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Muralt, Johann von: Eydgnössischer Lust-Garte. Zürich, 1715.

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Das 5. Capittel.
Farbe bedeutet eine lebhaffte/ schleimerichte/
schlecht-außgekochte Feuchtigkeit: dann je dün-
ner das Grün an der Farbe ist/ je minder irr-
discher Feuchtigkeit halten selbige Kräuter insich;
je dicker die Farbe/ je minder rein ist dessen
Safft.

Die grüne Farbe erquicket die durch scharf-
fes sehen geschwächeten Augen/ stärcket und
erfreuet die durch ihre zarte Lieblichkeit. Es ist
je dermänniglich beredt/ daß vermittelst der
vielen Feuchtigkeiten die Lauch-farbigen grünen
Blätter herfürschiessen/ eben darum/ weil sie
nicht gezeitiget ist; gleich wie man hinge-
gen in den Blumen eben da nun wenig schwartzes
oder grüne Farbe erblicken wird/ weil sie auß
einer zarten und außgekochten Materi bestehen.
Daher geschiehet/ daß die grüne Farbe an den
Kräuteren desto heller scheinet/ je minder irrdi-
sche Materi ihre Feuchtigkeit in sich führet.

Die Stafflen der grünen Farbe sind Span-
grün/ Graß-grün/ Lauch-grün/ Salbeinen-
grün/ Oel grün/ Victriol-grün/ Lorbeer-grün/
Wikke-grün u. a. m.

Die blaue Farbe ist eigentlich nichts anders
als ein aufgeheitertes Schatten-Werck/ dann
man siehet/ daß der schwartzester Rauch anfan-
get blau zu werden/ wann er mit ein wenig Liecht
erleuchtet wird; dann wie Plato beweisset/ so
entspringet die blaue Farbe auß Liecht/ weissem
und schwartzem; jedoch wiederspricht deme
Scaliger, in dem er will/ die blaue Farbe komme

her

Das 5. Capittel.
Farbe bedeutet eine lebhaffte/ ſchleimerichte/
ſchlecht-außgekochte Feuchtigkeit: dann je duͤn-
ner das Gruͤn an der Farbe iſt/ je minder irꝛ-
diſcher Feuchtigkeit halten ſelbige Kraͤuter inſich;
je dicker die Farbe/ je minder rein iſt deſſen
Safft.

Die gruͤne Farbe erquicket die durch ſcharf-
fes ſehen geſchwaͤcheten Augen/ ſtaͤrcket und
erfreuet die durch ihre zarte Lieblichkeit. Es iſt
je dermaͤnniglich beredt/ daß vermittelſt der
vielen Feuchtigkeiten die Lauch-farbigen gruͤnen
Blaͤtter herfuͤrſchieſſen/ eben darum/ weil ſie
nicht gezeitiget iſt; gleich wie man hinge-
gen in den Blumen eben da nun wenig ſchwartzes
oder gruͤne Farbe erblicken wird/ weil ſie auß
einer zarten und außgekochten Materi beſtehen.
Daher geſchiehet/ daß die gruͤne Farbe an den
Kraͤuteren deſto heller ſcheinet/ je minder irꝛdi-
ſche Materi ihre Feuchtigkeit in ſich fuͤhret.

Die Stafflen der gruͤnen Farbe ſind Span-
gruͤn/ Graß-gruͤn/ Lauch-gruͤn/ Salbeinen-
gruͤn/ Oel gruͤn/ Victriol-gruͤn/ Lorbeer-gruͤn/
Wikke-gruͤn u. a. m.

Die blaue Farbe iſt eigentlich nichts anders
als ein aufgeheitertes Schatten-Werck/ dann
man ſiehet/ daß der ſchwartzeſter Rauch anfan-
get blau zu werden/ wann er mit ein wenig Liecht
erleuchtet wird; dann wie Plato beweiſſet/ ſo
entſpringet die blaue Farbe auß Liecht/ weiſſem
und ſchwartzem; jedoch wiederſpricht deme
Scaliger, in dem er will/ die blaue Farbe komme

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[48/0080] Das 5. Capittel. Farbe bedeutet eine lebhaffte/ ſchleimerichte/ ſchlecht-außgekochte Feuchtigkeit: dann je duͤn- ner das Gruͤn an der Farbe iſt/ je minder irꝛ- diſcher Feuchtigkeit halten ſelbige Kraͤuter inſich; je dicker die Farbe/ je minder rein iſt deſſen Safft. Die gruͤne Farbe erquicket die durch ſcharf- fes ſehen geſchwaͤcheten Augen/ ſtaͤrcket und erfreuet die durch ihre zarte Lieblichkeit. Es iſt je dermaͤnniglich beredt/ daß vermittelſt der vielen Feuchtigkeiten die Lauch-farbigen gruͤnen Blaͤtter herfuͤrſchieſſen/ eben darum/ weil ſie nicht gezeitiget iſt; gleich wie man hinge- gen in den Blumen eben da nun wenig ſchwartzes oder gruͤne Farbe erblicken wird/ weil ſie auß einer zarten und außgekochten Materi beſtehen. Daher geſchiehet/ daß die gruͤne Farbe an den Kraͤuteren deſto heller ſcheinet/ je minder irꝛdi- ſche Materi ihre Feuchtigkeit in ſich fuͤhret. Die Stafflen der gruͤnen Farbe ſind Span- gruͤn/ Graß-gruͤn/ Lauch-gruͤn/ Salbeinen- gruͤn/ Oel gruͤn/ Victriol-gruͤn/ Lorbeer-gruͤn/ Wikke-gruͤn u. a. m. Die blaue Farbe iſt eigentlich nichts anders als ein aufgeheitertes Schatten-Werck/ dann man ſiehet/ daß der ſchwartzeſter Rauch anfan- get blau zu werden/ wann er mit ein wenig Liecht erleuchtet wird; dann wie Plato beweiſſet/ ſo entſpringet die blaue Farbe auß Liecht/ weiſſem und ſchwartzem; jedoch wiederſpricht deme Scaliger, in dem er will/ die blaue Farbe komme her

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Zitationshilfe: Muralt, Johann von: Eydgnössischer Lust-Garte. Zürich, 1715, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muralt_lustgarte_1715/80>, abgerufen am 23.11.2024.