liebe ſo ſuͤß iſt im
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/139>, abgerufen am 23.07.2024.
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