über seine eigne Physiognomie zu, die der Eigenliebe gar behaglich ist, und das Zu- trauen gegen sich selbst kräftiget und stärket. Trift aber des Beschauers Blick auf Tho- ren, Narren und Meerkatzenphysiognomien, so muß der Witz, der bey Lineamenten von vortheilhafter Bedeutung geschäftig war, Aehnlichkeiten mit des Physiognomisten Ge- sichtsform zu entdecken, dem Scharfsinn weichen, welcher nun die Differenz der Ge- sichtssymmetrie des Beschauers, und der vorhabenden Karrikaturen, mit der Art Selbstzufriedenheit und Gemüthsergötzlich- keit berechnet, die ein Reisender empfindet, der sich in Bedlam besieht; denn da denkt ieder bey sich: Gott sey Lob, daß ich kein solcher Narr bin.
Jnsonderheit hab ich den Glauben, daß keine weibliche Hand die Fragmenten durch- blättert, davon die Eigenthümerin nicht, bey Beschauung aller weiblichen Figuren,
ihre
uͤber ſeine eigne Phyſiognomie zu, die der Eigenliebe gar behaglich iſt, und das Zu- trauen gegen ſich ſelbſt kraͤftiget und ſtaͤrket. Trift aber des Beſchauers Blick auf Tho- ren, Narren und Meerkatzenphyſiognomien, ſo muß der Witz, der bey Lineamenten von vortheilhafter Bedeutung geſchaͤftig war, Aehnlichkeiten mit des Phyſiognomiſten Ge- ſichtsform zu entdecken, dem Scharfſinn weichen, welcher nun die Differenz der Ge- ſichtsſymmetrie des Beſchauers, und der vorhabenden Karrikaturen, mit der Art Selbſtzufriedenheit und Gemuͤthsergoͤtzlich- keit berechnet, die ein Reiſender empfindet, der ſich in Bedlam beſieht; denn da denkt ieder bey ſich: Gott ſey Lob, daß ich kein ſolcher Narr bin.
Jnſonderheit hab ich den Glauben, daß keine weibliche Hand die Fragmenten durch- blaͤttert, davon die Eigenthuͤmerin nicht, bey Beſchauung aller weiblichen Figuren,
ihre
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0118"n="118"/>
uͤber ſeine eigne Phyſiognomie zu, die der<lb/>
Eigenliebe gar behaglich iſt, und das Zu-<lb/>
trauen gegen ſich ſelbſt kraͤftiget und ſtaͤrket.<lb/>
Trift aber des Beſchauers Blick auf Tho-<lb/>
ren, Narren und Meerkatzenphyſiognomien,<lb/>ſo muß der Witz, der bey Lineamenten von<lb/>
vortheilhafter Bedeutung geſchaͤftig war,<lb/>
Aehnlichkeiten mit des Phyſiognomiſten Ge-<lb/>ſichtsform zu entdecken, dem Scharfſinn<lb/>
weichen, welcher nun die Differenz der Ge-<lb/>ſichtsſymmetrie des Beſchauers, und der<lb/>
vorhabenden Karrikaturen, mit der Art<lb/>
Selbſtzufriedenheit und Gemuͤthsergoͤtzlich-<lb/>
keit berechnet, die ein Reiſender empfindet,<lb/>
der ſich in Bedlam beſieht; denn da denkt<lb/>
ieder bey ſich: Gott ſey Lob, daß ich kein<lb/>ſolcher Narr bin.</p><lb/><p>Jnſonderheit hab ich den Glauben, daß<lb/>
keine weibliche Hand die Fragmenten durch-<lb/>
blaͤttert, davon die Eigenthuͤmerin nicht,<lb/>
bey Beſchauung aller weiblichen Figuren,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ihre</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[118/0118]
uͤber ſeine eigne Phyſiognomie zu, die der
Eigenliebe gar behaglich iſt, und das Zu-
trauen gegen ſich ſelbſt kraͤftiget und ſtaͤrket.
Trift aber des Beſchauers Blick auf Tho-
ren, Narren und Meerkatzenphyſiognomien,
ſo muß der Witz, der bey Lineamenten von
vortheilhafter Bedeutung geſchaͤftig war,
Aehnlichkeiten mit des Phyſiognomiſten Ge-
ſichtsform zu entdecken, dem Scharfſinn
weichen, welcher nun die Differenz der Ge-
ſichtsſymmetrie des Beſchauers, und der
vorhabenden Karrikaturen, mit der Art
Selbſtzufriedenheit und Gemuͤthsergoͤtzlich-
keit berechnet, die ein Reiſender empfindet,
der ſich in Bedlam beſieht; denn da denkt
ieder bey ſich: Gott ſey Lob, daß ich kein
ſolcher Narr bin.
Jnſonderheit hab ich den Glauben, daß
keine weibliche Hand die Fragmenten durch-
blaͤttert, davon die Eigenthuͤmerin nicht,
bey Beſchauung aller weiblichen Figuren,
ihre
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/118>, abgerufen am 24.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.