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Muralt, Johann von: Eydgnössischer Lust-Garte. Zürich, 1715.

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Von den Gewächsen und derselben Theilen.
hen) sich in die allerreinesten Theile des Nehrsafts
samlet und einwikelt/ einen Saamen oder Kernen
darreichet/ in welchem die Bildnuß des darauß
entspringlichen Gewächses eingeschlossen.

Es bindet sich aber dieser Geist nicht nur in den
Gipflen der Gewächsen zusammen/ sondern auch
aller Orthen in dem gantzen Gewächs; ja voll-
kommene Gewächs ziehen und pflantzen sich zu
Wasser und zu Lande ohne Saamen/ allein durch
eine Bewegung der Matery/ oder durch ein an-
ders schon gemeldetes Mittel/ wie das Nater- oder
Pfenning-Kraut/ Burtzel/ Hertzenbleich/ Was-
ser-Linse u. a. welches geschiehet durch den allge-
meinen Welt-Geist/ der alles durchwanderet.

Jedes Gewächs hat zwey wesentliche Theile/
ohne die es nicht bestehen kan. 1. Die wunder-
kunstlich außgearbeitete Matery/ die in dem
corpore organico, oder würckenden Leibe des Ge-
wächses bestehet/ und zu mancherley Würckun-
gen/ fürauß zu Heilung der Kranckheiten/ dien-
lich/ und in sich selbs zierlich ist. 2. Hat jedes Ge-
wächs seine webende Seele/ oder den flüchtigen
Geist/ der es erfrischet und zu keimen machet/ in-
dem es in Lufft-Röhrleinen und Lufft-Bläßleinen
verschlossen obsich tringet und außzudünsten
trachtet/ inzwüschen aber verschiedene Theile des
Nehr-Saffts mit sich fortreisset/ die Matery des
Gewächses änderet/ beweget und belebet.

Die vollkommene und würckende Theile des
Gewächses sind entweder gleichförmig/ indem sie

mit
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Von den Gewaͤchſen und derſelben Theilen.
hen) ſich in die allerꝛeineſten Theile des Nehrſafts
ſamlet und einwikelt/ einen Saamen oder Kernen
darꝛeichet/ in welchem die Bildnuß des darauß
entſpringlichen Gewaͤchſes eingeſchloſſen.

Es bindet ſich aber dieſer Geiſt nicht nur in den
Gipflen der Gewaͤchſen zuſammen/ ſondern auch
aller Orthen in dem gantzen Gewaͤchs; ja voll-
kommene Gewaͤchs ziehen und pflantzen ſich zu
Waſſer und zu Lande ohne Saamen/ allein durch
eine Bewegung der Matery/ oder durch ein an-
ders ſchon gemeldetes Mittel/ wie das Nater- oder
Pfenning-Kraut/ Burtzel/ Hertzenbleich/ Waſ-
ſer-Linſe u. a. welches geſchiehet durch den allge-
meinen Welt-Geiſt/ der alles durchwanderet.

Jedes Gewaͤchs hat zwey weſentliche Theile/
ohne die es nicht beſtehen kan. 1. Die wunder-
kunſtlich außgearbeitete Matery/ die in dem
corpore organico, oder wuͤrckenden Leibe des Ge-
waͤchſes beſtehet/ und zu mancherley Wuͤrckun-
gen/ fuͤrauß zu Heilung der Kranckheiten/ dien-
lich/ und in ſich ſelbs zierlich iſt. 2. Hat jedes Ge-
waͤchs ſeine webende Seele/ oder den fluͤchtigen
Geiſt/ der es erfriſchet und zu keimen machet/ in-
dem es in Lufft-Roͤhrleinen und Lufft-Blaͤßleinen
verſchloſſen obſich tringet und außzuduͤnſten
trachtet/ inzwuͤſchen aber verſchiedene Theile des
Nehr-Saffts mit ſich fortreiſſet/ die Matery des
Gewaͤchſes aͤnderet/ beweget und belebet.

Die vollkommene und wuͤrckende Theile des
Gewaͤchſes ſind entweder gleichfoͤrmig/ indem ſie

mit
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[9[5]/0037] Von den Gewaͤchſen und derſelben Theilen. hen) ſich in die allerꝛeineſten Theile des Nehrſafts ſamlet und einwikelt/ einen Saamen oder Kernen darꝛeichet/ in welchem die Bildnuß des darauß entſpringlichen Gewaͤchſes eingeſchloſſen. Es bindet ſich aber dieſer Geiſt nicht nur in den Gipflen der Gewaͤchſen zuſammen/ ſondern auch aller Orthen in dem gantzen Gewaͤchs; ja voll- kommene Gewaͤchs ziehen und pflantzen ſich zu Waſſer und zu Lande ohne Saamen/ allein durch eine Bewegung der Matery/ oder durch ein an- ders ſchon gemeldetes Mittel/ wie das Nater- oder Pfenning-Kraut/ Burtzel/ Hertzenbleich/ Waſ- ſer-Linſe u. a. welches geſchiehet durch den allge- meinen Welt-Geiſt/ der alles durchwanderet. Jedes Gewaͤchs hat zwey weſentliche Theile/ ohne die es nicht beſtehen kan. 1. Die wunder- kunſtlich außgearbeitete Matery/ die in dem corpore organico, oder wuͤrckenden Leibe des Ge- waͤchſes beſtehet/ und zu mancherley Wuͤrckun- gen/ fuͤrauß zu Heilung der Kranckheiten/ dien- lich/ und in ſich ſelbs zierlich iſt. 2. Hat jedes Ge- waͤchs ſeine webende Seele/ oder den fluͤchtigen Geiſt/ der es erfriſchet und zu keimen machet/ in- dem es in Lufft-Roͤhrleinen und Lufft-Blaͤßleinen verſchloſſen obſich tringet und außzuduͤnſten trachtet/ inzwuͤſchen aber verſchiedene Theile des Nehr-Saffts mit ſich fortreiſſet/ die Matery des Gewaͤchſes aͤnderet/ beweget und belebet. Die vollkommene und wuͤrckende Theile des Gewaͤchſes ſind entweder gleichfoͤrmig/ indem ſie mit B 3

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Zitationshilfe: Muralt, Johann von: Eydgnössischer Lust-Garte. Zürich, 1715, S. 9[5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muralt_lustgarte_1715/37>, abgerufen am 21.11.2024.