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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779.

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tallarbeit wie Tubal Kain, Kunstwerk und
Jnstrumente zu feilen. Der Fünfte gräbt
in den Einöden veralteter Urkunden nach den
Wurzeln deutscher Sprach', auch weiß er
sie schmakhaft zuzurichten, und der Sechs-
te beschreibt die Historie seines Vaterlandes,
um Gelegenheit zu haben die Ansicht seines
Pfarrhauses aller Welt in Kupfer vor Au-
gen zu stellen. -- Alles das ohne Nachtheil
ihres Amtes, wie beym Apostel das Tep-
pichweben.

Wenn unsre Theologen insgesamt dem
Beispiel dieser ihrer würdigen Amtsbrüder
folgen wollten; wenn keiner sich eher vor
sein Pult setzte, eine neue Meinung auszu-
sinnen, bis er des Jahres ein paar Pfund
selbst gewonnene Seide gehaspelt, oder ei-
nige Dutzend Brenngläser und Sonnenmi-
kroskopen geschliffen, oder einige Zentner
Mahagony Holz verarbeitet hätte; oder
wenn doch ia ihr Lieblingsideal auf Spe-
kulation gesteuret wär, die Herren fleißig
Phyognomik trieben, damit diese Geister-
quickende, nützliche und heilsame Wissen-
schaft fein bald die Kinderschuhe verträt',
und zu einer solchen Evidenz gedeihen möcht
wie die Markscheidekunst: so würde die

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tallarbeit wie Tubal Kain, Kunſtwerk und
Jnſtrumente zu feilen. Der Fuͤnfte graͤbt
in den Einoͤden veralteter Urkunden nach den
Wurzeln deutſcher Sprach’, auch weiß er
ſie ſchmakhaft zuzurichten, und der Sechs-
te beſchreibt die Hiſtorie ſeines Vaterlandes,
um Gelegenheit zu haben die Anſicht ſeines
Pfarrhauſes aller Welt in Kupfer vor Au-
gen zu ſtellen. — Alles das ohne Nachtheil
ihres Amtes, wie beym Apoſtel das Tep-
pichweben.

Wenn unſre Theologen insgeſamt dem
Beiſpiel dieſer ihrer wuͤrdigen Amtsbruͤder
folgen wollten; wenn keiner ſich eher vor
ſein Pult ſetzte, eine neue Meinung auszu-
ſinnen, bis er des Jahres ein paar Pfund
ſelbſt gewonnene Seide gehaſpelt, oder ei-
nige Dutzend Brennglaͤſer und Sonnenmi-
kroſkopen geſchliffen, oder einige Zentner
Mahagony Holz verarbeitet haͤtte; oder
wenn doch ia ihr Lieblingsideal auf Spe-
kulation geſteuret waͤr, die Herren fleißig
Phyognomik trieben, damit dieſe Geiſter-
quickende, nuͤtzliche und heilſame Wiſſen-
ſchaft fein bald die Kinderſchuhe vertraͤt’,
und zu einer ſolchen Evidenz gedeihen moͤcht
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[117/0123] tallarbeit wie Tubal Kain, Kunſtwerk und Jnſtrumente zu feilen. Der Fuͤnfte graͤbt in den Einoͤden veralteter Urkunden nach den Wurzeln deutſcher Sprach’, auch weiß er ſie ſchmakhaft zuzurichten, und der Sechs- te beſchreibt die Hiſtorie ſeines Vaterlandes, um Gelegenheit zu haben die Anſicht ſeines Pfarrhauſes aller Welt in Kupfer vor Au- gen zu ſtellen. — Alles das ohne Nachtheil ihres Amtes, wie beym Apoſtel das Tep- pichweben. Wenn unſre Theologen insgeſamt dem Beiſpiel dieſer ihrer wuͤrdigen Amtsbruͤder folgen wollten; wenn keiner ſich eher vor ſein Pult ſetzte, eine neue Meinung auszu- ſinnen, bis er des Jahres ein paar Pfund ſelbſt gewonnene Seide gehaſpelt, oder ei- nige Dutzend Brennglaͤſer und Sonnenmi- kroſkopen geſchliffen, oder einige Zentner Mahagony Holz verarbeitet haͤtte; oder wenn doch ia ihr Lieblingsideal auf Spe- kulation geſteuret waͤr, die Herren fleißig Phyognomik trieben, damit dieſe Geiſter- quickende, nuͤtzliche und heilſame Wiſſen- ſchaft fein bald die Kinderſchuhe vertraͤt’, und zu einer ſolchen Evidenz gedeihen moͤcht wie die Markſcheidekunſt: ſo wuͤrde die Toch- H 3

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen01_1779/123>, abgerufen am 24.11.2024.