nimmts nur Wunder, daß er so still dabey gesessen, und das Gemächts nicht öffentlich gemißbilliget hat, wenn's so unverdaut Ge- schwätz ist, wie der Herr meynt.
"Darüber wundre ich mich nicht: man könnte allenfalls das Stillschweigen so er- klären, daß Klopstock als ein weiser Mann von dem Fragment keine Notitz nehme, sich zu groß achte, jeder Mücke, die um ihn her sumset, mit der Fliegenklappe nachzu- laufen, um sie zu würgen; in ein paar Jahren sey ja ohnehin Graß über den Un- rath gewachsen. Darüber aber wundre ich mich, wie die Kunstrichter diese Brochüre so ungeahndet durchschlüpfen zu lassen, oder gar heraus zu streichen, sich nicht entblödet haben. Ja der Merkur hat sich kein Ge- wissen gemacht, die Fortsetzung davon zu begehren, und den Verfasser dazu aufzu- muntern. Wenn ein Alter, der's besser verstehen sollte, ein unbedachtsames Kind
eine
F 2
nimmts nur Wunder, daß er ſo ſtill dabey geſeſſen, und das Gemaͤchts nicht oͤffentlich gemißbilliget hat, wenn’s ſo unverdaut Ge- ſchwaͤtz iſt, wie der Herr meynt.
„Daruͤber wundre ich mich nicht: man koͤnnte allenfalls das Stillſchweigen ſo er- klaͤren, daß Klopſtock als ein weiſer Mann von dem Fragment keine Notitz nehme, ſich zu groß achte, jeder Muͤcke, die um ihn her ſumſet, mit der Fliegenklappe nachzu- laufen, um ſie zu wuͤrgen; in ein paar Jahren ſey ja ohnehin Graß uͤber den Un- rath gewachſen. Daruͤber aber wundre ich mich, wie die Kunſtrichter dieſe Brochuͤre ſo ungeahndet durchſchluͤpfen zu laſſen, oder gar heraus zu ſtreichen, ſich nicht entbloͤdet haben. Ja der Merkur hat ſich kein Ge- wiſſen gemacht, die Fortſetzung davon zu begehren, und den Verfaſſer dazu aufzu- muntern. Wenn ein Alter, der’s beſſer verſtehen ſollte, ein unbedachtſames Kind
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nimmts nur Wunder, daß er ſo ſtill dabey
geſeſſen, und das Gemaͤchts nicht oͤffentlich
gemißbilliget hat, wenn’s ſo unverdaut Ge-
ſchwaͤtz iſt, wie der Herr meynt.
„Daruͤber wundre ich mich nicht: man
koͤnnte allenfalls das Stillſchweigen ſo er-
klaͤren, daß Klopſtock als ein weiſer Mann
von dem Fragment keine Notitz nehme, ſich
zu groß achte, jeder Muͤcke, die um ihn
her ſumſet, mit der Fliegenklappe nachzu-
laufen, um ſie zu wuͤrgen; in ein paar
Jahren ſey ja ohnehin Graß uͤber den Un-
rath gewachſen. Daruͤber aber wundre ich
mich, wie die Kunſtrichter dieſe Brochuͤre
ſo ungeahndet durchſchluͤpfen zu laſſen, oder
gar heraus zu ſtreichen, ſich nicht entbloͤdet
haben. Ja der Merkur hat ſich kein Ge-
wiſſen gemacht, die Fortſetzung davon zu
begehren, und den Verfaſſer dazu aufzu-
muntern. Wenn ein Alter, der’s beſſer
verſtehen ſollte, ein unbedachtſames Kind
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778/83>, abgerufen am 16.02.2025.
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