Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761.er nur sagen, es hätte jemand des Abends an sein Fenster gepocht und sie seiner Tochter hinein gegeben; sich aber sogleich wieder entfernt. Vermuthlich wird er sie auch wirklich auf diese oder eine ähnliche Art erhalten. Er kann noch dazu dichten, er hätte den Ueberbringer derselben nachlaufen wollen, um zu sehen, wer er wäre: da er aber unglücklicherweise über einen Stein gestolpert, so wäre jener entwischt. So viel er bei Mondenschein wahrnehmen können, wäre der Ueberbringer ein langer Mensch gewesen, der das Ansehen eines Jägers gehabt hätte, dieses und noch mehreres von diesem Schlag kann er nach Beschaffenheit der Umstände hinzu fügen, es ist ihm unverwehrt. 5.) Sollte er wieder Briefe von den Fräuleins an jemand zu bestellen kommen, so hüte er sich ja, daß er sie nicht der Person selbsten überbringt, an die solche gerichtet sind. Ich sage ihm dieses zu seinem eigenen Besten. Sobald er einen Brief empfängt, so stecke er solchen in seine Tasche, er darf er nur sagen, es hätte jemand des Abends an sein Fenster gepocht und sie seiner Tochter hinein gegeben; sich aber sogleich wieder entfernt. Vermuthlich wird er sie auch wirklich auf diese oder eine ähnliche Art erhalten. Er kann noch dazu dichten, er hätte den Ueberbringer derselben nachlaufen wollen, um zu sehen, wer er wäre: da er aber unglücklicherweise über einen Stein gestolpert, so wäre jener entwischt. So viel er bei Mondenschein wahrnehmen können, wäre der Ueberbringer ein langer Mensch gewesen, der das Ansehen eines Jägers gehabt hätte, dieses und noch mehreres von diesem Schlag kann er nach Beschaffenheit der Umstände hinzu fügen, es ist ihm unverwehrt. 5.) Sollte er wieder Briefe von den Fräuleins an jemand zu bestellen kommen, so hüte er sich ja, daß er sie nicht der Person selbsten überbringt, an die solche gerichtet sind. Ich sage ihm dieses zu seinem eigenen Besten. Sobald er einen Brief empfängt, so stecke er solchen in seine Tasche, er darf <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0252" n="250"/> er nur sagen, es hätte jemand des Abends an sein Fenster gepocht und sie seiner Tochter hinein gegeben; sich aber sogleich wieder entfernt. Vermuthlich wird er sie auch wirklich auf diese oder eine ähnliche Art erhalten. Er kann noch dazu dichten, er hätte den Ueberbringer derselben nachlaufen wollen, um zu sehen, wer er wäre: da er aber unglücklicherweise über einen Stein gestolpert, so wäre jener entwischt. So viel er bei Mondenschein wahrnehmen können, wäre der Ueberbringer ein langer Mensch gewesen, der das Ansehen eines Jägers gehabt hätte, dieses und noch mehreres von diesem Schlag kann er nach Beschaffenheit der Umstände hinzu fügen, es ist ihm unverwehrt.</p> <p>5.) Sollte er wieder Briefe von den Fräuleins an jemand zu bestellen kommen, so hüte er sich ja, daß er sie nicht der Person selbsten überbringt, an die solche gerichtet sind. Ich sage ihm dieses zu seinem eigenen Besten. Sobald er einen Brief empfängt, so stecke er solchen in seine Tasche, er darf </p> </div> </body> </text> </TEI> [250/0252]
er nur sagen, es hätte jemand des Abends an sein Fenster gepocht und sie seiner Tochter hinein gegeben; sich aber sogleich wieder entfernt. Vermuthlich wird er sie auch wirklich auf diese oder eine ähnliche Art erhalten. Er kann noch dazu dichten, er hätte den Ueberbringer derselben nachlaufen wollen, um zu sehen, wer er wäre: da er aber unglücklicherweise über einen Stein gestolpert, so wäre jener entwischt. So viel er bei Mondenschein wahrnehmen können, wäre der Ueberbringer ein langer Mensch gewesen, der das Ansehen eines Jägers gehabt hätte, dieses und noch mehreres von diesem Schlag kann er nach Beschaffenheit der Umstände hinzu fügen, es ist ihm unverwehrt.
5.) Sollte er wieder Briefe von den Fräuleins an jemand zu bestellen kommen, so hüte er sich ja, daß er sie nicht der Person selbsten überbringt, an die solche gerichtet sind. Ich sage ihm dieses zu seinem eigenen Besten. Sobald er einen Brief empfängt, so stecke er solchen in seine Tasche, er darf
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