zu betteln und zu stehlen, und gewährt noch überdieß die Befriedigung, keinem Men- schen verbindlich zu seyn."
Lieber Gott! rief ich aus, da weiß man- cher seines Reichthums kein End', bewacht einen Schatz, wie der Drach' in der Fabel, verstehts auch wohl eben so wenig ihn zu nutznießbrauchen: und 'n Andrer braver Kerl muß in Elend schmachten. -- Herr, wollen Sie zu mir ziehn? An nothdürftigen Unterhalt solls Jhnen nicht fehlen: ich bau Kartoffeln gnug, Sie damit zu mästen. Oder wollen Sie Recommendation haben? Jch kenn einen grundreichen Mann, ist mein sehr guter Freund, heißt Dr. Glaser, seßhaft in der Hennebergischen Berg- und Handelstadt Suhla, den Sie par renom- mee wohl kennen werden, besizt einen un- geheuren unterirdischen Schatz Steinsalz. -- 'S ist 'n Wort! der soll Sie veralimentiren. Wär Schand und Sünd wenn der reiche
Crösus,
zu betteln und zu ſtehlen, und gewaͤhrt noch uͤberdieß die Befriedigung, keinem Men- ſchen verbindlich zu ſeyn.“
Lieber Gott! rief ich aus, da weiß man- cher ſeines Reichthums kein End’, bewacht einen Schatz, wie der Drach’ in der Fabel, verſtehts auch wohl eben ſo wenig ihn zu nutznießbrauchen: und ’n Andrer braver Kerl muß in Elend ſchmachten. — Herr, wollen Sie zu mir ziehn? An nothduͤrftigen Unterhalt ſolls Jhnen nicht fehlen: ich bau Kartoffeln gnug, Sie damit zu maͤſten. Oder wollen Sie Recommendation haben? Jch kenn einen grundreichen Mann, iſt mein ſehr guter Freund, heißt Dr. Glaſer, ſeßhaft in der Hennebergiſchen Berg- und Handelſtadt Suhla, den Sie par renom- mée wohl kennen werden, beſizt einen un- geheuren unterirdiſchen Schatz Steinſalz. — ’S iſt ’n Wort! der ſoll Sie veralimentiren. Waͤr Schand und Suͤnd wenn der reiche
Croͤſus,
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zu betteln und zu ſtehlen, und gewaͤhrt noch
uͤberdieß die Befriedigung, keinem Men-
ſchen verbindlich zu ſeyn.“
Lieber Gott! rief ich aus, da weiß man-
cher ſeines Reichthums kein End’, bewacht
einen Schatz, wie der Drach’ in der Fabel,
verſtehts auch wohl eben ſo wenig ihn zu
nutznießbrauchen: und ’n Andrer braver
Kerl muß in Elend ſchmachten. — Herr,
wollen Sie zu mir ziehn? An nothduͤrftigen
Unterhalt ſolls Jhnen nicht fehlen: ich bau
Kartoffeln gnug, Sie damit zu maͤſten.
Oder wollen Sie Recommendation haben?
Jch kenn einen grundreichen Mann, iſt
mein ſehr guter Freund, heißt Dr. Glaſer,
ſeßhaft in der Hennebergiſchen Berg- und
Handelſtadt Suhla, den Sie par renom-
mée wohl kennen werden, beſizt einen un-
geheuren unterirdiſchen Schatz Steinſalz. —
’S iſt ’n Wort! der ſoll Sie veralimentiren.
Waͤr Schand und Suͤnd wenn der reiche
Croͤſus,
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/114>, abgerufen am 24.07.2024.
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