Punkt hauptsächlich zn insistiren; da ich denn zu seiner Zeit, Ew. sowohl von dem fernern Verlauf der Sache Bericht zu er- statten, als auch an das Geroldsheimische Amtsgericht, nebst Beifügung der Akten, das Nöthige gelangen zu lassen, nicht ver- fehlen werde. Der ich u. s. w.
Drauf concipirt' ich an den Beamten Spörtler gar nachdenklich folgende Ant- wort:
'S ist kein Spaß mit Jhnen zu physiogno- misiren, so wenig als mit Klopstock Ball zu spielen; der wirft verzweifelt ohn' Anse- hen der Person, daß es laut seines Biogra- phen wohl eher einen blauen Fleck gesetzt hat. Zum Glück trift nicht ieder Wurf, und so Freund, ists Jhnen mit meiner Silhouett' ergangen: Sie haben tüchtig ausgeholt, und vermeinten desto gewisser zu treffen; aber um ein Haar haben Sie überhin gezielt und der Wurf gieng vor- bey, ohne mich mit einem blauen Fleck zu zeichnen. Ein Jrrthum von einer Haarbreite, wissen Sie wohl, macht in der Physiognomie einen größern Unter-
schied,
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Punkt hauptſaͤchlich zn inſiſtiren; da ich denn zu ſeiner Zeit, Ew. ſowohl von dem fernern Verlauf der Sache Bericht zu er- ſtatten, als auch an das Geroldsheimiſche Amtsgericht, nebſt Beifuͤgung der Akten, das Noͤthige gelangen zu laſſen, nicht ver- fehlen werde. Der ich u. ſ. w.
Drauf concipirt’ ich an den Beamten Spoͤrtler gar nachdenklich folgende Ant- wort:
’S iſt kein Spaß mit Jhnen zu phyſiogno- miſiren, ſo wenig als mit Klopſtock Ball zu ſpielen; der wirft verzweifelt ohn’ Anſe- hen der Perſon, daß es laut ſeines Biogra- phen wohl eher einen blauen Fleck geſetzt hat. Zum Gluͤck trift nicht ieder Wurf, und ſo Freund, iſts Jhnen mit meiner Silhouett’ ergangen: Sie haben tuͤchtig ausgeholt, und vermeinten deſto gewiſſer zu treffen; aber um ein Haar haben Sie uͤberhin gezielt und der Wurf gieng vor- bey, ohne mich mit einem blauen Fleck zu zeichnen. Ein Jrrthum von einer Haarbreite, wiſſen Sie wohl, macht in der Phyſiognomie einen groͤßern Unter-
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Punkt hauptſaͤchlich zn inſiſtiren; da ich
denn zu ſeiner Zeit, Ew. ſowohl von dem
fernern Verlauf der Sache Bericht zu er-
ſtatten, als auch an das Geroldsheimiſche
Amtsgericht, nebſt Beifuͤgung der Akten,
das Noͤthige gelangen zu laſſen, nicht ver-
fehlen werde. Der ich u. ſ. w.
Drauf concipirt’ ich an den Beamten
Spoͤrtler gar nachdenklich folgende Ant-
wort:
’S iſt kein Spaß mit Jhnen zu phyſiogno-
miſiren, ſo wenig als mit Klopſtock Ball
zu ſpielen; der wirft verzweifelt ohn’ Anſe-
hen der Perſon, daß es laut ſeines Biogra-
phen wohl eher einen blauen Fleck geſetzt
hat. Zum Gluͤck trift nicht ieder Wurf,
und ſo Freund, iſts Jhnen mit meiner
Silhouett’ ergangen: Sie haben tuͤchtig
ausgeholt, und vermeinten deſto gewiſſer
zu treffen; aber um ein Haar haben Sie
uͤberhin gezielt und der Wurf gieng vor-
bey, ohne mich mit einem blauen Fleck
zu zeichnen. Ein Jrrthum von einer
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen01_1779/153>, abgerufen am 17.06.2024.
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