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Muralt, Johann von: Eydgnössischer Lust-Garte. Zürich, 1715.

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Das 10. Capitel.
voller Nerven/ auß deren unter Seithen auf ei-
nem Zoll-langen Stiehlein/ je eines zwey/ drey/
weisse ablang/ ronde Blumen anwachsen/ die an
den Randen in sechs Kerffen getheilet sind/ und so
viel gelbe Spitzlein haben/ samt einem weissen
Stängelein/ der drum zugleich mit den Spitzlein
verdeckt liget. Wann diese abfallen/ so entste-
hen grüne Beeren/ welche den Epichbeeren glei-
chen/ in welchen der Saame in grösse eines Wi-
kes enthalten. Sie kommet in den Wälderen/
an schattigten Orthen/ an den Borten oder Mat-
ten/ und auf den Ebenen herfür.

Sonst füllet diese Wurtzel/ durch ihre hitzige
Geister im Geschmack den gantzen Rachen an mit
Bitterkeit und Räse/ ziehet den zusammen/ im übri-
gen ist sie sehr süß/ daher wird sie wieder den weis-
sen Fluß der Weiberen gebraucht. Ein Quint-
lein schwer darvon eingegeben/ bringet ein Bre-
chen und Stuhlgang/ wann sein abgekochter
Safft außsenher gebraucht wird/ so vertreibet
er die Nissen des Haupts/ und tröcknet die
Raud der Kinderen.

Poten-

Das 10. Capitel.
voller Nerven/ auß deren unter Seithen auf ei-
nem Zoll-langen Stiehlein/ je eines zwey/ drey/
weiſſe ablang/ ronde Blumen anwachſen/ die an
den Randen in ſechs Kerffen getheilet ſind/ und ſo
viel gelbe Spitzlein haben/ ſamt einem weiſſen
Staͤngelein/ der drum zugleich mit den Spitzlein
verdeckt liget. Wann dieſe abfallen/ ſo entſte-
hen gruͤne Beeren/ welche den Epichbeeren glei-
chen/ in welchen der Saame in groͤſſe eines Wi-
kes enthalten. Sie kommet in den Waͤlderen/
an ſchattigten Orthen/ an den Borten oder Mat-
ten/ und auf den Ebenen herfuͤr.

Sonſt fuͤllet dieſe Wurtzel/ durch ihre hitzige
Geiſter im Geſchmack den gantzen Rachen an mit
Bitterkeit und Raͤſe/ ziehet den zuſam̃en/ im uͤbri-
gen iſt ſie ſehr ſuͤß/ daher wird ſie wieder den weiſ-
ſen Fluß der Weiberen gebraucht. Ein Quint-
lein ſchwer darvon eingegeben/ bringet ein Bre-
chen und Stuhlgang/ wann ſein abgekochter
Safft außſenher gebraucht wird/ ſo vertreibet
er die Niſſen des Haupts/ und troͤcknet die
Raud der Kinderen.

Poten-
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[192/0224] Das 10. Capitel. voller Nerven/ auß deren unter Seithen auf ei- nem Zoll-langen Stiehlein/ je eines zwey/ drey/ weiſſe ablang/ ronde Blumen anwachſen/ die an den Randen in ſechs Kerffen getheilet ſind/ und ſo viel gelbe Spitzlein haben/ ſamt einem weiſſen Staͤngelein/ der drum zugleich mit den Spitzlein verdeckt liget. Wann dieſe abfallen/ ſo entſte- hen gruͤne Beeren/ welche den Epichbeeren glei- chen/ in welchen der Saame in groͤſſe eines Wi- kes enthalten. Sie kommet in den Waͤlderen/ an ſchattigten Orthen/ an den Borten oder Mat- ten/ und auf den Ebenen herfuͤr. Sonſt fuͤllet dieſe Wurtzel/ durch ihre hitzige Geiſter im Geſchmack den gantzen Rachen an mit Bitterkeit und Raͤſe/ ziehet den zuſam̃en/ im uͤbri- gen iſt ſie ſehr ſuͤß/ daher wird ſie wieder den weiſ- ſen Fluß der Weiberen gebraucht. Ein Quint- lein ſchwer darvon eingegeben/ bringet ein Bre- chen und Stuhlgang/ wann ſein abgekochter Safft außſenher gebraucht wird/ ſo vertreibet er die Niſſen des Haupts/ und troͤcknet die Raud der Kinderen. Poten-

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Zitationshilfe: Muralt, Johann von: Eydgnössischer Lust-Garte. Zürich, 1715, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muralt_lustgarte_1715/224>, abgerufen am 24.11.2024.