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Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898.

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Missionsseminar eigentlich Missionarisches gar nicht
gelehrt werde; später lernte ich die Gründe verstehen.

Die Methode wechselt, und welche Methode gerade
die rechte ist, das kann nur der beurteilen, der auf dem
Missionsfelde selbst in mancher schlaflosen Nacht die
Zeichen der Zeit durchforscht und mit sich und seinem
Gott gerungen hat um die Erkenntnis des rechten
Weges. Der Satz: "Du sollst das Evangelium predigen!"
enthält noch keine Methode. Wie denn, wenn niemand
da ist, der es sich predigen läßt? So muß man sich
eben sein Material erst suchen. Und wenn man in
Afrika hier und da versucht, die Leute durch Hand-
werkermissionen zu erreichen, warum soll man in Japan
nicht in der geistigen Unterweisung den natürlichen Aus-
gangspunkt finden? Zumal der Erfolg die Vortrefflich-
keit des Weges längst erwiesen hat! Bei einem Volke
wie die Japaner, bei welchem das Wissen so hoch
geschätzt wird, finden gute und nützliche Schulen immer
eine hinreichende Zahl von Besuchern.

So ist denn also damit der erste Teil der Arbeit
gethan, der Grund und Boden ist erworben. Nun kann
die Lockerung des Erdreichs beginnen.

Während der Zeit meiner japanischen Thätigkeit
bestand unser Missionsapparat, soweit er für die Einzel-
bekehrung in Betracht kam, aus sechs Organen. Diese
Organe waren: Die Klöppelschule (später erweitert zur
Frauenhandarbeitsschule), der Damenverein, der Studen-
tenverein "Sol Oriens", die deutsche Fortbildungsschule,
die Sonntagsschule und die Armenschule. Daneben be-
standen in den ersten beiden Jahren, so lange die
"deutsche Vereinsschule" noch unter deutschem Einfluß
stand, regelmäßige Vorträge religiösen und ethischen
Inhalts an derselben. Hier hatten wir nun unser

Miſſionsſeminar eigentlich Miſſionariſches gar nicht
gelehrt werde; ſpäter lernte ich die Gründe verſtehen.

Die Methode wechſelt, und welche Methode gerade
die rechte iſt, das kann nur der beurteilen, der auf dem
Miſſionsfelde ſelbſt in mancher ſchlafloſen Nacht die
Zeichen der Zeit durchforſcht und mit ſich und ſeinem
Gott gerungen hat um die Erkenntnis des rechten
Weges. Der Satz: „Du ſollſt das Evangelium predigen!“
enthält noch keine Methode. Wie denn, wenn niemand
da iſt, der es ſich predigen läßt? So muß man ſich
eben ſein Material erſt ſuchen. Und wenn man in
Afrika hier und da verſucht, die Leute durch Hand-
werkermiſſionen zu erreichen, warum ſoll man in Japan
nicht in der geiſtigen Unterweiſung den natürlichen Aus-
gangspunkt finden? Zumal der Erfolg die Vortrefflich-
keit des Weges längſt erwieſen hat! Bei einem Volke
wie die Japaner, bei welchem das Wiſſen ſo hoch
geſchätzt wird, finden gute und nützliche Schulen immer
eine hinreichende Zahl von Beſuchern.

So iſt denn alſo damit der erſte Teil der Arbeit
gethan, der Grund und Boden iſt erworben. Nun kann
die Lockerung des Erdreichs beginnen.

Während der Zeit meiner japaniſchen Thätigkeit
beſtand unſer Miſſionsapparat, ſoweit er für die Einzel-
bekehrung in Betracht kam, aus ſechs Organen. Dieſe
Organe waren: Die Klöppelſchule (ſpäter erweitert zur
Frauenhandarbeitsſchule), der Damenverein, der Studen-
tenverein „Sol Oriens“, die deutſche Fortbildungsſchule,
die Sonntagsſchule und die Armenſchule. Daneben be-
ſtanden in den erſten beiden Jahren, ſo lange die
„deutſche Vereinsſchule“ noch unter deutſchem Einfluß
ſtand, regelmäßige Vorträge religiöſen und ethiſchen
Inhalts an derſelben. Hier hatten wir nun unſer

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[316/0330] Miſſionsſeminar eigentlich Miſſionariſches gar nicht gelehrt werde; ſpäter lernte ich die Gründe verſtehen. Die Methode wechſelt, und welche Methode gerade die rechte iſt, das kann nur der beurteilen, der auf dem Miſſionsfelde ſelbſt in mancher ſchlafloſen Nacht die Zeichen der Zeit durchforſcht und mit ſich und ſeinem Gott gerungen hat um die Erkenntnis des rechten Weges. Der Satz: „Du ſollſt das Evangelium predigen!“ enthält noch keine Methode. Wie denn, wenn niemand da iſt, der es ſich predigen läßt? So muß man ſich eben ſein Material erſt ſuchen. Und wenn man in Afrika hier und da verſucht, die Leute durch Hand- werkermiſſionen zu erreichen, warum ſoll man in Japan nicht in der geiſtigen Unterweiſung den natürlichen Aus- gangspunkt finden? Zumal der Erfolg die Vortrefflich- keit des Weges längſt erwieſen hat! Bei einem Volke wie die Japaner, bei welchem das Wiſſen ſo hoch geſchätzt wird, finden gute und nützliche Schulen immer eine hinreichende Zahl von Beſuchern. So iſt denn alſo damit der erſte Teil der Arbeit gethan, der Grund und Boden iſt erworben. Nun kann die Lockerung des Erdreichs beginnen. Während der Zeit meiner japaniſchen Thätigkeit beſtand unſer Miſſionsapparat, ſoweit er für die Einzel- bekehrung in Betracht kam, aus ſechs Organen. Dieſe Organe waren: Die Klöppelſchule (ſpäter erweitert zur Frauenhandarbeitsſchule), der Damenverein, der Studen- tenverein „Sol Oriens“, die deutſche Fortbildungsſchule, die Sonntagsſchule und die Armenſchule. Daneben be- ſtanden in den erſten beiden Jahren, ſo lange die „deutſche Vereinsſchule“ noch unter deutſchem Einfluß ſtand, regelmäßige Vorträge religiöſen und ethiſchen Inhalts an derſelben. Hier hatten wir nun unſer

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Zitationshilfe: Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/munzinger_japaner_1898/330>, abgerufen am 22.11.2024.