Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

die Grundsäule, worauf das ganze Gebäude ruhete, umgefallen wäre: so würde es damit keinen Bestand haben, sondern sie würde in kurzem so zerstöhret werden, daß keine Rudera mehr von einer Julianenakademie würden vorhanden seyn. Herr Lampert machte, ob er gleich gewaltig hinkte, dennoch von seinem unglücklichen Falle eine vortheilhafte Auslegung für die Akademie, er sagte: weil er eben gefallen wäre, da er sich zum Besten derselben beschäftiget hätte, so ließe sich hiervon keine andere Auslegung machen als diese, daß er, wegen der Akademie, in Zukunft vieles leiden würde. Er würde fallen unter böse Zungen: diejenigen Gelehrten welche nicht unter die Zahl der Mitglieder wären aufgenommen worden, und sich doch in der hiesigen Gegend befänden, würden ihren Gift über ihn ausschütten und eben so viele Schmähreden auf ihn erdenken als ehemals die Bücherabschreiber auf Doctor Fausten erdacht hätten, weil dieser die Buchdruckerei sollte erfunden haben. Er würde

die Grundsäule, worauf das ganze Gebäude ruhete, umgefallen wäre: so würde es damit keinen Bestand haben, sondern sie würde in kurzem so zerstöhret werden, daß keine Rudera mehr von einer Julianenakademie würden vorhanden seyn. Herr Lampert machte, ob er gleich gewaltig hinkte, dennoch von seinem unglücklichen Falle eine vortheilhafte Auslegung für die Akademie, er sagte: weil er eben gefallen wäre, da er sich zum Besten derselben beschäftiget hätte, so ließe sich hiervon keine andere Auslegung machen als diese, daß er, wegen der Akademie, in Zukunft vieles leiden würde. Er würde fallen unter böse Zungen: diejenigen Gelehrten welche nicht unter die Zahl der Mitglieder wären aufgenommen worden, und sich doch in der hiesigen Gegend befänden, würden ihren Gift über ihn ausschütten und eben so viele Schmähreden auf ihn erdenken als ehemals die Bücherabschreiber auf Doctor Fausten erdacht hätten, weil dieser die Buchdruckerei sollte erfunden haben. Er würde

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0202" n="200"/>
die Grundsäule, worauf das ganze Gebäude ruhete, umgefallen wäre: so würde es damit keinen Bestand haben, sondern sie würde in kurzem so zerstöhret werden, daß keine Rudera mehr von einer Julianenakademie würden vorhanden seyn. Herr Lampert machte, ob er gleich gewaltig hinkte, dennoch von seinem unglücklichen Falle eine vortheilhafte Auslegung für die Akademie, er sagte: weil er eben gefallen wäre, da er sich zum Besten derselben beschäftiget hätte, so ließe sich hiervon keine andere Auslegung machen als diese, daß er, wegen der Akademie, in <choice><sic>Zunkunft</sic><corr>Zukunft</corr></choice> vieles leiden würde. Er würde fallen unter böse Zungen: diejenigen Gelehrten welche nicht unter die Zahl der Mitglieder wären aufgenommen worden, und sich doch in der hiesigen Gegend befänden, würden ihren Gift über ihn ausschütten und eben so viele Schmähreden auf ihn erdenken als ehemals die Bücherabschreiber auf Doctor Fausten erdacht hätten, weil dieser die Buchdruckerei sollte erfunden haben. Er würde
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[200/0202] die Grundsäule, worauf das ganze Gebäude ruhete, umgefallen wäre: so würde es damit keinen Bestand haben, sondern sie würde in kurzem so zerstöhret werden, daß keine Rudera mehr von einer Julianenakademie würden vorhanden seyn. Herr Lampert machte, ob er gleich gewaltig hinkte, dennoch von seinem unglücklichen Falle eine vortheilhafte Auslegung für die Akademie, er sagte: weil er eben gefallen wäre, da er sich zum Besten derselben beschäftiget hätte, so ließe sich hiervon keine andere Auslegung machen als diese, daß er, wegen der Akademie, in Zukunft vieles leiden würde. Er würde fallen unter böse Zungen: diejenigen Gelehrten welche nicht unter die Zahl der Mitglieder wären aufgenommen worden, und sich doch in der hiesigen Gegend befänden, würden ihren Gift über ihn ausschütten und eben so viele Schmähreden auf ihn erdenken als ehemals die Bücherabschreiber auf Doctor Fausten erdacht hätten, weil dieser die Buchdruckerei sollte erfunden haben. Er würde

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T15:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T15:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenumbruch erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen.
  • Das lange „s“ („ſ“) wird als normales rundes „s“ wiedergegeben.
  • Auslassungspunkte werden, unabhängig von der Anzahl der Punkte, als „…“ (Sonderzeichen Alt+0133) wiedergegeben.
  • Apostrophe werden durch das Sonderzeichen „’“ (Alt+0146) wiedergegeben (nicht durch die Variante auf der Tastatur).
  • Bindestriche werden durch den normalen Bindestrich „-“ wiedergegeben (nicht durch „=“).
  • Gleichheitszeichen „=“ werden als normale Gedankenstriche (Halbgeviertstriche) „–“ wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762/202
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762/202>, abgerufen am 21.11.2024.