deckten. Dabei blieben die geistige Rangstellung und der moralische Einfluß unserer Mission nach wie vor sehr bedeutend. Wenn schon bemerkt wurde, daß das Jahr 1897 ein Segensjahr für die japanische Arbeit war, so gilt das im besonderen Maße für das deutsch-schweizerische Missionsunternehmen. Keine Zeit zuvor brachte ihm einen solchen Zuwachs an Arbeitskräften. Aus Deutschland kam ein dritter Missionar mit seiner Gattin und in der jungen Gefährtin des einzigen bisher unverheirateten Missionars ist dem Werke noch eine weitere Gehilfin erstanden. Die theologische Schule absolvierten gleich- zeitig drei hoffnungsvolle und thatenfrohe junge Männer, deren einer schon vor Beginn seines theologischen Stu- diums in einer angesehenen Lehrerstellung an einer höheren Schule seine Tüchtigkeit erwiesen hatte. Sie traten sofort in die praktische Arbeit ein. Neben der Muttergemeinde Hongo bestehen heute noch weitere drei Stationen, zwei in den Stadtteilen Yotzuya und Shi- taya und eine in der Tokyo benachbarten Kreishaupt- stadt Chiba. Als ein weiterer Erfolg des Jahres 1897 darf auch die Einweihung der neuerbauten deutsch-evan- gelischen Kirche zu Tokyo bezeichnet werden. Heute geht es auf der ganzen Linie langsam, aber mit Vertrauen erweckender Sicherheit voran. Die Berichte unserer Missionare klingen zuversichtlich, und wer ihre Ar- beit mit Aufmerksamkeit verfolgt und neben ihrem unverdrossenen Thun auch das betende Herz erkennt, mit welchem sie unter der Fahne Christi, des einigen Heilandes, stehen, der kann nimmermehr zweifeln, daß auch hier das Verheißungswort Gottes mehr und mehr zur Erfüllung kommen wird: "Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein!"
Die evangelische Mission ist die einzige nicht, ja sie wird gegenwärtig an Zahl der Mitglieder noch über-
deckten. Dabei blieben die geiſtige Rangſtellung und der moraliſche Einfluß unſerer Miſſion nach wie vor ſehr bedeutend. Wenn ſchon bemerkt wurde, daß das Jahr 1897 ein Segensjahr für die japaniſche Arbeit war, ſo gilt das im beſonderen Maße für das deutſch-ſchweizeriſche Miſſionsunternehmen. Keine Zeit zuvor brachte ihm einen ſolchen Zuwachs an Arbeitskräften. Aus Deutſchland kam ein dritter Miſſionar mit ſeiner Gattin und in der jungen Gefährtin des einzigen bisher unverheirateten Miſſionars iſt dem Werke noch eine weitere Gehilfin erſtanden. Die theologiſche Schule abſolvierten gleich- zeitig drei hoffnungsvolle und thatenfrohe junge Männer, deren einer ſchon vor Beginn ſeines theologiſchen Stu- diums in einer angeſehenen Lehrerſtellung an einer höheren Schule ſeine Tüchtigkeit erwieſen hatte. Sie traten ſofort in die praktiſche Arbeit ein. Neben der Muttergemeinde Hongo beſtehen heute noch weitere drei Stationen, zwei in den Stadtteilen Yotzuya und Shi- taya und eine in der Tokyo benachbarten Kreishaupt- ſtadt Chiba. Als ein weiterer Erfolg des Jahres 1897 darf auch die Einweihung der neuerbauten deutſch-evan- geliſchen Kirche zu Tokyo bezeichnet werden. Heute geht es auf der ganzen Linie langſam, aber mit Vertrauen erweckender Sicherheit voran. Die Berichte unſerer Miſſionare klingen zuverſichtlich, und wer ihre Ar- beit mit Aufmerkſamkeit verfolgt und neben ihrem unverdroſſenen Thun auch das betende Herz erkennt, mit welchem ſie unter der Fahne Chriſti, des einigen Heilandes, ſtehen, der kann nimmermehr zweifeln, daß auch hier das Verheißungswort Gottes mehr und mehr zur Erfüllung kommen wird: „Ich will dich ſegnen und du ſollſt ein Segen ſein!“
Die evangeliſche Miſſion iſt die einzige nicht, ja ſie wird gegenwärtig an Zahl der Mitglieder noch über-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0313"n="299"/>
deckten. Dabei blieben die geiſtige Rangſtellung und<lb/>
der moraliſche Einfluß unſerer Miſſion nach wie vor ſehr<lb/>
bedeutend. Wenn ſchon bemerkt wurde, daß das Jahr<lb/>
1897 ein Segensjahr für die japaniſche Arbeit war, ſo<lb/>
gilt das im beſonderen Maße für das deutſch-ſchweizeriſche<lb/>
Miſſionsunternehmen. Keine Zeit zuvor brachte ihm einen<lb/>ſolchen Zuwachs an Arbeitskräften. Aus Deutſchland<lb/>
kam ein dritter Miſſionar mit ſeiner Gattin und in der<lb/>
jungen Gefährtin des einzigen bisher unverheirateten<lb/>
Miſſionars iſt dem Werke noch eine weitere Gehilfin<lb/>
erſtanden. Die theologiſche Schule abſolvierten gleich-<lb/>
zeitig drei hoffnungsvolle und thatenfrohe junge Männer,<lb/>
deren einer ſchon vor Beginn ſeines theologiſchen Stu-<lb/>
diums in einer angeſehenen Lehrerſtellung an einer<lb/>
höheren Schule ſeine Tüchtigkeit erwieſen hatte. Sie<lb/>
traten ſofort in die praktiſche Arbeit ein. Neben der<lb/>
Muttergemeinde Hongo beſtehen heute noch weitere drei<lb/>
Stationen, zwei in den Stadtteilen Yotzuya und Shi-<lb/>
taya und eine in der Tokyo benachbarten Kreishaupt-<lb/>ſtadt Chiba. Als ein weiterer Erfolg des Jahres 1897<lb/>
darf auch die Einweihung der neuerbauten deutſch-evan-<lb/>
geliſchen Kirche zu Tokyo bezeichnet werden. Heute geht<lb/>
es auf der ganzen Linie langſam, aber mit Vertrauen<lb/>
erweckender Sicherheit voran. Die Berichte unſerer<lb/>
Miſſionare klingen zuverſichtlich, und wer ihre Ar-<lb/>
beit mit Aufmerkſamkeit verfolgt und neben ihrem<lb/>
unverdroſſenen Thun auch das betende Herz erkennt,<lb/>
mit welchem ſie unter der Fahne Chriſti, des einigen<lb/>
Heilandes, ſtehen, der kann nimmermehr zweifeln, daß<lb/>
auch hier das Verheißungswort Gottes mehr und mehr<lb/>
zur Erfüllung kommen wird: „Ich will dich ſegnen und<lb/>
du ſollſt ein Segen ſein!“</p><lb/><p>Die evangeliſche Miſſion iſt die einzige nicht, ja<lb/>ſie wird gegenwärtig an Zahl der Mitglieder noch über-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[299/0313]
deckten. Dabei blieben die geiſtige Rangſtellung und
der moraliſche Einfluß unſerer Miſſion nach wie vor ſehr
bedeutend. Wenn ſchon bemerkt wurde, daß das Jahr
1897 ein Segensjahr für die japaniſche Arbeit war, ſo
gilt das im beſonderen Maße für das deutſch-ſchweizeriſche
Miſſionsunternehmen. Keine Zeit zuvor brachte ihm einen
ſolchen Zuwachs an Arbeitskräften. Aus Deutſchland
kam ein dritter Miſſionar mit ſeiner Gattin und in der
jungen Gefährtin des einzigen bisher unverheirateten
Miſſionars iſt dem Werke noch eine weitere Gehilfin
erſtanden. Die theologiſche Schule abſolvierten gleich-
zeitig drei hoffnungsvolle und thatenfrohe junge Männer,
deren einer ſchon vor Beginn ſeines theologiſchen Stu-
diums in einer angeſehenen Lehrerſtellung an einer
höheren Schule ſeine Tüchtigkeit erwieſen hatte. Sie
traten ſofort in die praktiſche Arbeit ein. Neben der
Muttergemeinde Hongo beſtehen heute noch weitere drei
Stationen, zwei in den Stadtteilen Yotzuya und Shi-
taya und eine in der Tokyo benachbarten Kreishaupt-
ſtadt Chiba. Als ein weiterer Erfolg des Jahres 1897
darf auch die Einweihung der neuerbauten deutſch-evan-
geliſchen Kirche zu Tokyo bezeichnet werden. Heute geht
es auf der ganzen Linie langſam, aber mit Vertrauen
erweckender Sicherheit voran. Die Berichte unſerer
Miſſionare klingen zuverſichtlich, und wer ihre Ar-
beit mit Aufmerkſamkeit verfolgt und neben ihrem
unverdroſſenen Thun auch das betende Herz erkennt,
mit welchem ſie unter der Fahne Chriſti, des einigen
Heilandes, ſtehen, der kann nimmermehr zweifeln, daß
auch hier das Verheißungswort Gottes mehr und mehr
zur Erfüllung kommen wird: „Ich will dich ſegnen und
du ſollſt ein Segen ſein!“
Die evangeliſche Miſſion iſt die einzige nicht, ja
ſie wird gegenwärtig an Zahl der Mitglieder noch über-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/munzinger_japaner_1898/313>, abgerufen am 09.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.