Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779.ein guter Bimsstein nöthig seyn, das unnütz Physiognomik deutet auf Menschenliebe, Eins von dreyen begegnet dem physio- spannen, F
ein guter Bimsſtein noͤthig ſeyn, das unnuͤtz Phyſiognomik deutet auf Menſchenliebe, Eins von dreyen begegnet dem phyſio- ſpannen, F
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0087" n="81"/> ein guter Bimsſtein noͤthig ſeyn, das unnuͤtz<lb/> Colorit damit wegzuſchleifen. Jch kom-<lb/> mentir’ mich alſo:</p><lb/> <p>Phyſiognomik deutet auf Menſchenliebe,<lb/> als Ziel und Zweck der Kunſt, wer darauf<lb/> fußet und in dieſer Abſicht phyſiognomiſirt,<lb/> der kommt zum Ziel und lernt Menſchen<lb/> lieb gewinnen. Aber dem Angaffer duͤnkt<lb/> das alles Spielwerk und Nuͤrnberger Tand;<lb/> und der Faſeler kann’s auch nicht reimen,<lb/> reibt ſich die Augen, und ſieht nicht, wie<lb/> Phyſiognomik ſey Gebaͤhrerinn der Men-<lb/> ſchenliebe. Kommt alles drauf an, wie<lb/> einer eine Sach’ treibt. Wer’s recht angreift<lb/> hat Gewinn davon; macht’s einer obenhin<lb/> geht ihm auch alles Links. An dem Spoͤt-<lb/> ter raͤcht ſich die Kunſt: der iſt zu harthaͤu-<lb/> tig Menſchenliebe zu fuͤhlen, drum iſt ihm<lb/> zur Strafe ihr wonniglich Gefuͤhl verſagt.</p><lb/> <p>Eins von dreyen begegnet dem phyſio-<lb/> gnomiſchen Forſcher gewiß; entweder ge-<lb/> lingts ihm, daß er der Kunſt Meiſter wird,<lb/> ihre Geheimniſſe durchſchauet und erfaͤhrt,<lb/> daß ſie lebt und webt in der Liebe; oder er<lb/> lernt nie drauf aus, bleibt ein kalter An-<lb/> ſtauner ſein Lebelang; oder er ſchlaͤgt ganz<lb/> um und vermag nie mit Jnnigkeit zu um-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">F</fw><fw place="bottom" type="catch">ſpannen,</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [81/0087]
ein guter Bimsſtein noͤthig ſeyn, das unnuͤtz
Colorit damit wegzuſchleifen. Jch kom-
mentir’ mich alſo:
Phyſiognomik deutet auf Menſchenliebe,
als Ziel und Zweck der Kunſt, wer darauf
fußet und in dieſer Abſicht phyſiognomiſirt,
der kommt zum Ziel und lernt Menſchen
lieb gewinnen. Aber dem Angaffer duͤnkt
das alles Spielwerk und Nuͤrnberger Tand;
und der Faſeler kann’s auch nicht reimen,
reibt ſich die Augen, und ſieht nicht, wie
Phyſiognomik ſey Gebaͤhrerinn der Men-
ſchenliebe. Kommt alles drauf an, wie
einer eine Sach’ treibt. Wer’s recht angreift
hat Gewinn davon; macht’s einer obenhin
geht ihm auch alles Links. An dem Spoͤt-
ter raͤcht ſich die Kunſt: der iſt zu harthaͤu-
tig Menſchenliebe zu fuͤhlen, drum iſt ihm
zur Strafe ihr wonniglich Gefuͤhl verſagt.
Eins von dreyen begegnet dem phyſio-
gnomiſchen Forſcher gewiß; entweder ge-
lingts ihm, daß er der Kunſt Meiſter wird,
ihre Geheimniſſe durchſchauet und erfaͤhrt,
daß ſie lebt und webt in der Liebe; oder er
lernt nie drauf aus, bleibt ein kalter An-
ſtauner ſein Lebelang; oder er ſchlaͤgt ganz
um und vermag nie mit Jnnigkeit zu um-
ſpannen,
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