ren aus der Gesellschaft werdem das auf Verlangen mit ihrem Zeugniß verbürgen."
Jch faßte meinen Mann scharf ins Auge, konnt ihm keine Schälkeley abmerken, mußt' ihm deshalb Glauben beymessen. Frug weiter: Wer sind Sie und was bedienen Sie?
"Geht diese lezte Frage aufs bürgerliche Leben oder aufs litterarische?"
Je nun, wenn Sie wollen, auf beydes.
"Jm bürgerlichen Leben hab' ich keine Bedienung, denn die Qualification als no- strificirter Magister, gilt da so viel als gar nichts. Aber in der gelehrten Republik bin ich angestellt, habe da mein Aemtgen, das mir Brod giebt auf Lebenszeit."
Herr, sind Sie Aldermann, oder Zunft- meister, oder Sprecher, oder Schreyer des großen Volks? 'S gilt mir gleich, wer Sie auch sind, so sind Sie mir willkommen, hab lang nach einem solchen Republikaner ge-
trach-
ren aus der Geſellſchaft werdem das auf Verlangen mit ihrem Zeugniß verbuͤrgen.„
Jch faßte meinen Mann ſcharf ins Auge, konnt ihm keine Schaͤlkeley abmerken, mußt’ ihm deshalb Glauben beymeſſen. Frug weiter: Wer ſind Sie und was bedienen Sie?
„Geht dieſe lezte Frage aufs buͤrgerliche Leben oder aufs litterariſche?„
Je nun, wenn Sie wollen, auf beydes.
„Jm buͤrgerlichen Leben hab’ ich keine Bedienung, denn die Qualification als no- ſtrificirter Magiſter, gilt da ſo viel als gar nichts. Aber in der gelehrten Republik bin ich angeſtellt, habe da mein Aemtgen, das mir Brod giebt auf Lebenszeit.„
Herr, ſind Sie Aldermann, oder Zunft- meiſter, oder Sprecher, oder Schreyer des großen Volks? ’S gilt mir gleich, wer Sie auch ſind, ſo ſind Sie mir willkommen, hab lang nach einem ſolchen Republikaner ge-
trach-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0062"n="62"/>
ren aus der Geſellſchaft werdem das auf<lb/>
Verlangen mit ihrem Zeugniß verbuͤrgen.„</p><lb/><p>Jch faßte meinen Mann ſcharf ins Auge,<lb/>
konnt ihm keine Schaͤlkeley abmerken, mußt’<lb/>
ihm deshalb Glauben beymeſſen. Frug<lb/>
weiter: Wer ſind Sie und was bedienen<lb/>
Sie?</p><lb/><p>„Geht dieſe lezte Frage aufs buͤrgerliche<lb/>
Leben oder aufs litterariſche?„</p><lb/><p>Je nun, wenn Sie wollen, auf beydes.</p><lb/><p>„Jm buͤrgerlichen Leben hab’ ich keine<lb/>
Bedienung, denn die Qualification als no-<lb/>ſtrificirter Magiſter, gilt da ſo viel als gar<lb/>
nichts. Aber in der gelehrten Republik<lb/>
bin ich angeſtellt, habe da mein Aemtgen,<lb/>
das mir Brod giebt auf Lebenszeit.„</p><lb/><p>Herr, ſind Sie Aldermann, oder Zunft-<lb/>
meiſter, oder Sprecher, oder Schreyer des<lb/>
großen Volks? ’S gilt mir gleich, wer Sie<lb/>
auch ſind, ſo ſind Sie mir willkommen, hab<lb/>
lang nach einem ſolchen Republikaner ge-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">trach-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[62/0062]
ren aus der Geſellſchaft werdem das auf
Verlangen mit ihrem Zeugniß verbuͤrgen.„
Jch faßte meinen Mann ſcharf ins Auge,
konnt ihm keine Schaͤlkeley abmerken, mußt’
ihm deshalb Glauben beymeſſen. Frug
weiter: Wer ſind Sie und was bedienen
Sie?
„Geht dieſe lezte Frage aufs buͤrgerliche
Leben oder aufs litterariſche?„
Je nun, wenn Sie wollen, auf beydes.
„Jm buͤrgerlichen Leben hab’ ich keine
Bedienung, denn die Qualification als no-
ſtrificirter Magiſter, gilt da ſo viel als gar
nichts. Aber in der gelehrten Republik
bin ich angeſtellt, habe da mein Aemtgen,
das mir Brod giebt auf Lebenszeit.„
Herr, ſind Sie Aldermann, oder Zunft-
meiſter, oder Sprecher, oder Schreyer des
großen Volks? ’S gilt mir gleich, wer Sie
auch ſind, ſo ſind Sie mir willkommen, hab
lang nach einem ſolchen Republikaner ge-
trach-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778/62>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.