Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761.

Bild:
<< vorherige Seite

Freund. Sie hatten einander lange nicht gesehen, und unterhielten sich eine Zeitlang von den Begebenheiten, die unterdessen dem einen sowohl als dem andern zugestoßen waren. Die Gespräche wurden hierauf, da diese beiden einander nichts mehr zu sagen hatten, so mannigfaltig, daß man fast zu gleicher Zeit vom Kriege, von der Verschiedenheit der Sitten der Deutschen und der Engländer, und von Romänen sprach. Das Capitel von den letztern war das längste. Der Major machte dem Rittmeister ein Compliment dadurch, daß er seinen Landsleuten ihr gehöriges Lob gab, daß sie uns mit verschiedenen artigen Romans beschenket hätten. Die vornehmsten wurden genennt und beurtheilet. Beiläufig wurde auch unserer übermäßigen Verehrer des Grandisons gedacht. Der Rittmeister war hierbei aufmerksam, und nach dem Geschmacke der Britten vergnügte er sich ungemein an dem sonderbaren, das diese Leute von sich blicken ließen. Der Major erzählte ihm mehr davon, als uns Anfangs lieb war. Um das

Freund. Sie hatten einander lange nicht gesehen, und unterhielten sich eine Zeitlang von den Begebenheiten, die unterdessen dem einen sowohl als dem andern zugestoßen waren. Die Gespräche wurden hierauf, da diese beiden einander nichts mehr zu sagen hatten, so mannigfaltig, daß man fast zu gleicher Zeit vom Kriege, von der Verschiedenheit der Sitten der Deutschen und der Engländer, und von Romänen sprach. Das Capitel von den letztern war das längste. Der Major machte dem Rittmeister ein Compliment dadurch, daß er seinen Landsleuten ihr gehöriges Lob gab, daß sie uns mit verschiedenen artigen Romans beschenket hätten. Die vornehmsten wurden genennt und beurtheilet. Beiläufig wurde auch unserer übermäßigen Verehrer des Grandisons gedacht. Der Rittmeister war hierbei aufmerksam, und nach dem Geschmacke der Britten vergnügte er sich ungemein an dem sonderbaren, das diese Leute von sich blicken ließen. Der Major erzählte ihm mehr davon, als uns Anfangs lieb war. Um das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0306" n="304"/>
Freund. Sie hatten einander lange nicht gesehen, und unterhielten sich eine Zeitlang von den Begebenheiten, die unterdessen dem einen sowohl als dem andern zugestoßen waren. Die Gespräche wurden hierauf, da diese beiden einander nichts mehr zu sagen hatten, so mannigfaltig, daß man fast zu gleicher Zeit vom Kriege, von der Verschiedenheit der Sitten der Deutschen und der Engländer, und von Romänen sprach. Das Capitel von den letztern war das längste. Der Major machte dem Rittmeister ein Compliment dadurch, daß er seinen Landsleuten ihr gehöriges Lob gab, daß sie uns mit verschiedenen artigen Romans beschenket hätten. Die vornehmsten wurden genennt und beurtheilet. Beiläufig wurde auch unserer übermäßigen Verehrer des Grandisons gedacht. Der Rittmeister war hierbei aufmerksam, und nach dem Geschmacke der Britten vergnügte er sich ungemein an dem sonderbaren, das diese Leute von sich blicken ließen. Der Major erzählte ihm mehr davon, als uns Anfangs lieb war. Um das
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[304/0306] Freund. Sie hatten einander lange nicht gesehen, und unterhielten sich eine Zeitlang von den Begebenheiten, die unterdessen dem einen sowohl als dem andern zugestoßen waren. Die Gespräche wurden hierauf, da diese beiden einander nichts mehr zu sagen hatten, so mannigfaltig, daß man fast zu gleicher Zeit vom Kriege, von der Verschiedenheit der Sitten der Deutschen und der Engländer, und von Romänen sprach. Das Capitel von den letztern war das längste. Der Major machte dem Rittmeister ein Compliment dadurch, daß er seinen Landsleuten ihr gehöriges Lob gab, daß sie uns mit verschiedenen artigen Romans beschenket hätten. Die vornehmsten wurden genennt und beurtheilet. Beiläufig wurde auch unserer übermäßigen Verehrer des Grandisons gedacht. Der Rittmeister war hierbei aufmerksam, und nach dem Geschmacke der Britten vergnügte er sich ungemein an dem sonderbaren, das diese Leute von sich blicken ließen. Der Major erzählte ihm mehr davon, als uns Anfangs lieb war. Um das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T15:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T15:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenumbruch erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen.
  • Das lange „s“ („ſ“) wird als normales rundes „s“ wiedergegeben.
  • Auslassungspunkte werden, unabhängig von der Anzahl der Punkte, als „…“ (Sonderzeichen Alt+0133) wiedergegeben.
  • Apostrophe werden durch das Sonderzeichen „’“ (Alt+0146) wiedergegeben (nicht durch die Variante auf der Tastatur).
  • Bindestriche werden durch den normalen Bindestrich „-“ wiedergegeben (nicht durch „=“).
  • Gleichheitszeichen „=“ werden als normale Gedankenstriche (Halbgeviertstriche) „–“ wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761/306
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761/306>, abgerufen am 28.03.2024.