Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Muralt, Johann von: Eydgnössischer Lust-Garte. Zürich, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite
Von den Gewächsen und derselben Theilen.

Das Fleich der Gewächsen ist dessen vester
Theil/ der sich auf alle Weise/ der Quer/ der
Breite und Länge nach/ zertheilen lasset/ wie eine
solche Matery an den meisten Früchten zu erbli-
ken/ die mit einer Schelffte oder Haut überzogen/
als die Biren/ Apffel/ Pflaumen/ Zwetschgen/ etc.
sind.

Eigentlich bedeutet das Fleisch daßjenig weiches
Wesen der safftreichen Früchten/ welches sonst die
Pulpa, gleichsam die Maul/ das dick Fleisch ohne
Bein heisset/ das zwüschen der Spalt-Aderen li-
get/ wie an der Cassia, den Brännäßlein u. a. m.
zu sehen. Diß Fleisch aber wird den festen Theilen
des Gewächses zu gerechnet/ in dem Gegensatz ge-
gen den feuchten und geistreichen Theilen desselben.

Das Marg ist das schwammichtes Wesen/ das
in Mitten des Stammens und der Aesten der här-
teren Gewächsen enthalten/ wie in dem Holder-
Attich- und Tamarßiken-stauden gewahret wird;
Weil nun das Marg den mittleren/ weicheren und
edleren Theil eines jeden Gewächses vorstellet/ so
wird es auch das Hertz und die Gebehr-Mutter ge-
nennet.

Die Rinde ist gleichsam die Decke und das
Kleid des Gewächses/ darinn hartes und lindes
under einander eingewürcket/ sich leicht von dem
Holtz und Fleisch absönderen oder schellen lasset.

Die aussere Rinde des Gewächses ist gleichsam
der Pantzer/ der ob dem Kleide hergehet/ oder wie
eine Rüffe einer Wunden/ die das neu-wachsende

Fleisch
A 4
Von den Gewaͤchſen und derſelben Theilen.

Das Fleich der Gewaͤchſen iſt deſſen veſter
Theil/ der ſich auf alle Weiſe/ der Quer/ der
Breite und Laͤnge nach/ zertheilen laſſet/ wie eine
ſolche Matery an den meiſten Fruͤchten zu erbli-
ken/ die mit einer Schelffte oder Haut uͤberzogen/
als die Biren/ Apffel/ Pflaumen/ Zwetſchgen/ ꝛc.
ſind.

Eigentlich bedeutet das Fleiſch daßjenig weiches
Weſen der ſafftreichen Fruͤchten/ welches ſonſt die
Pulpa, gleichſam die Maul/ das dick Fleiſch ohne
Bein heiſſet/ das zwuͤſchen der Spalt-Aderen li-
get/ wie an der Caſſia, den Braͤnnaͤßlein u. a. m.
zu ſehen. Diß Fleiſch aber wird den feſten Theilen
des Gewaͤchſes zu gerechnet/ in dem Gegenſatz ge-
gen den feuchten und geiſtreichen Theilen deſſelben.

Das Marg iſt das ſchwammichtes Weſen/ das
in Mitten des Stammens und der Aeſten der haͤr-
teren Gewaͤchſen enthalten/ wie in dem Holder-
Attich- und Tamarßiken-ſtauden gewahret wird;
Weil nun das Marg den mittleren/ weicheren und
edleren Theil eines jeden Gewaͤchſes vorſtellet/ ſo
wird es auch das Hertz und die Gebehr-Mutter ge-
nennet.

Die Rinde iſt gleichſam die Decke und das
Kleid des Gewaͤchſes/ darinn hartes und lindes
under einander eingewuͤrcket/ ſich leicht von dem
Holtz und Fleiſch abſoͤnderen oder ſchellen laſſet.

Die auſſere Rinde des Gewaͤchſes iſt gleichſam
der Pantzer/ der ob dem Kleide hergehet/ oder wie
eine Ruͤffe einer Wunden/ die das neu-wachſende

Fleiſch
A 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0039" n="7"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von den Gewa&#x0364;ch&#x017F;en und der&#x017F;elben Theilen.</hi> </fw><lb/>
          <p>Das Fleich der Gewa&#x0364;ch&#x017F;en i&#x017F;t de&#x017F;&#x017F;en ve&#x017F;ter<lb/>
Theil/ der &#x017F;ich auf alle Wei&#x017F;e/ der Quer/ der<lb/>
Breite und La&#x0364;nge nach/ zertheilen la&#x017F;&#x017F;et/ wie eine<lb/>
&#x017F;olche Matery an den mei&#x017F;ten Fru&#x0364;chten zu erbli-<lb/>
ken/ die mit einer Schelffte oder Haut u&#x0364;berzogen/<lb/>
als die Biren/ Apffel/ Pflaumen/ Zwet&#x017F;chgen/ &#xA75B;c.<lb/>
&#x017F;ind.</p><lb/>
          <p>Eigentlich bedeutet das Flei&#x017F;ch daßjenig weiches<lb/>
We&#x017F;en der &#x017F;afftreichen Fru&#x0364;chten/ welches &#x017F;on&#x017F;t die<lb/><hi rendition="#aq">Pulpa,</hi> gleich&#x017F;am die Maul/ das dick Flei&#x017F;ch ohne<lb/>
Bein hei&#x017F;&#x017F;et/ das zwu&#x0364;&#x017F;chen der Spalt-Aderen li-<lb/>
get/ wie an der <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;&#x017F;ia,</hi> den Bra&#x0364;nna&#x0364;ßlein u. a. m.<lb/>
zu &#x017F;ehen. Diß Flei&#x017F;ch aber wird den fe&#x017F;ten Theilen<lb/>
des Gewa&#x0364;ch&#x017F;es zu gerechnet/ in dem Gegen&#x017F;atz ge-<lb/>
gen den feuchten und gei&#x017F;treichen Theilen de&#x017F;&#x017F;elben.</p><lb/>
          <p>Das Marg i&#x017F;t das &#x017F;chwammichtes We&#x017F;en/ das<lb/>
in Mitten des Stammens und der Ae&#x017F;ten der ha&#x0364;r-<lb/>
teren Gewa&#x0364;ch&#x017F;en enthalten/ wie in dem Holder-<lb/>
Attich- und Tamarßiken-&#x017F;tauden gewahret wird;<lb/>
Weil nun das Marg den mittleren/ weicheren und<lb/>
edleren Theil eines jeden Gewa&#x0364;ch&#x017F;es vor&#x017F;tellet/ &#x017F;o<lb/>
wird es auch das Hertz und die Gebehr-Mutter ge-<lb/>
nennet.</p><lb/>
          <p>Die Rinde i&#x017F;t gleich&#x017F;am die Decke und das<lb/>
Kleid des Gewa&#x0364;ch&#x017F;es/ darinn hartes und lindes<lb/>
under einander eingewu&#x0364;rcket/ &#x017F;ich leicht von dem<lb/>
Holtz und Flei&#x017F;ch ab&#x017F;o&#x0364;nderen oder &#x017F;chellen la&#x017F;&#x017F;et.</p><lb/>
          <p>Die au&#x017F;&#x017F;ere Rinde des Gewa&#x0364;ch&#x017F;es i&#x017F;t gleich&#x017F;am<lb/>
der Pantzer/ der ob dem Kleide hergehet/ oder wie<lb/>
eine Ru&#x0364;ffe einer Wunden/ die das neu-wach&#x017F;ende<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Flei&#x017F;ch</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0039] Von den Gewaͤchſen und derſelben Theilen. Das Fleich der Gewaͤchſen iſt deſſen veſter Theil/ der ſich auf alle Weiſe/ der Quer/ der Breite und Laͤnge nach/ zertheilen laſſet/ wie eine ſolche Matery an den meiſten Fruͤchten zu erbli- ken/ die mit einer Schelffte oder Haut uͤberzogen/ als die Biren/ Apffel/ Pflaumen/ Zwetſchgen/ ꝛc. ſind. Eigentlich bedeutet das Fleiſch daßjenig weiches Weſen der ſafftreichen Fruͤchten/ welches ſonſt die Pulpa, gleichſam die Maul/ das dick Fleiſch ohne Bein heiſſet/ das zwuͤſchen der Spalt-Aderen li- get/ wie an der Caſſia, den Braͤnnaͤßlein u. a. m. zu ſehen. Diß Fleiſch aber wird den feſten Theilen des Gewaͤchſes zu gerechnet/ in dem Gegenſatz ge- gen den feuchten und geiſtreichen Theilen deſſelben. Das Marg iſt das ſchwammichtes Weſen/ das in Mitten des Stammens und der Aeſten der haͤr- teren Gewaͤchſen enthalten/ wie in dem Holder- Attich- und Tamarßiken-ſtauden gewahret wird; Weil nun das Marg den mittleren/ weicheren und edleren Theil eines jeden Gewaͤchſes vorſtellet/ ſo wird es auch das Hertz und die Gebehr-Mutter ge- nennet. Die Rinde iſt gleichſam die Decke und das Kleid des Gewaͤchſes/ darinn hartes und lindes under einander eingewuͤrcket/ ſich leicht von dem Holtz und Fleiſch abſoͤnderen oder ſchellen laſſet. Die auſſere Rinde des Gewaͤchſes iſt gleichſam der Pantzer/ der ob dem Kleide hergehet/ oder wie eine Ruͤffe einer Wunden/ die das neu-wachſende Fleiſch A 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/muralt_lustgarte_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/muralt_lustgarte_1715/39
Zitationshilfe: Muralt, Johann von: Eydgnössischer Lust-Garte. Zürich, 1715, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muralt_lustgarte_1715/39>, abgerufen am 18.12.2024.